Karneval

Köln · Nicht nur während des Sitzungskarnevals sind die Sartory Säle im Friesenviertel einer der ganz zentralen Kölner Veranstaltungsorte. In diesem Jahr feiert die kölsche Institution ihr 75-jähriges. Bestehen.

Der große Sartory Saal hat seinen Boden aus Eichenholz zurückbekommen.

Foto: step/Eppinger

Dafür wurde der knapp 1000 Quadratmeter große Saal von lokalen Handwerkern in nur drei Monaten aufwendig saniert und erstrahlt nun wieder im alten Glanz.

An der Stelle der heutigen Sartory Säle befand sich an der Friesenstraße bis zum Zweiten Weltkrieg das Kölner Varieté „Groß Köln“, das 1912 aus der Brauerei „Cölner Bürgerbräu Josef Waßmann“ hervorgegangen ist. Schon damals gab es dort berühmte Gäste wie die Comedian Harmonists oder Willi Ostermann mit seiner Karnevalsrevue “Die Fastelovendsprinzessin”.

Auch Queen und AC/DC
rockten in den Sartory-Sälen

Nach dem Krieg gab es in Köln neben dem Williams-Bau kaum größere Veranstaltungssäle, sodass sich der Gastronom Carl Sartory sen. sich dazu entschloss, eine neue Halle auf den alten Ruinen bauen zu lassen. Architekt der nach ihm benannten Säle war Wilhelm Riphahn, der unter anderem auch die Pläne für die Kölner Oper verantwortete.

Pünktlich zum Karnevalsauftakt am 11. November 1948 wurden die beiden Säle nach gerade einmal sechs Monate Bauzeit fertiggestellt. Dabei musste der Bauherr neben seinen guten Kontakten und seinem großen Organisationstalent auch teilweise improvisieren. So setzte man auf das „Fringsen“ und „besorgte“ sich nachts in einem Lager der britischen Militärpolizei die letzten beiden noch notwendigen Stahlträger, die man nach dem zweiten Versuch direkt einbetonierte, damit sie die Polizei am nächsten Morgen nicht wieder mitnehmen konnte.

In den vergangenen 75 Jahren erlebten die Sartory Säle viele große Veranstaltungen mit prominenten Teilnehmern. So gab es Konzerte unter anderem von berühmten Bands wie Queen, den Pretty Things, AC/DC, den Scorpions, BAP und Status Quo mitten im Friesenviertel. Auch Beatwettwerbe mit lokalen Bands wie den Kölner Stowaways, einer Vorgängerformation der Bläck Fööss, fanden Ende der 60er-Jahre unweit des Friesenplatzes statt. Das Musical „Hair“ feierte dort 1971 seine deutsche Premiere und auch den Rockpalast war dort Anfang der 80er zu Gast. Außerdem standen die Säle oft im Zentrum des Boxsports. Im Ring standen dort unter anderem Vitali Klitschko und Regina Halmich.

Aktuell werden die Sartory Säle in dritter Generation von Marcus Sartory geführt. Der Gastronom entschloss sich im Jubiläumsjahr zu der lange im Voraus geplanten Sanierung des großen Saals, nachdem der kleinere Ostermann-Saal bereits im Jahr 2019 auf Vordermann gebracht worden war. Nach einem Abiball Mitte Juni begannen die Bauarbeiten, die bereits drei Monate später abgeschlossen werden konnten, sodass am 23. September bereits wieder das erste Konzert stattfinden konnte.

Ziel war es, dem Saal, indem schon unzählige große Karnevalssitzungen stattgefunden haben, seinen alten Glanz wiederzugeben. Dafür wurde auf 920 Quadratmetern der alte Bodenbelag komplett entfernt. Da der darunterliegende Estrich inklusive seines aus Bauschutt bestehenden Untergrunds marode war, wurden insgesamt 300 Tonnen Bauschutt mit 1400 Schubkarren-Fahrten entfernt und wieder mit neuem Material aufgefüllt. Darauf kamen ein Spezialestrich und der ursprüngliche Eichenholzboden, der dem Saal nun wieder mehr Wärme und Atmosphäre geben soll.

Die Pläne des Architekten Enno Schiek wurden vom Generalunternehmer und Bodenleger Ferdinand Bergsch sowie seinen lokalen Handwerkskollegen umgesetzt. Im Einsatz war dabei auch Malermeister Frank Breuer mit seiner Firma, der unter anderem als Bauer im Dreigestirn des Reiterkorps Jan von Werth bestens mit dem karnevalistischen Treiben im Sartory vertraut ist.

Erneuert wurde auch der komplette Bühnenboden sowie die zahlreichen Treppen aus Holz und Marmor im Saal. „Bei den Arbeiten gab es viele Herausforderungen und Überraschungen für uns. Dazu zählt die Neigung des Saalbodens, weswegen eine Marmortreppe im Saal entfernt werden musste. Außerdem sind alle abgerundeten Holzstufen zu den Emporen Maßanfertigungen“, berichtet Bergsch.

Dazu kam das „Auffrischen“ der charakteristischen, bis zum fünf Meter hohen Holzvertäfelungen an den Wänden, die geputzt, geschliffen und neu geölt werden mussten. Insgesamt wurde vom Bauherren Marcus Sartory eine gut sechsstellige Summe in die das Sanierungsprojekt gesteckt.

„Bei der Wiederherstellung des alten Zustands im Saal haben wir auch auf alte Fotografien zurückgegriffen. Die Wände und die Decke mit ihren Kronleuchtern sind noch im Originalzustand erhalten geblieben“, berichtet Sartory, der ankündigt, dass auch nach den aufwendigen Bauarbeiten, sich die Kölsch-Preise in der kommenden Session nicht erhöhen werden.