Kultur Abschied für Stefan Bachmann
Köln · Die neue Spielzeit am Schauspiel Köln steht unter besonderen Vorzeichen. Für den Schweizer Intendanten Stefan Bachmann (56) wird es die letzte Spielzeit am Rhein. Er wechselt im kommenden Jahr an das Burgtheater in Wien und folgt dort Martin Kušej als Direktor.
Bachmann leitete seit 2013 das Schauspiel Köln als Nachfolger von Karin Beier.
Die Spielzeit 2023/24 soll auch die letzte im Interim im Depot im Mülheimer Schanzenviertel werden. Dort hat das Schauspiel seit inzwischen knapp zehn Jahren seinen Sitz im Veedel. Im März 2024 soll die Schlüsselübergabe für das angestammte Quartier am Offenbachplatz in der City erfolgen. Schauspiel und Oper wollen dorthin zur Spielzeit 2024/25 zurückkehren.
Zu den Höhepunkten zählt
“Der Sommernachtstraum“
Gemeinsam mit Chefdramaturg Thomas Jonigk stellte Bachmann jetzt das Programm für die kommende Spielzeit im Mülheimer Depot vor. Die erste Uraufführung gibt es am 1. September im Depot 2 mit der Uraufführung von „Im Anfang war der Zaun“ - einer performativen Kartografie gegenwärtiger Mauern. Am Folgetag steht die deutschsprachige Erstaufführung von „Yazdgerds Tod“ im Depot 1 auf dem Programm.
Ihr folgt am 29. September das Auftragswerk „Eigentum“ von Thomas Köck unter der Regie von Marie Bues im Depot 1. Dabei wird der Begriff Eigentum aus verschiedenen Perspektiven zum Thema gemacht und hinterfragt. Es geht um Eigentum an Ländern genauso wie an Immobilien – bis hin zum Eigentum an Körperteilen.
Gemeinsam mit einem deutsch-koreanischen Ensemble und Team bringt die Regisseurin Marie Schleef „Kim Jiyoung, Geboren 1982“ am 14. Oktober als deutschsprachige Erstaufführung auf die Bühne des Depot 2. Mit ihren bildstarken Arbeiten widmet sich die Regisseurin kontinuierlich weiblichen Biografien und rückt Geschichten ins Zentrum, die lange Zeit keinen Platz im konventionellen Kanon fanden. Am 30. November folgt die Premiere von Franz Kafkas „Der Prozess“ unter der Regie von Pinar Karabulut.
Zwei weitere Uraufführungen sind am 8. November mit „Erstmal für immer“ sowie „Soko Tatort“ von Nele Stuhler am 7. Dezember in Depot 2 geplant. Im Depot 1 feiert am 26. Januar Heinrich Bölls Stück „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ in einer Fassung von Bastian Kraft in Mülheim seine Premiere. Weiter geht es am 1. Februar mit der Premiere von Henrik Ibsens abgründigen, lange von Zensur betroffenen Stück „Gespenster“ unter der Regie von Thomas Jonigk.
Ein weiteres Auftragswerk für das Schauspiel Köln ist „Akins Traum“ von Akın Emanuel Şipal, das am 23. Februar im Depot 1 unter der Regie von Stefan Bachmann uraufgeführt wird. Der Autor wirft einen neuen Blick auf die Geschichte des Osmanischen Reichs und nimmt die Begebenheiten der Vorgeschichte zur modernen Türkei in den Fokus, die bisher unerzählt blieben. Mit Witz und Leichtigkeit changiert seine Erzählung blitzschnell zwischen unterschiedlichen Zeitebenen.
„Die letzten Männer des Westens“ von Tobias Ginsburg werden am 22. März im Depot 2 in einer aktualisierten Fassung uraufgeführt. Weltweit erstarkt die extreme Rechte und faschistische Bewegungen gewinnen an Macht und Sichtbarkeit. Der Autor Tobias Ginsburg macht sich auf, rechte Netzwerke undercover zu infiltrieren. Mit abgründigem Humor und einem zutiefst menschenfreundlichen Blick zeigt er, wie aus gekränkten Männern Krieger gemacht werden.
Die vorletzte Uraufführung der neuen Spielzeit gibt es am 8. Mai im Depot 2 mit „Ein von Schatten begrenzter Raum“ von der Georg-Büchner-Preisträgerin Emine Sevgi Özdamar. Sie zeichnet mit ihrem lang erwarteten neuen Roman ein lebendiges, verflochtenes und poetisches Panorama des 21. Jahrhunderts. Die Uraufführung dieses Künstlerinnen-Romans wird von Nuran David Calis inszeniert. Zum Finale bringt das Schauspiel am 17. Mai „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare in einer Übersetzung von Gabriella Bußacker und Jan Bosse (Regie) im Depot 1 zur Uraufführung.
In der Sparte Tanz gibt es am 27. Oktober im Depot 1 mit „Noise Signal Silence“ und Richard Siegals Ballet of Difference zu Kompositionen von Alva Noto eine Uraufführung. Die Zusammenarbeit zwischen Siegal und Noto begann 2013, als der US-Choreograf sein erstes Ballett „UNITXT“ auf der Basis der gleichnamigen Musikkomposition für das Bayerische Staatsballett schuf. Was vor einer Dekade als künstlerische Position zum Verhältnis von Ballett und Technologie angelegt wurde, findet nun in der Trilogie „Noise Signal Silence“ seine Vollendung.
Dazu kommen insgesamt acht Tanzgastspiele wie am 8. Dezember „S 62° 58‘, W 60° 39‘“, des belgischen Künstlerkollektivs „Peeping Tom“ unter der Leitung von Gabriela Carrizo und Franck Chartier oder „Ultima Vez“ am 9. und 10. März. Die neue Kreation von Wim Vandekeybus aus Belgien, dessen Arbeiten regelmäßig am Schauspiel Köln zu sehen sind, ist ein Tanz-/Film-/Theaterstück, das ein Geflecht von Geschichten zeigt, die sich um Hephaistos, den Gott des Feuers, drehen, der nach seiner Geburt von Zeus und Hera verstoßen wird.