Musik Am Anfang flogen in den Sälen noch die Federn
Köln · Anfang der 70er Jahre mussten sich die Kölner Karnevalisten bei ihren Sitzungen und Bällen umgewöhnen – da kamen die Musiker auf einmal barfuß auf die Bühne oder erschienen als federwerfendes Quartett im Hühneroutfit.
„Die Federn hatten unsere Freundinnen mit Tesafilm doppelt angeklebt. Wir hatten aber auch immer lose Federn dabei, die dann durch den Saal flogen. In den Kostümen war es extrem heiß, da kam man gut ins Schwitzen“, erinnert sich Ur-Hohn Peter Werner.
Das konnte ein anderes Gründungsmitglied der Höhner im Jahr 1972 noch toppen: „Ich hatte an meinem Kostüm hinten einen Bürzel aus Schaumstoff. Darin war ein rotes Plastikei, das habe ich dann sitzend auf der Bühne gelegt. Damit waren wir sogar bei einem Vorgängerformat vom Kölner Treff und haben Alfred Biolek überrascht“, berichtet der frühere Schlagzeuger Janus Fröhlich.
Das einzig noch erhaltene Hühnerkostüm ist jetzt eines der Highlights bei der Sonderausstellung „50 Jahre Höhner“ des Kölnischen Stadtmuseums, die noch bis zum 12. Februar im Maritim Hotel am Heumarkt zu sehen ist. Gezeigt werden neben vielen Fotografien aus der 50-jährigen Bandgeschichte auch zahlreiche Exponate aus dem Privatbesitz der Musiker.
Dazu zählt zum Beispiel der Turban, den Frontmann Henning Krautmacher 1997 beim Hit „Die Karawane zieht weiter“ auf dem Kopf getragen hat. Gleich daneben ist die Clownsweste von Peter Werner aus dem Jahr 1980 zu sehen. Dazu kommt eine Pizzabäcker-Puppe mit Spieluhr, die an den Song „Pizza Wundaba“ erinnert, der 1987 veröffentlicht wurde.
1984 gab es sogar einen eigenen Karnevalsorden der Kajuja für die Höhner. Dazu kommen die prunkvollen Kostüme, mit denen die Band bei ihre „Höhner Rockin‘ Roncalli Show“ im Rampenlicht stand. In diesem Zusammenhang wurde auch die Marionette geschaffen, die Henning Krautmacher in der Zirkusgarderobe zeigt.
Ähnlich elegant waren die Höhner bei ihren „Höhner Classic“-Auftritten in der Philharmonie unterwegs. „Wir hatten weiße Fräcke gekauft, die aber bunt sein sollten. Das haben wir dann mit Sprühlack erledigt. Der Geruch war anfangs etwas streng, aber dafür konnte man die Fräcke auch hinstellen“, sagt Krautmacher.
Eine Neonleuchtreklame mit dem alten Höhner-Logo erinnert an die Auftritte der Band bei den legendären „KomZerten“ im Millowitsch-Theater, wo der Torwartstar des FC, Toni Schumacher, die Band unterstützte. Von ihm gibt es auch noch ein Paar Torwarthandschuhe mit einer Widmung, die in der Sportabteilung der Ausstellung zu sehen sind.
Dort steht die FC-Hymne der Höhner „Mer stonn zo dir, FC Kölle“ genauso im Mittelpunkt wie der Song zur Handball-WM 2007 in Köln. Mit „Wenn nicht jetzt, wann dann“ erreichten die Höhner Platz 1 der Single-Charts und bekamen eine Platin-Platte. An das Sportereignis erinnert ein Stück Originalhallenboden des WM-Finales aus der Arena.
Dass die Höhner sich nicht nur musikalisch, sondern auch gesellschaftlich engagieren, zeigen Schaufenster mit Erinnerungen an das „Lobby-REstaurant“, das für Menschen da ist, deren Lebensmittelpunkt die Straße ist. Hierfür engagieren sich die Musiker schon seit Langem. Im Schaufenster nebenan finden sich Aufnahmen vom legendären „Arsch huh“-Konzert 1992 auf dem Chlodwig-Platz.
Zu den Besonderheiten gehört ein Soundstudio, in dem Fans zu Playbacks von den Höhner-Hits selbst eigene Versionen einsingen können. Noch mehr Musik gibt es bald mit einer Jukebox mit etwa 50 Liedern der kölschen Band, die es inzwischen bis zum Kultfestival Wacken geschafft hat, wo ihr in diesem Jahr pünktlich um 11.11 Uhr mehr als 20.000 Fans zugejubelt haben.
An internationale Auftritte erinnert im Eingangsbereich eine Station mit Bildern von Reisen nach Kuba und China. Dort standen die Kölner 2010 bei Vollmond als erste europäische Band bei einem Konzert auf der Chinesischen Mauer – allerdings mit Leihinstrumenten, da der Transporter mit der Ausrüstung nicht ankam. Dafür gab es Unterstützung von 130 Roten Funken.
Service: 50 Jahre Höhner, Sonderausstellung im Maritim-Hotel am Heumarkt bis zum 12. Februar, Öffnungszeiten: Di-Fr 12-19, Sa+So 11-18 Uhr, der Eintritt ist frei. Zu Schau gibt es im Berg & Feierabend Verlag auch den Begleitband „Höhner #50. Wo mer sin is Kölle“, 224 Seiten, 29,95 Euro.