Geschichte Auf Zeitreise mit historischen Bildern

Köln Nachdem die Touristen aus aller Welt wieder nach Köln zurückgekehrt sind, wird der Dom täglich tausendfach fotografiert. Dabei ist das heutige Aussehen der berühmten Kathedrale verhältnismäßig jung.

 Der Kölner Dom im Jahr 1853 auf einer Fotografie von Johann Franz Michiels. Damals fehlten noch die beiden Türme.

Der Kölner Dom im Jahr 1853 auf einer Fotografie von Johann Franz Michiels. Damals fehlten noch die beiden Türme.

Foto: Dombauhütte/Hohe Domkirche

Erst unter den Preußen wurde das Bauprojekt im 19. Jahrhundert vollendet und der Dom bekam seine beiden Türme, die heute das Kölner Markenzeichen sind.

In ihrem gerade beim Greven-Verlag erschienenen Bildband blicken Dombaumeister Peter Füssenich und die ehemalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner in historischen Fotografien auf 170 Jahre Geschichte des Gotteshauses zurück. Dafür haben die beiden Experten sich in die Tiefen des Domarchivs begeben und bei ihrer umfangreichen Recherche eindrucksvolle Aufnahmen des Doms ans Tageslicht geholt.

So kann man den Domtürmen ab 1842 regelrecht beim Wachsen zusehen. Damals entstanden nur wenige Jahre nach dem zweiten Baubeginn die ersten Fotografien von der großen Baustelle. Diese begleiten das Geschehen bis zur Vollendung des Doms 1880. Zu den Fotografen zählten damals Charles Marville, Johann Heinrich Schönscheidt, Theodor Creifels und Anselm Schmitz.

Die großen Gerüste am Dom dürften auch die Menschen aus der Jetztzeit nicht ganz unbekannt sein, denn die Kathedrale ist und bleibt eine ewige Baustelle, da der Dom mit aufwendigen Arbeiten der Dombauhütte erhalten werden muss. Zu erkennen ist auf den historischen Bildern auch noch die ursprüngliche Bebauung rund um den Dom, bei der die Häuser anders als heute sehr nahe an das Gotteshaus herangerückt sind.

Eine Fotografie von Anselm Schmitz aus dem Jahr 1881 zeigt, wie klein ein erwachsener Mensch im Vergleich zur großen Spitze des Nordturms ist. Erkennen kann der Betrachter die unglaubliche Schärfe, Präzision und Qualität, mit der selbst die kleinsten Elemente für so eine enorme Höhe geschlagen worden sind.

Wie ein filigranes Gebirge aus behauenen Steinen erscheint der untere Teil der Nordturmspitze in der Aufnahme im selben Jahr. Gezeigt wird zudem das Schauatelier des Bildhauers Peter Fuchs, der rund 700 Skulpturen für den Dom geschaffen haben soll. Für Begeisterungen sorgen zudem die vielen Details am Dom, die Anselm Schmitz in seinen Fotografien festgehalten hat. Diese finden sich aber auch in Aufnahmen aus der Jetztzeit wie beim Architekturfotografen Reinhard Matz.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren es bekannte Kölner Fotokünstler wie August Sander oder Hugo Schmölz, die in ihren Aufnahmen festhielten, wie der fertiggestellte Dom mit seinen beiden Türmen das moderne Stadtbild Kölns prägte. Gezeigt wird ebenfalls die direkte Umgebung des Doms, wie der alte Hauptbahnhof mit dem charakteristischen Turm oder die menschenleere Straße Burgmauer, die wie heute noch direkt auf die Kathedrale zuläuft.

Erstmals zu betrachten sind Aufnahmen von Ruth Hallensleben, die dokumentierte, welch große Schäden nach dem Zweiten Weltkrieg am Dom behoben werden mussten. „Diese Bilder haben wir im Nachlass der Fotografin im Ruhr-Museum gefunden. Sie zeigen unter anderem den Künstler Peter Hecker bei seiner Arbeit am Dom – eine faszinierende Quelle“, sagt Barbara Schock-Werner.

Auch in der Nachkriegszeit beschäftigen sich bekannte Fotografen wie Chargesheimer, Heinz Held, Winfrid Kralisch, Volker Döhne und Boris Becker mit dem Dom. Ihre unterschiedlichen künstlerischen Positionen zeigen die Kathedrale in neuer und überraschender Weise. Dazu kommen Aufnahmen von renommierten Architekturfotografen wie Florian Monheim oder Rainer Gaertner aus dem 21. Jahrhundert.

Ergänzt werden die mehr als 150 Fotografien aus den verschiedenen Bereichen des Doms inklusive des Innenraums mit den sachkundigen Texten der beiden Autoren, die ihren Lesern auch unbekannte Details verraten. So schildern die Experten zum Beispiel den erstmaligen Einsatz von elektrischem Licht im Jahr 1909 oder wiesen auf den heute längst vergessenen Dombunker hin.

 

Barbara Schock-Werner und Peter Füssenich: Der Dom – die Kölner Kathedrale in der Fotografie seit 1850, Greven-Verlag, 208 Seiten, 38 Euro