Gothic-Fans in Köln Amphi-Festival: Die schwarze Szene mag es auch mal bunt

Am Wochenende haben sich beim Amphi-Festival Gothic-Fans am Kölner Tanzbrunnen getroffen.

Foto: Eppinger

Köln. Schwarz ist die dominierende Farbe am Kölner Tanzbrunnen, wo sich Gothic-Fans aus ganz Europa beim 13. Amphi-Festival treffen. Dabei ist der eine oder andere Farbtupfer durchaus erlaubt. Denn neben der Musik geht es auf einem der größten Gothic-Festivals Europas auch um etwas anderes: Sehen und gesehen werden.

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Wer auffallen möchte, kommt am besten ganz in Weiß wie Marc Berger, der aus der Nähe von Basel nach Köln gereist ist. „Der Dresscode ist hier ziemlich offen, man bekommt keine schiefen Blicke, wenn man nicht in Schwarz unterwegs ist. Die Leute sind hier ziemlich tolerant“, sagt der Schweizer, der im normalen Leben als Controller bei einem großen Unternehmen arbeitet.

In Justizgrün ist Anne aus Dortmund unterwegs. „Ein Freund hat sein altes Uniformhemd ausgemustert und ich habe mir daraus ein Kleid genäht. Eine ganze Woche habe ich dafür investiert. Mit der Farbe fällt man auf und bekommt viele Blicke der anderen Besucher“, sagt die Studentin der Sozialwissenschaften. Und sie ist nicht die einzige, die auf bunt setzt. So finden sich viele Raver in schrillen Neonfarben und auch ein leuchtendes Rot findet sich bei einem anderen Uniformträger.

Extra aus dem Norden des Vereinigten Königreichs sind Camilla und Adam angereist. Die beiden in Polen geborenen IT-Ingenieure leben seit drei Jahren auf der Insel. „Mein Outfit setzt sich aus alten und neuen Dingen zusammen. Einige Accessoires habe ich auch noch im letzten Moment gekauft. Zwei Monate hat es gedauert, bis ich alles zusammen hatte“, sagt Camilla, die einen bunten Papagei auf dem Rücken trägt. „Wir waren fünf Jahre nicht beim Amphi. Für uns ist der Besuch jetzt ein bisschen wie eine Reise in die Jugend. Die Atmosphäre hier am Tanzbrunnen ist großartig. In Großbritannien ist diese Musik auch angesagt, so ein Festival gibt es aber nicht bei uns“, sagt Adam.

Zwei Wochen „harte Arbeit“ hat Xenia Heisig (25) in ihre schillernde Gewandung gesteckt, die ein wenig an eine Meerjungfrau erinnert. „Jeden Tag habe ich daran gearbeitet - alles ist handgemacht. Die Muscheln habe ich von Freunden bekommen oder auf Flohmärkten gekauft. Die Idee hatte meine beste Freundin und die ist ein großer Disney-Fan“, sagt die gebürtige Solingerin, die in Frechen lebt und beim Fernsehen arbeitet.

Zum fünften Mal ist Elke Manrich beim Amphi-Festival, wo in diesem Jahr „VNV Nation“, die „Krupps“ und „Eisbrecher“ als Headliner auftreten. „Andere fahren nach Mallorca, ich fahre zum Amphi. Für mich ist das wie Urlaub — Strand, gute Musik und nette Leute, da passt alles zusammen“, sagt die Buchhalterin, die als Steampunk unterwegs ist. Ihren Rock hat sie selbst genäht, der Hut wurde „aufgepeppt“. „Ich trage hier nichts von der Stange, so kann ich mir alles genauso zusammenstellen, wie ich es mag, sagt die Triererin.

Das sieht die Psychologie-Studentin Ellen Brockmann aus Oberhausen genauso: „Den Kopfschmuck macht eine Freundin von mir, dazu kommt das rote Kunstblut und das schwarze Kleid. Das ist ein Outfit, das man immer wieder neu kombinieren kann. Drei Stunden hat es heute Morgen gedauert, bis alles fertig war. Dafür bin ich schon um 5 Uhr aufgestanden.“ Das Amphi-Festival ist für Brockmann ein Ort, an dem man sich so präsentieren kann, wie man es selbst mag. „Hier schaut einen keiner schräg an, draußen ist das ganz anders.“

Extra breit ist der schwarze Reifrock, den Alexandra Müller aus Manz trägt. „Der ist aber ganz flexibel. Ich kann ihn auch eng an den Körper anlegen. Nur darauf treten sollte keiner. Fünf Stunden habe ich gebraucht, um ihn zu nähen. Praktisch ist der Rock auch bei der Hitze, ein paar Bewegungen und schon habe ich kühle Luft unterm Rock“, sagt Müller, die im Einzelhandel arbeitet. „Schwarz darf ich auch da tragen, aber so einen Rock mit Korsage und Maske käme nicht so gut an“, sagt die Frau die immer kurz vor oder an ihrem Geburtstag zum Amphi kommt.

Auch bei den Herren ist Handarbeit beim Outfit angesagt: „Die Weste habe ich übers Internet in England gekauft, der Rest ist selbst gemacht. Es ist toll etwas zu tragen, das sonst keiner hat“, sagt Thomas aus Rüsselsheim, der im normalen Leben als Ingenieur beim Autohersteller Opel sein Geld verdient.