Kunst Bewegte Bilder im Zeitalter des Impressionismus
Köln · Das 19. Jahrhundert war eine Epoche der Bewegung - das galt für Menschen genauso wie für Güter, Nachrichten oder auch Bilder. Auch in der Kunst brachte der Impressionismus durch sein raffiniertes Spiel mit dem Licht Bewegung in die bislang statische Kunst.
Es war der Aufbruch der Bildenden Kunst in die Moderne, dem die Zeitgenossen in den Galerien und Ateliers zunächst eher skeptische gegenüberstanden.
Dank des technischen Fortschritts lernten die Bilder beim Film im 19. Jahrhundert das Laufen. Auch hier wurde mit dem Licht und der Bildwirkung gespielt und experimentiert. Papiertheater, Schattenspiele, Wunderlaternen und der Cinematograph, mit dem die Gebrüder Lumière im Jahre 1895 erstmals bewegte Bilder aufnehmen und abspielen können - dies sind nur einige der rund 25.000 Objekte aus der Sammlung von Werner Nekes aus Mülheim an der Ruhr.
Werner Nekes sammelte
über 30 Jahre seine Objekte
Der Filmregisseur war von der „Geschichte der Bilderzeugung“, wie er sie selbst nannte, derart fasziniert, dass er in 30 Jahren eine der weltweit größten und besten Kollektionen zur Mediengeschichte zusammentrug. Zusammen mit der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Kölner Uni bringt das Wallraf als Museum die Highlights dieser Sammlung in der Ausstellungstrilogie „Sensation des Sehens“ mit den Kunstwerken aus der eigenen Sammlung zusammen.
Zunächst waren die Exponate von Nekes in der Barockabteilung des Hauses zu sehen. Nun sind diese im Zeitalter des Impressionismus gelandet und werden in der dritten Etage wieder in der überdimensional großen „Wundertrommel“ in der Mitte des Raumes gezeigt. Flankiert wird diese von Meisterwerken von Monet, Gauguin, Signac oder Renoir. Die „Wundertrommel“ wurde aber nicht nur im Inneren mit Objekten bestückt, sondern wie bei der ebenfalls im 19. Jahrhundert erfundenen Litfaßsäule auch außen angebracht.
Dort sind Reproduktionen von Bühnenbildern für die Theateradaption der „Reise um die Erde in 80 Tagen“ von Jules Verne zu sehen, die von den Gebrüdern Borgmann und aus dem Atelier Baruch & Cie. stammen. Im Inneren der „Wundertrommel“ eröffnet sich eine ganz neue Welt des Home-Entertainments wie wir diese heute von Fernsehern mit Großbildschirmen oder von Beamern kennen.
Das, was im 19. Jahrhundert die privaten Wohnzimmer und Salons eroberte ist aber nicht weniger faszinierend. Dazu gehört auch der kleine unscheinbare hölzerne Kasten am Ende des Rundgangs. Es ist ein Cinematograph der Gebrüder Lumière aus dem Jahr 1896. Mit dem entsprechenden Zubehör konnte dieser Filme nicht nur wiedergeben, sondern auch aufnehmen und kopieren.
Zu sehen ist auch das leuchtende Interieur. Sogenannte Lithophanien arbeiteten mit unlasiertem Biskuitporzellan und wirkten bei der Wiedergabe der Bilder durch die Lichtquelle, wenn die verschiedenen Stärken der Partien ihr Licht- und Schattenspiel entfalteten. Dazu kommt das mechanisierten Daumenkino, das mittels einer Apparatur mit Vergrößerungsglas zu Hause betrachtet wurde. Auch eigene private Bildserien konnten hier verwendet werden.
Bedeutend ist die „Wundertrommel“, bei der Serienbilder durch Drehen Bewegung sichtbar machten. Weiterentwickelt wurde diese von Ottomar Anschütz zum Zoetrop. Zu sehen ist in der Ausstellung ein Original aus dem Jahr 1892 und ein Nachbau, der vor Ort auch ausprobiert werden kann. Zur Weltausstellung wurde 1889 in Paris eine Laterna Magica in Form des Eifelturms angeboten. Zu sehen ist außerdem eine Spielzeugkiste mit einem Papiertheater für Kinder, die das Theaterspielen auch zu Hause ermöglicht.
Service: “Sensation des Sehens” im Impressionismus, bis zum 27. Oktober 2024, Wallraf-Richartz Museum, Obermarspforten 40, Köln. Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, Eintritt: 8 (ermäßigt 4,50) Euro.