Karneval Biwak, Kostümbälle und die Zöch

Köln · Der abendliche Sternmarsch gehört zu den stimmungsvollsten Veranstaltungen im Kölner Straßenkarneval. Aus vier Richtungen zogen am Freitag die 37 Veedelsgruppen mit etwa 1200 Teilnehmern sowie 100 Musikern bei für Anfang Februar angenehm warmen Abendtemperaturen und trockenen Wetter zum Alter Markt, wo sie um 18 Uhr eintrafen.

Die Roten Funken zogen am Samstag beim Biwak mit den Helligen Knäächten und Mägden auf dem Neumarkt auf.

Foto: step/Eppinger

Gezeigt werden am Karnevalsfreitag von den Gruppen noch die alten Kostüme, die neuen Kreationen kommen erst bei den Schull- un Veedelszöch am Sonntag zum Einsatz. Gut gefüllt waren auch die Tribünen gegenüber der Bühne, wo Moderator Benedikt Conin Bands wie die Bläck Fööss, die Klüngelköpp und die Paveier sowie das große und das kleine Dreigestirn begrüßen konnte.

Zu den besonders beliebten kölschen Kostümbällen gehört die „Keine Nacht Zuhause“-Party der Kölner Narren-Zunft im Theater am Tanzbrunnen. Bekannt ist die KNZ für ihre kreativen Kostüme zu der ein Poloteam samt „Pferden“ genauso gehört wie Fantasiegestalten aus dem Reich der Feen und Elfen. Seit Anfang Januar war die KNZ mit 2500 Gästen bereits ausverkauft - dem versuchten Betrug mit gefälschten Tickets im Internet, mit dem in Köln mehrere Gesellschaften zu kämpfen hatten, war man in der KG schon früh offensiv entgegengetreten.

Dort, wo vor gut 200 Jahren der erste Umzug am Rosenmontag stattfand, schlagen die Roten Funken jedes Jahr am Samstag ihr großes rot-weißes Biwak auf. Neben der legendären Erbsensuppe gibt es dort die sogenannte Funkenstange, die einmal gekauft, immer wieder kostenlos nachgefüllt werden kann. Am Vormittag feierten Tausende Jecken bei schönstem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen das älteste Traditionskorps der Stadt. Neben den Roten Funken ziehen mehrere weitere Traditionskorps auf der lang gezogenen Bühne auf, um das Publikum mit ihrer Musik und ihren Tänzen zu begeistern. Für den Präsidenten der Roten Funken, Heinz-Günther Hunold, ist es das letzte Biwak an der Spitze der kölschen Stadtsoldaten. Aufgezogen waren die Roten Funken wie im Vorjahr mit den Helligen Knäächten und Mägden, die Hunold zu ihrem Ehrenknecht ernannten. Auch die Ehrenkommandantin, OB Henriette Reker, war beim großen Freiluftevent in der rot-weißen Uniform vor Ort.

Für die Roten Funken ging es am Karnevalssamstag nach dem Biwak direkt mit dem komplett ausverkauften „KaSaBa“ in allen Sälen des Maritim-Hotels am Heumarkt weiter. Dort wurde von mehreren Tausend Jecken mit Bands wie Querbeat, Kasalla und Brings bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.

Nur wenige 100 Meter weiter hatte die Prinzen-Garde zu ihrem Gardedanz in alle Räume des Gürzenichs eingeladen. Dort gab es für die 4000 Gäste bekannte Bands wie Brings, die Höhner, Kasalla, Querbeat, Stadtrand, Cat Ballou und Mätropolis.

Nicht mehr wegzudenken aus dem kölschen Fasteleer ist inzwischen die Matrosenparty der Stattgarde Colonia Ahoj im Dorint an der Messe. Dort haben neben Kapitänsuniformen und dem Outfit der namensgebenden Matrosen allerlei Wesen aus dem Meer oder auch wilde Piraten das Sagen im Saal. Insgesamt mehr als 1000 Gäste waren für die maritime Mottoparty unter dem Motto „Octopus´s Garden“ in teils extravaganten Kostümen auf die Schäl Sick gekommen. Zu den Highlights gehörte der letzte große Auftritt des Tanzcorps und des Shanty-Chors der Stattgarde, der vom Publikum lautstark bejubelt wurde.

Zu den Kostümbällen mit einer langen Tradition zählt der Paprikaball von Alt Köllen im historischen Gemäuer der Wolkenburg. Die große Kostümparty gibt es inzwischen seit mehr als 60 Jahren. Auch sie war bereits seit Wochen schon komplett ausverkauft und fand in allen Räumen des altehrwürdigen Gebäudes statt. Ihren Auftritt hatten dort vor 1750 Jecken neben Bands wie den Klüngelköpp oder den Domstürmern auch die Kölschen Harlequins, die eigene Tanzgruppe von Alt Köllen.

Zu den absoluten Highlights am Karnevalssonntag zählen die Schull- und Veedelszöch mit den stets handgemachten und besonders ausgefallenen Kostümen. 7500 Teilnehmer aus 36 Schulen und 43 Veedelsvereinen machten sich am Vormittag auf den 8,5 Kilometer langen Weg vom Chlodwigplatz zum Dom. Erstmals dabei war die Kölner Kinderoper, die in Sachen Outfit besonders glänzen konnten. Die Gewinner beim Kostüm- und beim Originalitätspreis können heute beim Rosenmontagszug mit durch die Stadt ziehen. Neu war bei den Zöch, dass der LVR für Menschen mit Behinderung am Sonntag zwei Tribünen zur Verfügung hatte. So konnten auf der Rheinenergie-Bühne 120 Jecken zusätzlich die Zöch verfolgen. Auf der LVR-Tribüne moderierte wie schon im Vorjahr Lukas Wachten, der von Gebärdendolmetschern unterstützt wurde.