Kultur Dem japanischen Glück auf der Spur
Köln · Dass das Glück oft auch in den kleinen Dingen des Alltags liegt, zeigen die vielen großen und kleinen Besen auf der ersten Etage des Japanischen Kulturinstituts am Aachener Weiher. Es gibt wohl kaum eine Tätigkeit, die den Menschen die Vergeblichkeit ihres eigenen Tuns so klar vor Augen führt wie das Kehren.
Dreck, Schmutz und Staub kehren so schnell zurück, wie sie mit dem Besen vertrieben wurden. Symbolisch gesehen könnte man auch sagen, das Schlechte kehrt im Kreislauf des Lebens immer wieder zurück.
Das ändert sich, wenn man mit diesem Kreislauf seinen Frieden geschlossen hat und nicht mehr gegen, sondern mit dem Universum kehrt. Wenn man das Kehren als mühselig empfindet, könnte das auch daran liegen, dass man einfach den falschen Besen benutzt. Da hilft es, dass es in Japan ziemlich viele, verschiedene große und auch ganz kleine Besen gibt. Damit das Kehren kein bloß vergeblicher Eingriff in eine demnächst wieder schmutzige Umgebung bleibt, sondern in den unaufhaltsamen Fluss der Wandlungen eintauchen kann, muss es in flüssiger Bewegung ausgeführt werden, gleichförmig und leicht. Ganz praktisch ausprobieren können Besucher dies direkt bei der „Besen-Stadion“, wo unter dem zu kehrenden Sand Botschaften frei gefegt werden können.
Diese Installation ist Teil der gerade eröffneten Ausstellung „Das japanische Glück“, die von der Philosophie-Stiftung Identity Foundation gemeinsam mit der Düsseldorfer Hochschule Peter Behrens School of Arts und dem Japanischen Kulturinstitut realisiert worden. Sie ist noch bis zum 31. Juli in den Räumen des Instituts an der Universitätsstraße 198 zu sehen.
Dort findet sich auch die originale Arbeitsjacke einer Reinigungskraft der öffentlichen Toiletten in Tokio. Diesen Menschen und ihrem ganz eigenen Weg zum Glück im Alltag hatte Regisseur Wim Wenders mit „Perfect Days“ seinen neuesten Film gewidmet. Auch hier geht es darum, dass die Routinen im Berufsalltag, die Konzentration auf das Wesentliche erlauben und so den Weg zum inneren Frieden, als der höchsten Stufe des Glücks ermöglichen.
„Wenn eines die Menschen verbindet, dann ist es wohl die Sehnsucht nach Glück. Auch wenn wir nicht besonders erfolgreich dabei zu sein scheinen, wir geben nicht auf. Überall auf der Welt werden unterschiedliche Wege ausprobiert, der Glückserfahrung ein Stückchen näherzukommen. Warum sollten wir dabei nicht voneinander lernen? Mit unserer Ausstellung ‘Das japanische Glück’ möchten wir Tore öffnen zu neuen und hier oft unbekannten Inspirationen, die das Leben lebenswert machen“, beschreibt Paul J. Kohtes, Gründer der Identity Foundation, die Idee des Ausstellungsprojekts.
„Schönheit ist in der offiziellen Glücksforschung bisher als Quelle des Glücks nur unzureichend erkannt. Wir streben an, mit dieser Ausstellung ein Glück des inneren Friedens in der Schönheit sichtbar werden zu lassen“, erklärt Prof. Rainer Zimmermann, Co-Kurator und Vorstand der Identity Foundation. Direkt am Eingang des Instituts begegnet der Besucher zwei besonderen Exponaten. Zu einem wird hier mit dem Omamori ein kleiner Glücksbringer gezeigt, der bei den Menschen in Japan fest zum Alltag gehört - sei es baumelnd am Schulranzen, am Rückspiegel im Auto oder in der Büroschublade. Für göttliches Glück soll die besonders verpackte Sake-Flasche eingesetzt werden, die als Opfergabe für den Ise-Schrein dient. Dazu kommt der Minoshi Garden, der als Kunstinstallation die japanische Papierkunst integriert und der als lebendiger Teil des Augenblicks an glückliche Momente der Naturbetrachtung erinnert.
Gestaltet wurde die Ausstellung von Studierenden des Masterstudiengangs Exhibition Design aus Düsseldorf und ihren estnischen Kommilitonen der Kunstakademie in Tallinn. Von der Identity Foundation wird das Thema „Das japanische Glück“ am beim vom 11. bis zum 18. Juni stattfindenden Philosophie-Festivals Phil.Cologne eingebracht. Geplant sind hier öffentliche Führungen im Festivalzeitraum und die bekannte Salon-Reihe der Stiftung, die unter dem Titel „Glück trotz allem“ stattfinden wird.