Das preußische Jahrhundert im Blick

Die Villa Römer und das Museum Zitatelle Jülich zeigen noch bis zum 18. Dezember eine gemeinsame Geschichtsausstellung.

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Leverkusen/Jülich. Die Preußen und das Rheinland — der geschichts- und folgenträchtigen Wechselbeziehung widmet sich die Doppel-Ausstellung „Das preußische Jahrhundert — Jülich, Opladen und das Rheinland zwischen 1815 und 1914” vom Opladener und vom Jülicher Geschichtsverein.

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Was war und bedeutete das „preußische Jahrhundert“ für das Rheinland konkret? Welche Folgen hatte der viel gescholtene preußische Militarismus? Welche Auswirkungen hatten die Industrialisierung, der Kulturkampf und die Revolution von 1848/49 für die Menschen des Rheinlands?

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Die Entwicklung einer Stadt, einer Region oder auch einer ganzen Nation erschließt sich häufig nur, wenn man in die Vergangenheit blickt. So entsteht Verständnis für Besonderheiten genauso wie für Gemeinsamkeiten verschiedener Landstriche und der Menschen, die dort leben. Das Forschungs- und Ausstellungsprojekt, das vom Land NRW, dem Landschaftsverband Rheinland und der NRW-Stiftung gefördert wird, widmet sich mit Jülich und Opladen zwei Städten, die repräsentativ für das Rheinland die verschiedenen Entwicklungen des Jahrhunderts aufzeigen.

Während Jülich bereits 1794 an das revolutionäre Frankreich fiel, wo nun Verwaltung und Gesellschaft schrittweise modernisiert wurden, blieb Opladen als Teil des Herzogtums Berg im ancien regime verhaftet. Mit der Gründung des Großherzogtums Berg unter napoleonischer Protektion hielt 1805 auch hier das französische Verwaltungssystem Einzug. Nach dem Sturz Napoleons sprach der Wiener Kongress 1815 die Gebiete auf beiden Seiten des Rheins von Koblenz bis Emmerich dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. zu — somit standen Jülich und Opladen wieder unter gemeinsamer Herrschaft.

Die Integration der neuen Provinzen gestaltete sich vor allem in administrativer Hinsicht für Preußen wie die Rheinländer gleichermaßen schwierig: Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen die Menschen sowie die damals entstehenden Probleme der Industrialisierung und ihrer Auswirkungen auf die Natur: Die strategisch wichtige Festungsstadt Jülich war der Sitz einer Garnison und lag verkehrsgünstig an einer viel benutzten Transitstrecke von Köln in Richtung Niederlande. Opladen war eine kleine Ackerbürgerstadt von zunächst lokaler Bedeutung, die aber, als sie zum Knotenpunkt dreier wichtiger Eisenbahnlinien wurde, im Laufe des 19. Jahrhunderts einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, während Jülich nach und nach den Anschluss verlor.

Zur Doppelausstellung ist ein kostenloses Begleitheft erschienen. Zum Ende der Ausstellung ist ein Kataloghandbuch geplant. Zudem gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm. Dazu gehören die Stadtrundgänge durch das preußische Opladen am 31. Juli, am 21. August und am 25. September, jeweils um 14 Uhr. Treffpunkt ist die Villa Römer. Die letzte Tour der Reihe ist eine Radtour. Doppel-Ausstellungsführungen in Opladen und Jülich gibt es am 9. Oktober und am 17. Dezember.

Für diesen Samstag, 16. Juli, hat der Opladener Geschichtsverein eine Exkursion nach Koblenz vorbereitet, die natürlich ganz im Zeichen der Preußen steht: Immerhin war die exponierte Stadt an Rhein und Mosel während des preußischen Jahrhunderts die Hauptstadt der Rheinprovinz. Ein ausgeklügeltes Festungssystem schützte den strategisch wichtigen Ort: Die Festung Koblenz, eine der umfangreichsten Verteidigungsanlagen Europas, wurde auf Befehl von König Friedrich Wilhelm III. nach der sogenannten „neupreußischen“ oder „neudeutschen Befreiungsmanier“ und somit nach den neuesten Erkenntnissen errichtet.

Zudem wurde das Deutsche Eck 1897 mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal symbolisch besetzt. Neben einem Stadtrundgang durch Koblenz, der das Deutsche Eck und die preußisch genutzten Gebäude des Stadtzentrums umfasst, werden die imposanten Festungsanlagen des Ehrenbreitsteins besichtigt. Die Exkursion kostet 60 Euro, Anmeldung unter:

geschaeftsstelle@ogv- leverkusen.de.