Felice Beato Ein Blick auf das alte Japan
Köln · In einer Präsentation im Fotoraum stellt das Museum Ludwig vom 19. Februar bis 16. Juni handkolorierte Aufnahmen des italienisch-britischen Fotografen Felice Beato aus. Sein westlicher, exotisierender Blick auf das im Atelier nachgestellte alte Japan, soll in der Präsentation durch gesprochene Kommentare von Japanern erweitert werden.
1863 reiste Beato in ein Japan, das erst kürzlich begonnen hatte, sich dem Westen zu öffnen und den großen gesellschaftlichen Umbruch vom Feudalsystem der Edo-Zeit zur kaiserlichen Meiji-Ära durchlebte. Trotzdem sollte Beato bis 1884 in der Hafenstadt Yokohama ein Fotoatelier betreiben, in dem er ausschließlich Bilder eines alten Japans verkaufte. Seine Genreaufnahmen und Landschaften erschienen dabei in großen Auflagen und verstreuten sich über den gesamten Globus. Bevor das Fotografieren mit Kleinbildkameras und Rollfilm Ende des 19. Jahrhunderts leichter zu handhaben wurde, kauften vor allem Handelsleute, Missionare, Diplomaten, Militärs und Japan-Reisende Beatos Fotografien. Als Einzelaufnahmen oder auf individuellen Wunsch zu Alben gebunden und mit erklärenden Texten versehen, konnten die auf Karton aufgezogenen und von Hand kolorierten Albuminabzüge direkt im Atelier erworben werden.
Wurden Beatos frühe Japan-Bilder noch von seinem Partner Charles Wirgman koloriert, übernahmen das zunehmend seine japanischen Ateliermitarbeiter, die in der Kunst des Farbholzschnittes oder der Kalligrafie geschult waren. 1872 beschäftigte Beato zwei Assistenten, vier Fotografen und vier Koloristen. Trotz einer solch kommerzialisierten Bilderproduktion handelt es sich bei jeder Fotografie um ein Unikat. Und die Souvenirfotografie in Yokohama – auch bekannt unter dem Namen Yokohama Shashin – wurde für eben diese Kolorierungen berühmt.
Es ist ein westlicher, exotisierender Blick auf ein vermeintlich zeitloses Land, den Beatos Bilder transportieren und der bis heute die Wahrnehmung des Inselstaates prägt. Die Betrachter sehen Menschen bei unterschiedlichen Handlungen in der sorgfältig arrangierten Kulisse eines Fotoateliers, seltener auch draußen. Dass sie den Namen der fotografierten Person nicht mit Sicherheit kennen, liegt auch daran, dass Beato meist Modelle anstellte, die dann mit kulturell tradierten Requisiten ausstaffiert wurden, um etwa Tänzerinnen oder Musikerinnen darzustellen.
Dem gegenüber stehen Holzschnitte von japanischen Künstlern des 19. Jahrhunderts, die westliche und frühe japanische Fotografen in teils humorvollen Szenen zeigen. Durch vorab aufgezeichnete gesprochene Kommentare von heutigen Japanern, also eines Voiceovers, entsteht vor den Bildern Beatos zudem eine akustische Überlagerung, ein gemeinsames Herantasten und Hinterfragen.
Alle gezeigten Fotografien und Lackalben stammen aus der Sammlung des Fotojournalisten Robert Lebeck, der 1961 für die Reportage „Japan – I see!“ im Magazin Kristall erstmals selbst nach Japan gereist war, um dort unter anderem das erste Atomkraftwerk zu fotografieren. Seine Fotografische Sammlung wurde im Jahr 1993 an das Museum Ludwig übergeben.