Rundgang Eine Großstadt und die Höhe
Köln · Das Thema Hochhäuser gehört in Köln zu den umstrittensten Debatten überhaupt. Vor allem die Sorge um den freien Blick auf den Dom treibt Politiker und Denkmalschützer um. Bei der Baugeschichte Kölns reicht die Zeitspanne vom Hansahochhaus an dem Ringen in den 1920er Jahren bis zu aktuellen Pläne wie dem Hochhaus am Friesenplatz oder dem geplanten bis zu 140 Meter hohen Gebäude, das dem DEVK-Versicherungskonzern künftig als neue Unternehmenszentrale dienen soll.
Wir blicken auf die bewegte Hochhaus-Historie der Domstadt.
Mit seiner markanten Klinkerfassade gehört das Hansahochhaus am Hansaring zu den Landmarken der Großstadt am Rhein. Es war eines der ersten Hochhäuser in Deutschland und wurde in den Jahren 1924 bis 1925 im Stil des Expressionismus nach den Plänen des Kölner Architekten Jacob Koerfer errichtet. Gerade einmal 135 Tage dauerte die Bauzeit für den Massivbau mit einer Höhe von 65 Metern und den 17 Geschossen. Damit war man deutlich schneller als die in der Höhe erfahrenen US-Amerikaner. Für kurze Zeit war das erste Kölner Hochhaus das höchste Haus in Europa.
Eines der größten Wohnhäuser Europas: das Kölner Unicenter
Rekordverdächtig ist auch das vor 50 Jahren errichtete Unicenter an der Ecke Luxemburger/Universitätsstraße auf. Das nach den Plänen des Architekten Werner Ingendaay erbaute Hochhaus gehört zu den größten Wohnhäusern in Europa. Es verfügt über insgesamt 45 Etagen, eine Höhe von 134 Metern und eine Geschossfläche von 60.000 Quadratmetern. Der damalige Bundesverkehrsminister Lauritz Lauritzen bezeichnete das Gebäude bei der Grundsteinlegung 1971 als „kühnes Experiment“. Im Gebäude befindet sich ein großes Studentenwohnheim genauso wie zwei Etagen mit Maisonettewohnungen und einem Penthouse. Insgesamt gibt es im Unicenter 968 Wohneinheiten. Gedreht wurde im Hochhaus unter anderem der Film „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“.
Zu den höchsten Kölner Hochhäusern zählt auch die Zentrale des Tüv Rheinland am Grauen Stein in Poll. Auf der Schäl Sick hält es sogar den Höhenrekord. Es ist mit seinen 114 Metern und seinen 22 Geschossen nur knapp 45 Meter niedriger als der Dom. Errichtet wurde es 1972, 2015 startete eine umfangreiche Sanierung, bei der das Hochhaus mit einer neuen Fassade aus Metallelementen inklusive einer Dreifach-Verglasung versehen wurde.
Ebenfalls im Rechtsrheinischen liegt das Triangle Köln, das im Jahr 2006 direkt am Deutzer Rheinufer eröffnet worden ist. Es ist 103 Meter hoch und verfügt in den obersten Stockwerken über die Eventlocation „Köln Sky“ und eine öffentlich zugängliche Aussichtsplattform. Der gläserne Turm mit seinen 29 Etagen, dessen Bau stark umstritten war, wurde von den Kölner Architekten Gatermann + Schossig entworfen. Die Unesco stellte wegen des Baus den Dom sogar auf ihre „Rote Liste des gefährdeten Welterbes“. Das Hochhaus verfügt als Büro- und Eventstandort über eine Geschossfläche von rund 65.000 Quadratmetern. Der Name rührt vom Grundriss her – einem Dreieck mit bogenförmigen Kanten.
In unmittelbarer Nachbarschaft am Deutzer Rheinufer befindet sich der Lanxess-Tower mit der Konzernzentrale des Spezialchemieunternehmens. Das 90 Meter hohe Gebäude mit seinen 22 Etagen wurde 1969 ursprünglich als Hauptsitz der Lufthansa errichtet. Nach einer umfassenden Umgestaltung bezogen dort 2013 die 1400 Lanxess-Mitarbeiter ihr neues Hauptquartier.
Zu den markanten Hochhäusern im Linksrheinischen zählt der Kölnturm im Mediapark. Er ist mit einer stolzen Höhe von 148 Metern das höchste Bürogebäude der Stadt und Ort des alljährlichen Kölner Treppenlaufs. Mit seiner Antenne kommt er sogar auf 165,5 Meter. In NRW ist er das zweithöchste Hochhaus. Erbaut wurde der Turm zwischen 1999 und 2001. Auf der 30. Etage gibt es ein Restaurant mit einer für dessen Besucher frei zugänglichen Terrasse. Insgesamt verfügt das Gebäude über 43 Etagen und eine Geschossfläche von 36.400 Quadratmetern. Sechs Aufzüge bringen die Besucher in die Höhe. Entworfen wurde der Bau vom Pariser Architekten Jean Nouvel.
Das Colonia-Hochhaus in Riehl kann ebenfalls einen Rekord vorweisen: Es ist mit seinen 147 Metern nach dem Grand Tower in Frankfurt das zweithöchste hauptsächlich zu Wohnzwecken genutzte Gebäude in Deutschland. Bis 1976 hatte das Gebäude sogar die Spitzenposition inne. Eröffnet wurde es im Jahr 1973. Im Hochhaus befinden sich auf 42 Etagen insgesamt 352 Wohnungen. In Köln ist es das zweithöchste Gebäude der Stadt.
Zu den hohen und besonders markanten Gebäuden im linksrheinischen Köln zählen definitiv die drei Kranhäuser im Rheinauhafen. Sie verfügen über eine Höhe von knapp 62 Metern und sind den alten Hafenkränen nachempfunden. Zwei davon dienen als Bürostandorte, eines wird als Wohnhaus genutzt. Für die Pläne war Stararchitekt Hadi Teherani zuständig. Der Grundstein zum ersten Gebäude wurde 2006 gelegt, das letzte Kranhaus wurde 2010 eröffnet. Die weltweit einzigartig gestalteten Gebäude bestimmen die Sklyline der Millionenstadt.
Zu den höchsten und größten Wohnhäusern Kölns zählt zudem das Westcenter in Bickendorf mit seinen 400 Wohnungen auf 25 Etagen, das 1973 fertiggestellt worden ist. Ein Hochhauskomplex, der als sozialer Brennpunkt immer wieder in die Schlagzeilen gerät, ist der „Kölnberg“ im Stadtteil Meschenich. Das aus mehreren Häusern bestehende Gebäudeensemble verfügt auf bis zu 26 Etagen insgesamt über 1318 Wohneinheiten. Zu den höchsten Hochhäusern der Domstadt gehören zudem das Justizzentrum in Sülz (105 Meter), das in Neuehrenfeld (102 Meter) sowie das DLF-Funkhaus am Raderberggürtel (102 Meter).