Serie Erzbischöfe und Oberbürgermeister

Köln · Auch heute geht es in unserer Serie zu Plätzen in der Kölner Innenstadt, die ihren Namen von prominenten Menschen bekommen haben. Dazu gehören beim Rundgang ein bekannter Erzbischof genauso wie ein langjähriger Kölner OB, der erste Intendant des WDR, ein mutiger Schulleiter, ein Widerstandskämpfer gegen die Nazis und ein deutscher Reichspräsident, an dessen Namen ein zentraler Platz erinnert.

Der Kardinal-Höffner-Platz gibt den Blick frei auf das Hauptportal des Kölner Doms.

Foto: step/Eppinger

 

Kardinal-Höffner-Platz: Dieser Platz dürfte der wohl am häufigsten fotografierte Platz in Köln sein. Dabei geht es nicht um den zentral gelegen Platz selbst, sondern um den mehr oder weniger erfolgreichen Versuch, Freunde oder Familienmitglieder mit den kompletten Domtürmen auf ein Bild zu bannen. Dafür legen sich Touristen auch schon mal auf das Pflaster vor der großen Kreuzblume, die gerne als Treffpunkt benutzt wird. Weniger im Fokus haben die meisten den schönen Taubenbrunnen von Ewald Mataré, der auch das Südportal des Doms gestaltet hat. Neben dem Hauptportal des Doms ist das römische Nordtor ebenfalls ein ziemlich beliebtes Fotomotiv mitten im bunten Treiben vor der Kathedrale. Seinen Namen hat der Platz von einem früheren Kölner Erzbischof – Joseph Kardinal Höffner, der von 1969 bis kurz vor seinen Tod 1987 an der Spitze des Erzbistums stand, wo er die Nachfolge seines populären Vorgängers Kardinal Frings angetreten hatte. Er wurde 1906 als Sohn eines Landwirts im Westerwald geboren, war von 1962 bis 1969 Bischof von Münster und von 1976 bis 1987 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Seine letzte Ruhestätte findet sich in der Gruft des Doms.

 

Theo-Burauen-Platz: Unweit des Doms befindet sich direkt neben dem Spanischen Bau des Rathauses mit dem großen Ratssaal ein ruhiger Platz mitten in der City. Zunächst fällt das Teilstück eines römischen Abwasserkanals ins Auge, das auf das nahe gelegene unterirdische Praetorium verweist. Unweit davon steht ein moderner, 1971 von Klaus Albert erbauter Brunnen, der wie der Platz den Namen des früheren OBs Theo Burauen trägt. Bekannt ist er auch als Rathausbrunnen. Der SPD-Mann Theo Burauen war von 1956 bis 1973 Oberbürgermeister der Stadt Köln. Geboren wurde er 1906 in Köln. 1946 zog der gelernte Kaufmann erstmals in den Rat ein, dem er 27 Jahre angehörte. Wegen seiner Sozialpolitik gilt Burauen als der populärste Kölner OB des 20. Jahrhunderts. In seine Amtszeit fällt unter anderem der Neubau der Kölner Oper, der Sporthochschule sowie der Severins- und Zoobrücke. Das Grab des 1987 verstorbenen Ehrenbürgers liegt auf Melaten.

 

Hanns-Hartmann-Platz: Jetzt geht es weiter durch die Innenstadt zur Einkaufsmeile Breite Straße, wo gegenüber des Karstadt-Kaufhauses mit seiner historischen Fassade der Hanns-Hartmann-Platz liegt. Dieser ist geprägt durch einen schönen Brunnen und durch die umfangreiche Außengastronomie. Der im Jahr 1901 als Sohn eines Schlossers geborene Hanns Hartmann leitete von 1947 bis 1955 das Funkhaus Köln des NWDR und war danach bis 1960 der erste Intendant des WDR. Vor dem Krieg leitete er als jüngster Theaterchef Deutschlands mit 24 Jahren das Stadttheater Hagen und übernahm später die Leitung des Städtischen Theaters in Chemnitz. Hartmann, der 1972 starb, war mit der jüdischen Schauspielerin Ottilie Schwartzkopf verheiratet. 

Erich-Kli So manche Sehenswürdigkeit versteckt sich in Köln vor dem Auge des Betrachters. Das gilt zum Beispiel für den Löwenbrunnen auf dem unscheinbaren, kleinen Erich-Klibansky-Platz gegenüber des Pullman-Hotels. Der Brunnen erinnert seit 1997 an die von den Nazis ermordeten Juden, die dort 1942 auf ihre Deportation warten mussten. Im 19. Jahrhundert waren rund um die St.-Apern-Straße viele jüdische Schmuck- und Antiquitätengeschäfte angesiedelt. Auch eine Synagoge sowie ein Lehrerseminar und zwei Schulen fanden sich dort. Schulleiter der „Jawne“, des ersten jüdischen Gymnasiums im Rheinland, war der Spross einer Rabbinerfamilie, Erich Klibansky. Er wurde 1942 deportiert und bei Minsk erschossen. Als Lehrer und Schulleiter hatte er sich unermüdich für seine Schüler eingesetzt und konnte seine „englischen Klassen“ auch vor den Nazis retten.

 

Prälat-Otto-Müller-Platz: Dieser Platz im Agnesviertel liegt in einer ruhigen Wohngegend. Das Zentrum bildet schön gestalteter Spielplatz und ein altes Wegekreuz aus dem 17. Jahrhundert. Sein Namensgeber Prälat Otto Müller (1870-1944) war ein katholischer Priester und Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten. Er wuchs als Sohn eines Lehrers im Ruhrgebiet auf und studierte in Bonn Theologie. 1894 empfing er in Köln die Priesterweihe. Er engagierte sich in der Katholischen Arbeiterbewegung im Erzbistum Köln und setzte sich ab 1928 mit anderen Mitstreitern im Widerstand gegen die Nazis ein. Unter seiner Leitung bildete sich der Kölner Kreis im Umfeld der christlichen Gewerkschaften und der katholischen Arbeiter- und Gesellenvereine. Nach dem Attentat auf Adolf Hitler 1944 musste er in den Untergrund gehen. Otto wurde von der Gestapo verhaftet und starb 1944 in der Haft.

 

Ebertplatz: Die Plätze der Stadt sind wichtige Orientierungs- und Treffpunkte. Das gilt auch für den Ebertplatz. Lange war dieser ein Angstort, den man gerne gemieden hat. Das hat sich inzwischen geändert. Besonders beliebt vor allem bei Kindern ist die wieder in Betrieb genommene Brunnenskulptur des Kölner Künstlers Wolfgang Göddertz, die im Sommer zum Plantschen einlädt. Es ist nicht das einzige Kunstwerk auf dem belebten Platz, der bald komplett neu gestaltet werden soll. Aus stillgelegten Rolltreppen wurden Skulpturen mit gelandeten Raumschiffen oder einfach zur Rutsche umgebaut. Der Namensgeber ist hier seit 1950 der erste deutsche Reichspräsident Friedrich Ebert (1871-1925/SPD). Davor hatte es viele andere Namen gegeben. So wurde der Platz ab 1887 zum Deutschen Platz, weil er den Startpunkt des „Deutschen Rings“ bildete.