Serie Ein Papst und eine Goldschmiedin

Köln · In unserer Serie haben wir bislang bekannte Kölner vorgestellt und die Plätze in der Stadt besucht, wo diese bis heute ihre Spuren hinterlassen haben. Im heutigen Serienteil blicken wir auf prominente Plätze in der Innenstadt und auf die Menschen, die ihnen ihre Namen gegeben haben.

 Der Elisabeth-Treskow-Platz mit der Rheinbastion und seinem schönen, maritimen Spielplatz.

Der Elisabeth-Treskow-Platz mit der Rheinbastion und seinem schönen, maritimen Spielplatz.

Foto: step/Eppinger

Der Rundgang beginnt beim Oberlandesgericht und führt über den Dom zur Altstadt und von dort zu zwei zentralen Plätzen des Rheinauhafens.

 

Reich Der prägende Bau dieses Platzes ist das palastartige Justizgebäude mit dem Oberlandesgericht und Teilen des Kölner Amtsgerichtes. Gebaut wurde es zwischen 1907 und 1911, weil die Kapazitäten des Justizgebäudes am Appellhofplatz nicht mehr ausreichten. Mit einer Grundfläche von 12.500 Quadratmetern war es damals einer der größten Kölner Profanbauten. Der Bauplan sah 35 Sitzungssäle und 400 Geschäftszimmer vor. Bei seiner Einweihung 1911 war es das größte deutsche Justizgebäude. Besonders imposant ist in dem denkmalgeschützten Bau das große Treppenhaus mit seiner Kuppel. Direkt davor befindet sich unter der Grünfläche ein Röhrenbunker, der im Jahr 1942 unter die Erde gebaut wurde. Benannt wurde der Platz, an dem das Justizgebäude im Stil des Neobarock steht, nach dem Juristen und Politiker August Reichensperger, der 1808 in Koblenz geboren wurde. Von 1849 bis 1879 war er Appellationsgerichtsrat in Köln. Ab 1848 engagierte er sich federführend im politisch-parlamentarischen Katholizismus. Als Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung war er Gründer der Katholischen Fraktion und 1870 Mitbegründer der Zentrumspartei. Als Sekretär des Zentral-Dombauvereins setzte er sich für den Weiterbau des Doms ein und brachte das Domblatt an den Start. Der Platz vor dem Justizgebäude wurde 1897 nach ihm benannt. Sein Grab befindet sich auf Melaten.

 

Roncalliplatz: Die Umgebung des Doms hat sich im Laufe der Jahrhunderte deutlich verändert. Im Mittelalter war das Gotteshaus eng von Häusern und von kleineren Kirchen umgeben. Nach der Vollendung der gotischen Kathedrale stellte 1880 man den Dom als nationales Denkmal frei - der Domhügel wurde zu einer vom Verkehr umflossenen Insel. Seit 1970 verbindet die Domplatte das Gotteshaus ebenerdig mit der Fußgängerzone. Schon bald soll im Schatten des Doms die Historische Mitte mit dem sanierten Römisch-Germanischen Museum, dem neuen Stadtmuseum und dem neuen Kurienhaus entstehen. Sie soll der Startpunkt für die Via Culturalis sein, die zur Kirche St. Maria im Kapitol führt. Der Dom wird heute von mehreren Plätzen umgeben – im Westen vom Kardinal-Höffner-Platz, im Osten vom Heinrich-Böll-Platz, im Norden vom Bahnhofsvorplatz und im Süden vom Roncalliplatz. Dessen Namen geht nicht auf den weltberühmten Zirkus von Bernhard Paul zurück. Seinen Namen hat der 5875 Quadratmeter große Platz 1971 nach dem bürgerlichen Namen von Papst Johannes XXIII (1881-1963) erhalten. Angelo Guiseppe Roncalli stammte aus der Provinz Bergamo und wurden 1958 zum Papst gewählt. Wegen seiner Volksnähe bekam er den Beinamen „il Papa buono“ - der gute Papst. Er wurde im Jahr 2014 heiliggesprochen. Der Platz selbst hatte verschiedene Namen wie ab 1813 Place de Charlemagne und später zunächst Kaiser-Karls-Platz und dann Domhof. Der kleine Platz am Seitenschiff des Doms ist die Papstterrasse, weil hier mit Gedenktafeln an die Päpste Johannes XXIII., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. erinnert wird. Dort befindet sich der Petrusbrunnen. Auf dem Platz selbst steht seit 1984 die fast zehn Meter hohe Himmelssäule des Künstlers Heinz Mack. Neben großen Open-Air-Konzerten mit Weltstars hat dort auch einer der größten Weihnachtsmärkte seinen Platz gefunden.

 

Kurt-Hackenberg-Platz: An diesem zentralen Platz in der Altstadt ist die Kultur zu Hause. Oben auf Höhe der Domplatte ist das weltbekannte Museum Ludwig zu sehen. Auf dem Weg zum Rhein hin hat die Kölner Philharmonie ihren Haupt- und Bühneneingang. Der Ticketshop des Konzerthauses befindet sich auf der anderen Seite des zentralen Platzes. Von dort gelangt man nach wenigen Metern zum Senftöpfchen-Theater. Auch die Artothek liegt in unmittelbarer Nähe. Lange war der Kurt-Hackenberg-Platz nicht unbedingt ein Schmuckstück im Herzen der Altstadt. Auch während der Bauarbeiten der Nord-Süd-Bahn gab es dort keine Aufenthaltsqualität. Das hat sich inzwischen klar gerändert. Der Platz verwandelte sich ab 2018 mit den Bäumen, den Sitzgelegenheiten und dem Trinkbrunnen zu einem Ort zum Verweilen. Dazu hat auch die neugestaltete Ostseite des Domes und der mit einem neuen Glasdach versehene Zugang zur Philharmonie wesentlich beigetragen. In Anlehnung an den früheren Bischofsgarten entstand dort nach den Plänen des Landschaftsarchitekten Günther Vogt ein puristischer „Paradiesgarten“ mit einer Natursteinlandschaft aus Grauwacke und japanischen Schnurbäumen. Der Namensgeber Kurt Hackenberg (1914-1981) war von 1955 bis 1979 Kölner Kulturdezernent. Ursprünglich stammte der Sohn eines Bänderfabrikanten aus Barmen. Der SPD-Mann war an der Gründung der Germania Judaica beteiligt. In seiner Zeit wurde das Römisch-Germanische Museum und das Historische Archiv in der Südstadt gebaut. Auch die Pop-Art-Schenkung von Peter und Irene Ludwig fiel in seine Amtszeit.

 

Harry-Blum-Platz: Von der Altstadt geht es nun am Rhein entlang zum Rheinauhafen, dem neuen schicken Stadtquartier direkt am großen Strom. Dort bestimmen herausragende Bauten wie das Schokoladenmuseum, die drei Kranhäuser oder das Siebengebirge die Ufersilhouette der Domstadt. Zu den zentralen Plätzen gehört dort der Harry-Blum-Platz am alten Hafenamt. Der Blick fällt auf die Freitreppe zur Marina, dem Kölner Sporthafen, wo auch das Sommerkino seinen Platz hat. Direkt gegenüber steht das Bürgerhaus Stollwerck als kulturelles Zentrum. Der Namensgeber Harry Johannes Blum (1944-2000) war CDU-Politiker und der erste direkt gewählte hauptamtliche Oberbürgermeister der Stadt Köln. Seine Familie stammt aus Köln, geboren wurde Blum im Lennestädter Ortsteil Elspe. Sein Abitur machte Blum am Kölner Dreikönigengymnasium und studierte anschließend an der Uni der Domstadt Jura. 1964 trat er in die CDU ein. 1984 wurde Blum Ratsmitglied und 1991 Erster Bürgermeister. Nach 43 Jahren mit SPD-Bürgermeistern war er im September 1999 das erste von der CDU gestellte Stadtoberhaupt. Seine kurze Amtszeit endete durch seinen Tod abrupt im März 2000. Sein Nachfolger wurde Fritz Schramma (CDU). 

Elisabeth-Treskow-Platz: Der Weg weiter südwärts führt am mittelalterlichen Bayenturm mit der „Emma“-Redaktion und dem feministischen Archiv vorbei zum Elisabeth-Treskow-Platz. Dort genießen die Menschen in der großzügig angelegten Außengastronomie die Frühlingssonne, während für Kinder unter anderem ein Schiffsnachbau als Spielgerät bereitsteht. Zu den prägenden Bauten zählt die Rheinbastion direkt am Ufer. Ihre Fundamente sind Teil der in den 1890er Jahren angelegten Werftmauer. Die Namensgeberin Elisabeth Treskow (1898-1992) war eine Goldschmiedin und Kunstprofessorin. Sie übte als eine der ersten Frauen professionell die Goldschmiedekunst aus. In den Kölner Werksschulen leitete sie die Gold- und Silberschmiedeklasse und wurde unter anderem mit der Restaurierung des im Krieg beschädigten Dreikönigenschrein betraut. Zu den populärsten Arbeiten der Goldschmiedin zählen die Meisterschale des Deutschen Fußballbundes und die Amtskette der Kölner OB.