IHK Umfrage Unternehmen beklagen globalen Handel mit großen Hemmnissen

Köln · Auch zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie bestimmen deren Auswirkungen den globalen Handel. Lieferschwierigkeiten und Preisanstiege belasten die Unternehmen, weltweite Handelskonflikte stellen die internationalen Geschäfte vieler deutscher Unternehmen vor weitere Hindernisse.

Der Welthandel wird für auslandsaktive Unternehmen immer schwieriger.

Foto: dpa/Stephen B. Morton

Die deutschen Industrie- und Handelskammern haben nun die neue, regelmäßig durchgeführte größte Umfrage zum Auslandsgeschäft  veröffentlicht. Im Bezirk der IHK Köln zeigt sich trotz der anhaltenden Probleme teilweise eine deutliche Erholung bei der Bewertung der Geschäftslage.

Invasion in Ukraine
noch nicht abgebildet

Die Umfrage wurde am 11. Februar abgeschlossen, also vor der russischen Invasion der Ukraine. Eine Umfrage heute hätte sicher noch deutlich negativere Einschätzungen des Russlandgeschäfts ergeben, das aber seit der Krimkrise ohnehin schon stark zurückgegangen ist. Auch Auswirkungen auf die Perspektiven für das internationale Geschäft insgesamt sind in der Umfrage damit noch nicht abgebildet. An der Umfrage teilgenommen haben bundesweit 2687 international engagierte Unternehmen, darunter 111 aus Köln und Umgebung.

Deutlich verbessert hat sich die Lage der Unternehmen in Bezug auf das Geschäft innerhalb der Eurozone. 53 Prozent der Unternehmen bundesweit und immerhin 48 Prozent der Unternehmen in der Region beschreiben ihre Lage mit Blick auf die Eurozone als gut. Vor einem Jahr hatte dieser Wert für die Kölner Region noch bei nur 26,5 Prozent gelegen. Mehr als halbiert hat sich die Zahl der Betriebe, die die Lage hinsichtlich der Eurozone als schlecht beschreiben. Eine ähnlich positive Entwicklung gab es auch im Handel mit der sonstigen EU, der Schweiz und Norwegen. Besonders augenfällig ist die Veränderung im USA-Geschäft: Hatten vor einem Jahr nur acht Prozent der Befragten in der Region ihr USA-Geschäft als gut bezeichnet, so taten dies Anfang Februar dieses Jahres rund 48 Prozent.

Im Geschäft mit der Türkei beschreiben dagegen weiterhin etwas mehr als die Hälfte der Befragten die Lage als schlecht. Konstant schwach fällt das Urteil weiterhin für das Geschäft mit Großbritannien nach dem Brexit aus: Nur 6 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Kammerbezirk der IHK Köln nannten die Lage mit Blick auf Großbritannien gut. Allerdings stieg der Anteil derer, die die Situation zumindest befriedigend nennen, gegenüber der Umfrage vor einem Jahr sehr deutlich von 17 auf 40 Prozent. Leicht verschlechtert hat sich im vergangenen Jahr das Geschäft mit China, das im Jahr 2021 aber erneut Deutschlands wichtigster Handelspartner war.

Unabhängig von der aktuellen geopolitischen Lage und den Auswirkungen der Corona-Pandemie sind die Unternehmen mit Russland-Geschäft von Handelshemmnissen betroffen. Vor allem die zuvor bereits bestehenden Sanktionen der USA und der EU sowie russische Gegenmaßnahmen beschränkten die Geschäftsbeziehungen deutscher Unternehmen. Bereits Anfang Februar beurteilten 67 Prozent der teilnehmenden Unternehmen daher ihre Situation als schlecht.

Insgesamt berichteten viele Unternehmen von wachsenden Handelshemmnissen, verstärkten Sicherheitsanforderungen und auch gestiegenen Zöllen. Die Pandemie wirkt sich bei rund 86 Prozent der Unternehmen durch Probleme in Logistik und Lieferketten aus. Diese Probleme werden durch die russische Invasion in der Ukraine und die folgenden Sanktionen naturgemäß noch weiter verschärft.

Aktuell stellt nicht das Lieferkettengesetz die Unternehmen vor extreme Herausforderungen, sondern Einschränkungen wie die Sperrung von Lufträumen und Behinderungen des Schienenverkehrs, die hohe Inflation und stark steigende Energiepreise sowie die Verfügbarkeit von Rohstoffen und Vormaterialien.

Das bisher vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in seiner Konjunkturumfrage prognostizierte Exportwachstum von sechs Prozent für 2022 „ist nicht mehr zu schaffen“, sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Immerhin blicken die Unternehmen auf hohe Auftragsbestände. Um diese abzubauen, muss es allerdings gelingen, die Probleme in den Lieferketten zu lösen.