Hochschule Hänneschen trifft Shakespeare
Köln. · Ein neuer Bildband präsentiert im Jubiläumsjahr die so wertvollen, schönen als auch überraschenden und kuriosen Schätze der Kölner Universität.
Ein Stück vom Mond und ein versteinertes Vogelnest
Zu den ältesten Schätzen zählt sicher ein Ichthyosaurier aus dem Geomuseum der Uni. Es ist das größte Fossil der Hochschule und lebte vor 180 Millionen Jahren in einem tropischen Meer, das heute im Bereich der schwäbischen Alb lag. Zu „Steinernen Bibliothek“ der Uni gehören beispielsweise auch 5000 Exemplare fossiler Pflanzen, von denen viele aus dem Bergischen Land stammen. Ebenfalls zum Geomuseum zählen übrigens auch ein Stück vom Mond sowie ein versteinertes Vogelnest, das zur Sammlung von Ferdinand Franz Wallraf gehörte.
Ein echtes Goldstück ist die Nobelpreismedaille von Kurt Adler aus 23-karätigem Gold. Dieser Schatz ruht diebstahlgesichert im Büro des Rektors. Insgesamt vier Nobelpreisträger hat die Kölner Uni hervorgebracht. Den Preis hatte der Chemiker 1950 gemeinsam mit Otto Diels für ein Verfahren erhalten, mit dem Naturstoffe auf synthetische Weise hergestellt werden konnten. Ähnlich prachtvoll ist der Rektorbecher, der 1929 vom damaligen OB Konrad Adenauer gestiftet wurde und der beim Rektoressen nach der Rektoratsübergabe zum Einsatz kam.
Ziemlich kurios ist der sogenannte Kettensägen-Controller – ein sonderbares Artefakt, das aus dem Jahr 2005 stammt. Es diente der Vermarktung des Computerspiels „Resident Evil 4“. Das merkwürdige Gerät hat die Form einer kleinen, mit Blutspritzern übersäten Kettensäge und ist tatsächlich ein funktionstüchtiger Playstation-2-Controller. So wird kein Klischee des Action-Horror-Spiels ausgelassen.
Zu den schönen Kunstschätzen der Universität zählt die Herakles-Skulptur, die ihren Platz im mittleren Innenhof des Gebäudes der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät hat. Es ist ein Ausdruck von Kraft und Zielgerichtetheit, die diesem von Émile-Antione Bourdelle geschaffenen Kunstwerk innewohnt. Das kleinste Buch der Antike ist der Kölner Manikodex, den der Papyrologe Ludwig Koenen 1969 in Kairo als einen verhornten Pergamentklumpen erstanden hatte. Durch dessen Öffnung zeigt sich ein Werk mit insgesamt 192 Seiten, die ganz oder teilweise erhalten sind. Datiert wurde der Fund auf das 4./5. nachchristliche Jahrhundert.
Tief vergraben unter dem Inneren Grüngürtel befinden sich zwei wertvolle Schätze der Physik und der Geologie. Es handelt sich dabei um Teilchenbeschleuniger, deren rein materieller Wert bei 20 Millionen Euro liegt. Durch seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten bei der Forschung wird er zu einer unschätzbaren Kostbarkeit.
Zu den besonders wertvollen Büchern im Besitz der Kölner Uni zählt das Corpus Iuris Cononici. Dieses stellt einen wesentlichen Bestandteil der europäischen Rechtsentwicklung dar. Seiner primären Zielsetzung nach enthält es Kirchenrecht. Das wertvolle Buch befindet sich im Besitz des Instituts für Kirchenrecht und stammt aus dem Jahr 1696. Zu den wertvollsten Büchern der Welt zählt die „First Folio“ - die erste Gesamtausgabe der Shakespeare‘schen Werke aus dem Jahr 1623. Das Kölner Exemplar ist im Besitz der Universitäts- und Stadtbibliothek, wo es 1960 erworben wurde. Weltweit gibt es nur noch 235 Exemplare.
Nicht unbedingt bei den Schätzen der Uni würde man die älteste erhaltene Hänneschen-Puppe erwarten. Und die ist im Heiligen Köln ausgerechnet ein Teufel. Geschaffen wurde diese von Christoph Winters, der von 1772 bis 1862 gelebt hatte. Die Puppe ist Teil der Theaterwissenschaftlichen Sammlung. Auch nicht unbedingt zu den Schätzen einer Hochschule würde man das WC-Kabinett von Wolfgang Hahn rechenen. Genauer gesagt geht es um die Gästetoilette des Kölner Kunstsammlers, und besser gesagt um die Memorabilien, die dort an der Wand hingen.
Auf ihre ganz eigene Weise werden auch Institutionen an der Uni zu Schätzen, das gilt für den Informationsstand im Hauptgebäude, den es seit Anfang der 90er Jahre gibt und der unzähligen Studenten bei der Orientierung geholfen hat, sowie für die kölsche Kaffebud auf dem Albertus-Magnus-Platz – ein zentraler Netzwerkknoten der Uni.
Peter W. Marx, Hubertus Neuhausen (Hg.): Schätze der Universität zu Köln, Greven-Verlag, 232 Seiten, 28 Euro.