Wie erleben Sie gerade die Situation in der Lanxess-Arena?
Liveentertainment „Im Moment herrscht bei uns in der Arena Aufbruchstimmung“
Köln · Zum Wochenbeginn gibt es neue Corona-Regeln, die den Menschen wieder deutlich mehr Freiheiten geben und die mehr auf die Eigenverantwortung des Einzelnen setzen. Für die Veranstaltungsbranche bedeutet das einen weiteren großen Schritt in Richtung Normalität.
Auch in der Kölner Lanxess-Arena ist das Leben zurückgekehrt. Wir haben mit Arena-Chef Stefan Löcher auf die beiden Pandemie-Jahre zurückgeblickt und über die Perspektiven der Multifunktionshalle in Deutz gesprochen.
Stefan Löcher: Im Moment herrscht bei uns in der Arena Aufbruchstimmung. Wir hatten den Betrieb schon im Oktober und November hochgefahren. Dann mussten wir wieder alles absagen, darunter auch 15 Veranstaltungen der „Lachenden Kölnarena“. Das war sehr hart für unsere Mitarbeiter. Jetzt hatten wir gerade drei Genesis-Konzerte, das Gastspiel von Hans Zimmer und das Heimspiel von BAP – alles ausverkaufte Veranstaltungen. Die Menschen haben wieder Spaß am Liveentertainment und wollen nach der langen Zeit einfach wieder raus. Und es stehen noch zahlreiche große Termine wie mit Queen, Sting oder Udo Lindenberg an. Vieles davon sind Auftritte, die wir wegen der Pandemie verlegen mussten. Wir sind also gut ausgelastet.
Inwiefern spüren Sie noch die Folgen von zwei Jahren Pandemie?
Löcher: In den vergangenen zwei Jahren war nur wenig in der Arena möglich. Die Folgen werden wir, wie auch die gesamte Branche, noch lange spüren. Dazu gehört zum Beispiel die schwierige Suche nach Aushilfen im Gastro- und im Umbaubereich. Dagegen gab es bei unserem festen Personal kaum Fluktuation. Froh sind wir, dass wir endlich wieder mit den vollen Kapazitäten beim Publikum arbeiten können. Das war in den europäischen Nachbarländern schon deutlich früher der Fall. Allerdings gab es hierzulande gerade in den Medien die große Alarmierung in Sachen Corona. Das bringt noch eine gewisse Zurückhaltung bei den Menschen mit sich, was wir bei Veranstaltungen merken, die neu in den Ticketverkauf gehen. Hier müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten und zeigen, dass die Arena durch unser Hygienekonzept und die sehr leistungsstarke Frischluftanlage ein wirklich sicherer Ort ist. Wir haben kein Feedback von Besuchern oder vom Gesundheitsamt bekommen, dass es in der Arena in der Vergangenheit Infektionen gegeben hat. Ein echter Freedom-Day wäre jetzt ein wichtiges psychologisches Signal. Folgt man vielen Experten-Meinungen, ist das Risiko, an Omikron schwer zu erkranken, eher gering und entspricht vielen anderen Lebensrisiken, mit denen wir schon lange leben. Trotz all dieser Herausforderungen blicken wir aber zuversichtlich in Zukunft. Und jedes Konzert, das stattfindet und das sein Publikum begeistert, bedeutet für uns neuen Rückenwind.
Welche Bedeutung hat das Test- und Impfzentrum in der Arena gehabt?
Löcher: Das Impfzentrum werden wir wegen der gesunkenen Nachfrage in den kommenden Tagen schließen. Das Testzentrum läuft dagegen weiter. Wenn es im Herbst wieder eine erhöhte Nachfrage beim Impfen gibt, sind wir sofort bereit, unser Impfzentrum zu reaktivieren. Es war auch wichtig, um Mitarbeiter beschäftigen zu können und um bei den Menschen als Arena in Erinnerung zu bleiben.
Durch den Krieg in der Ukraine sind die Energiekosten weiter massiv gestiegen. Welche Auswirkungen hat das für die Arena?
Löcher: Das kann für uns sehr dramatisch werden. In diesem Jahr sind die Energiepreise noch gesichert. Das kann sich im kommenden Jahr aber massiv ändern. Die Kostensteigerung wird dann mehrere Millionen betragen. So eine Arena liegt beim Energieverbrauch bei einem kleinen Industrieunternehmen.
Wie wichtig sind da Investitionen in die Energieeffizienz?
Löcher: Wenn wir Geräte wie bei der Klimaanlagentechnik austauschen, investieren wir immer in die modernste und energieeffizienteste Technik. Alles ist dann auf dem neuesten Stand. Aber die Arena ist 23 Jahre alt, da kann man nicht die komplette auf einen Schlag Halle energieeffizient machen. Bei solchen Aktivitäten sind uns baulich immer Grenzen gesetzt. Aber wir versuchen, wie bei der LED-Beleuchtung, das umzusetzen, was möglich ist.
Wie fällt die bisherige Bilanz des Neustarts aus?
Löcher: Das haben wir erstaunlich gut gestemmt bekommen. Alles hat gut funktioniert. Aber es gab allerdings erstmals in der Geschichte der Arena die Situation, dass wir einen Bratwurst- und einen Pizzastand bei ausverkauftem Haus nicht öffnen konnten, weil das Personal dafür gefehlt hat. Insgesamt gesehen, können wir aber mit dem Neustart sehr zufrieden sein.
Wie wichtig ist der Sport für die Arena und die im September anstehende Basketball-EM?
Löcher: Viele Sportveranstaltungen konnten in der Pandemie stattfinden, wenn auch mit reduziertem oder ganz ohne Publikum wie beim ATP-Tennisturnier oder beim Handball Final 4. Das schaffen wir allerdings nicht noch einmal bei jedem weiteren schwierigen Herbst. Das kann wirtschaftlich einfach nicht funktionieren. Deshalb hoffen wir sehr auf einen weitgehend normalen Herbst 2022. Eine große Vorfreude gibt es dann bei der EuroBasket im September. Das ist ein spannender, schneller und schöner Sport, der vor allem Familien anspricht. Und wir haben vier Spiele der deutschen Nationalmannschaft in Köln, das wird viel überregionales Publikum in die Arena bringen.
Welche Corona-Regeln gelten nach den Änderungen Anfang April?
Löcher: In NRW gibt es eine neue Corona-Verordnung, die die Kapazitätsgrenzen beim Publikum aufhebt und die bei Veranstaltungen das Tragen einer Maske empfiehlt. Natürlich steht es jedem Veranstalter, der unsere Arena bucht, frei, die Einlassreglungen bei seinem jeweiligen Event selbst festzulegen. Möchte ein Veranstalter oder ein Künstler beispielsweise die Maskenpflicht bei seinem Event zukünftig beibehalten, steht ihm das frei. Auch eine 3G-Regelung, kann jeder Veranstalter weiter fortbestehen lassen, wenn er das möchte. Ich gehe aber davon aus, dass 99 Prozent der Veranstalter die gesetzlich erlaubten Bedingungen so weit ausschöpfen, wie es geht, um den Besuchern die maximal mögliche Freiheit zu bieten. Das begrüßen auch wir als Venue.
Wie hat die Pandemie die Veranstaltungsbranche verändert?
Löcher: Wir stehen vor großen Herausforderungen wie den explodierenden Energiekosten und dem Personalmangel. Dazu kommt die nachlassende Kaufkraft in Folge der steigenden Inflation. Aber das Publikum will wieder Liveentertainment bei uns erleben. Damit wird sich die vor der Pandemie begonnene positive Entwicklung weiter fortsetzen. Die Menschen werden wieder in die Hallen zurückkommen. Da bin ich mir sicher.