Unterwegs Freie Gehwege immer im Blick

Köln · Wer in Köln zu Fuß unterwegs ist, muss oft Hindernisse überwinden. Dazu gehören auf den Gehwegen abgestellte Autos genauso wie umgefallene E-Roller. Auch zu lange Ampelphasen und Konflikte mit Radfahrern ärgern so manchen Fußgänger bei seinem Weg durch die Millionenstadt.

 Nico Rathmann ist als Fußverkehrsbeauftragter der Stadt seit dem 1. März im Amt.

Nico Rathmann ist als Fußverkehrsbeauftragter der Stadt seit dem 1. März im Amt.

Foto: Stephan Eppinger

Dabei legen die Menschen in Köln etwa 25 Prozent ihrer Wege zu Fuß zurück. „Der Fußverkehr ist die am meisten unterschätzte Verkehrsart in einer Großstadt wie Köln. Dabei ist das ein ganz zentraler Bestandteil unseres Lebens und die Grundlage unserer Mobilität. Deshalb muss man das Thema ernst nehmen. Das tun wir mit unserem ersten Fußverkehrsbeauftragten Nico Rathmann“, sagt Verkehrsdezernent Ascan Egerer. 

Problem der E-Roller
besonders im Blick

Zum Vorstellungstermin am Rheinufer waren beide natürlich vom Deutzer Stadthaus zu Fuß gekommen. „Ich bin ein leidenschaftlicher Fußgänger und gehe deshalb auch so viel wie möglich zu Fuß. Nur bei weiteren Strecken nutze ich das Rad oder öffentliche Verkehrsmittel. Außerdem wandere ich gerne und habe auch schon einen 4000er-Gipfel bestiegen“, berichtet der 37-jährige Rathmann, der seit dem 1. März im Amt ist. In Köln hat der Diplom-Geograf studiert und war zuletzt beim Heidelberger Amt für Verkehrsmanagement für die Sicherheit von Schulwegen zuständig. 

Nach seiner Rückkehr nach Köln will er bei Stadtspaziergängen die verschiedenen Veedel kennenlernen, um so mehr über die Bedürfnisse, Probleme und Wünsche der Menschen vor Ort zu erfahren. Besonders im Blick hat er dabei das Problem der E-Tretroller in der Domstadt, die für viele Fußgänger regelmäßig ein Ärgernis darstellen. „Da hat man mit dem Verkehrskonzept gerade in der Altstadt schon gute Fortschritte gemacht und viele Roller vom Gehweg geholt.“ Insgesamt sei es wichtig, diesen freizuhalten, was zum Beispiel auch für Parkautomaten gilt. „Bedeutsam ist es auch, Menschen mit einer eingeschränkten Mobilität zu berücksichtigen. Da helfen schon Kleinigkeiten wie das Absenken von Bordsteinen“, betont Rathmann. 

Er will sich dafür einsetzen, dass der Fußverkehr in Köln den Stellenwert bekommt, den er wirklich verdient. „Alle Wege beginnen und enden zu Fuß. Die 25 Prozent kann man noch weiter steigern, wenn man diese Art, unterwegs zu sein, attraktiver macht. Es geht neben freien und breiten Gehwegen auch darum, kurze Wege zum Beispiel durch neue Querungen zu schaffen. Als Fußgänger soll man den Tag genießen können und entspannt unterwegs sein“, sagt Rathmann, der auch mit ehrenamtlichen Akteuren, wie bei „Fuss e.V.“, im engen Austausch steht. „Diese Menschen wissen, wo der Schuh drückt.“ 

Mit einem eigenen Fußverkehrsbeauftragten gehört Köln in Deutschland zu den Vorreitern. Solche Kümmerer gibt es bislang nur in sehr wenigen Großstädten, wie zum Beispiel in Leipzig. In Köln ist der Fußverkehrsbeauftragte aktuell im Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung angesiedelt. Ziel ist die Entwicklung einer gesamtstädtischen Fußverkehrsstrategie, die Erstellung von Teilkonzepten zur Fußverkehrsförderung sowie die Vorbereitung und Durchführung von Fußverkehrs-Checks in den Stadtbezirken. Rathmann ist zudem Ansprechpartner für Bürger, die mit ihren Anregungen und Beschwerden an die Stadtverwaltung herantreten. Künftig gehört Rathmann zum neuen Amt für nachhaltige Verkehrsentwicklung, das im Juni an den Start geht und das bei der Verbesserung der Verkehrssituation in Köln einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen wird.