Serie Unter Fettenhennen, in der Hahnenstraße und auf dem Kattenbug

Köln · Kölner Straßen haben kölsche Namen und die erschließen sich nicht jedem Besucher auf den ersten Blick. Das gilt auch für die Straße Unter Fettenhennen, die vom Gebäude von Köln-Tourismus am Domforum und am WDR-Funkhaus vorbei zum Wallrafplatz führt.

Die Kirche Maria in der Kupfergasse (l.) unweit des Zeughauses und das Laubenganghaus am Filzengraben.

Foto: step/Eppinger

Dicke Hühner gibt es hier nicht, auch wenn sich hier einst die Brothalle befand, die für Nahrung für das Geflügel sorgte. 1487 ist eine Herberge mit dem Namen „Zur fetten Henne“ belegt. Anfang des 16. Jahrhunderts kaufte Franz Birckmann das Haus und gründete dort seine Druckerei und Buchhandlung. „Fette Hennen“ heißen im Druckerjargon die fetten Anfangsbuchstaben. In der Straße gab es weitere Drucker und Buchhändler, die unweit des damaligen Domizils der Juristischen Fakultät der Universität, An der Rechtschule, ihren Geschäften nachgingen.

Zwischen Köln-Tourismus und dem Café-Institution Reichard geht die Straße Burgmauer in Richtung Zeughaus. Diese erinnert an die alte römische Nordmauer, die der Straße ein Jahrtausend lang als Schutz gedient hat. Das römische Nordtor befindet sich in unmittelbarer Nähe auf der Domplatte. Am Zeughaus ist zudem noch ein längeres Teilstück des alten Bollwerks zu sehen. Dort erinnert der Römerbrunnen von Franz Brantzky mit der römischen Wölfin an die Geschichte. Von dort zweigt die Straße Kattenbug in Richtung IHK ab. Im Mittelalter hießt diese noch „upme katzenbuch“ („Auf dem Katzenbauch“). Unweit davon befindet sich die Straße Auf dem Hunnenrücken, die ursprünglich Hunderücken hieß. Erst Ferdinand Franz Wallraf macht bei seiner Neubennung der Straßen aus der Hommage an die Haustiere ein Stück Völkergeschichte und holte die Hunnen und Chatten nach Köln.

Jetzt geht es über den Appellhofplatz in Richtung Glockengasse. Dort fällt eine große Kirche ins Blickfeld der Stadtwanderer – St. Maria in der Kupfergasse. Der Straßenname erinnert an die Kupferschläger und Kupferschmiede, die dort im Mittelalter ihre Werkstätten hatten. Das in reichstem Barock ausgestattete Gotteshaus wurde zwischen 1705 und 1715 für die Karmeliterinnen gebaut. Zur Kirche gehört die Lauretanische Kapelle, in der seit mehr als drei Jahrhunderten eine Skulptur der Schwarzen Muttergottes verehrt wird. In der Glockengasse befindet sich gegenüber der Oper das Stammhaus von 4711. Die Straße selbst geht auf den Glockengießer Meister Elias zurück, der dort seine Werkstatt hatte. Und Bedarf an Kirchenglocken war bei der Vielzahl der Kirchen in Köln groß. In der Glockengasse gab es zudem das „Haus zur Glocke“. Glöckchen finden sich auch noch heute am Glockenspiel des 4711-Hauses, das immer zur vollen Stunde erklingt.

Nun führt der Spaziergang über die belebte Schildergasse zum Neumarkt. Während die Hohe Straße eine römische Vergangenheit vorweisen kann, liegt der Ursprung der Schildergasse noch im Dunkeln. Der Name stammt von den Wappenschilderen, die Schilder bemalten, und die seit Anfang des 13. Jahrhunderts dort historisch belegt sind. Das Gaffelhaus der Schilderer befand sich seit 1452 auf Höhe der heutigen Hausnummer 15. Auch die Brauer hatten einst ihr Zunfthaus an der Schildergasse, woran der heutige Bierbrunnen vor dem Kaufhof erinnert. Über den Neumarkt geht es zur Hahnenstraße. Einen „echten“ Hahn gibt es heute noch unweit des Kölnischen Kunstvereins. Die Skulptur dort wurde 1962 von Toni Stockheim geschaffen. Der Name soll auf einen Herrn Hageno zurückgehen, der in der Straße ein Haus besaß. Unweit davon befindet sich die mächtige mittelalterliche Hahnentorburg oder „Hahnepooz“.

Tierisch geht es über die Schaafenstraße weiter in Richtung Griechenviertel. Es war im Mittelalter der Weg der Schafe und Rinder vom inzwischen verschwundenen Schaafentor zum Neumarkt, wo die Tiere verkauft wurden. Dieser ist 1076 erstmals als Handelsplatz belegt. Sollte das Vieh im Anschluss geschlachtet werden, geschah das im nächstgelegenen Schlachthaus an der Fleischmengergasse. Der Wortteil „menger“ leitet sich vom lateinischen „mango“ ab, was übersetzt Händler bedeutet. In der abzweigenden Lungengasse wurden allerdings nicht die Innereien verarbeitet, der Name geht auf das Haus „Zur Lunge“ aus dem 14. Jahrhundert zurück.

Nun führt der Rundgang am Kulturquartier und der Kunststation St. Peter vorbei zur romantisch anmutenden Sternengasse, die dafür in ihrem heutigen Erscheinungsbild ziemlich nüchtern erscheint. Schon im 13. Jahrhundert ist der Name „platea Stellarum“ belegt. Beim Ursprung gibt es bei den Forschern verschiedene Thesen. Zu wird ein gleichnamiges Haus genauso vermutet wie der Bezug zum Wort „ster“ oder „sterre“ für Widder, was eine Verbindung zum nahegelegenen Weberviertel bedeuten würde. Im Mittelalter hatte auch noch die heutige Leonhard-Tietz-Straße den Namen Sternengasse. Dort lebten zeitweise bekannte Persönlichkeiten wie Peter Paul Rubens oder die französische Ex-Königin Maria von Medici.

Die letzte Station des Spaziergangs ist der Filzengraben, an dem die sehenswerte Trinitatiskirche liegt. An der Straße unweit des Rheins stellten die Filzer im Mittelalter Hüte und wasserdichte Mäntel her. Am Filzengraben hatten zudem die Fassbinder ihr prächtiges Zunfthaus im Renaissancestil, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Zu den Vorgängern der Trinitatiskirche gehörte das Kloster St. Lucia, das nach der Säkularisation in eine Wollfabrik umgewandelt wurde. Am Anfang des Filzengrabens befindet sich ein sehenswertes Laubenganghaus.

 

Quellen: Helmut Signon, Klaus Schmidt: Alle Straßen führen durch Köln, Greven-Verlag; Ilona Priebe: Kölner Straßennamen erzählen, Bachem-Verlag.