Junge Jecken auf großer Tour
100 Termine absolviert das Kinderdreigestirn in der Session. Unsere Zeitung war einen Nachmittag mit an Bord.
Köln. Seit 50 Jahren gibt es in Köln ein Kinderdreigestirn und seit 25 Jahren werden die jungen Tollitäten von Elisabeth Conin betreut. Etwa 100 Auftritte absolvieren Prinz Julian I., Bauer Jacob und Jungfrau Victoria in der Session. Unsere Zeitung hat die Drei einmal bei einer Tour durchs jecke Köln begleitet.
15.30 Uhr: Das Dreigestirn und seine Begleiter treffen sich in Ossendorf bei Elisabeth Conin. In ihrem Hauptquartier im Keller verwandeln sich die 13 Grundschüler in Prinz, Bauer und Jungfrau sowie zehn Gardisten und Pagen. Für Prinz Julian I. ist es ein besonderer Tag — er feiert seinen zehnten Geburtstag.
16 Uhr: Mit zwei kleinen Bussen geht es los. Unterwegs sorgt Fahrer Dominik Weber für die richtige Musik. Angesagt sind die Höhner genauso wie Cat Ballou und Querbeat. Während es draußen naß und neblig ist, herrscht beim jecken Nachwuchs beste Stimmung vor dem ersten Auftritt des Tages.
16.30 Uhr: Pünklich fahren die beiden Busse am Polizeipräsidium in Kalk vor. Dort erwartet der Leiter des Polizeigewahrsamsdienst, Wolfgang Kahlenbach, schon das Dreigestirn. „Werden wir jetzt verhaftet, weil wir so viel Karneval feiern“, fragt sich einer der Gardisten schmunzelnd. Ganz so schlimm kommt es nicht, aber den Zellentrakt des Präsidiums dürfen die jungen Jecken trotzdem besuchen.
16.40 Uhr: Vor Ort erfährt das Dreigestirn wie Verdächtige durchsucht werden und wie ein Alkoholtest gemacht wird. Die Prietsche, den Schlüsselbund und den Spiegel dürften Prinz, Bauer und Jungfrau normalerweise nicht in die Zelle mitnehmen. Auch die Schuhe müssen davor ausgezogen werden. „Es ist ziemlich cool das alles einmal sehen zu dürfen“, findet Julian.
16.50 Uhr: Neben einem eigenen Gerichtssaal gibt es im Zellentrakt auch einen Raum, in dem die Kripo die Zelleninsassen fotografiert und die Fingerabdrücke nimmt. Das darf das Dreigestirn mit seiner Begleitung direkt einmal ausprobieren. „Ist hier schon einmal einer ausgebrochen“, will einer der jecken Gäste wissen und bekommt die beruhigende Antwort, dass dies noch keinem gelungen ist.
17 Uhr: Zur Stärkung gibt es eine Runde Muffins und Kakao und natürlich dürfen auch Fragen gestellt werden. So erfahren die Besucher, dass nachts am Wochenende sowie an Karneval im Polizeigewahrsam mit den 66 Zellen besonders viel los ist. In der Regel bleiben die Insassen nur wenige Stunden dort, bevor sie entlassen oder in die JVA Ossendorf gebracht werden.
17.15 Uhr: In der Tiefgarage des Präsidiums kann der jecke Nachwuchs einmal einen Streifenwagen und drei Motorräder der Polizei aus der Nähe betrachten. Prinz, Bauer und Jungfrau sitzen direkt einmal auf einem der schicken Motorräder Probe. „Das gefällt mir. Mein Bruder hat zu Hause auch ein Motorrad“, sagt Bauer Jacob, bevor es wieder zu den Bussen geht.
17.35Uhr: Jetzt geht es mit den Bussen zurück nach Ossendorf, wo mit der Altensitzung von Rocholomäus der nächste Termin ansteht.
18 Uhr: Pünklich zieht das Kinderdreigestirn in den Saal ein und begrüßt auf der Bühne die 200 Gäste im Publikum. Für Prinz Julian gibt es direkt das zwei Geburtstagsständchen an diesem Nachmittag. Eine weitere gute Nachricht kommt vom Rocholomäus-Präsidenten Norbert Haumann. Er verspricht, dass seine KG die Reparatur der leicht ramponierten Prinzenprietsche übernimmt.
18.30Uhr: Die jecke Trupp trifft wieder im Hauptquartier ein. Schnell verwandeln sich die Jecken wieder in die 13 Grundschüler. Zu Schluss werden noch die Geschenke des Vortrags aufgeteilt. „Der Besuch in der Zelle war besonders cool, aber auch der Auftritt hat Spaß gemacht“, sagt Victoria Sion, deren Vater René für seine Bürgergarde Blau-Gold auch schon als Jungfrau durch die Säle gezogen ist.