Junges Programm für Leverkusener Jazztage
Eckhard Meszelinsky übergibt 2016 nach 19 Jahren die Leitung an Fabian Stiens. Jan Delay kommt zum Eröffnungskonzert ins Forum.
Leverkusen. Als Eckhard Meszelinsky 1994 die renommierten Leverkusener Jazztage übernimmt, stehen diese schon fast vor dem Aus. Mit einem neuen Team tritt der Mann, der davor 14 Jahren Abstinenz zum Musikgeschäft gehalten hatte, für das Festival an und bringt 1996 sein erstes Programm an den Start. Doch vor allem finanzielle Probleme machen die ersten Jahre zu einem schwierigen Unterfangen.
So tritt Meszelinsky, der inzwischen mit seinem eigenen Vermögen für die Jazztage haftet, 2000 wegen schlechter Vorverkaufszahlen von der Leitung zurück. „Das gab einen bundesweiten Wirbel und der Vorverkauf zog plötzlich an, so konnten wir den befürchteten Verlust in Grenzen halten und so bin ich weiter beim Festival geblieben“, erinnert sich der heute 61-Jährige. Im kommenden Jahr wird er die Leitung an seinen Nachfolger Fabian Stiens übergeben.
Die Jazztage selbst konnte man durch höhere Eintrittspreise und Sponsoren wieder in ein ruhigeres Fahrwasser bringen. 16 000 bis 20 000 Zuschauer kommen seitdem jedes Jahr zum Festival. „Um das Festival am Leben zu erhalten, fehlt mir nach 19 Jahren inzwischen die Power. Außerdem beginnt mit der OB-Wahl in diesem Jahre eine neue politisch, stabile Periode“, begründet der Mann mit der Mütze seinen Rückzug. Er will als Berater die kommenden drei Jahre den Jazztagen noch erhalten bleiben.
Sein Nachfolger ist sein ehemaliger Auszubildender, der mit 15 schon als ehrenamtlicher Helfer beim Festival an Bord war. Inzwischen hat Fabian Stiens die Leitung für das Scala übernommen. „Ich war als Kind schon auf den Jazztagen und liebe diese Musik. Die Herausforderung diese zu leiten, ist sehr groß. Wir müssen neue Sponsoren generieren und ein neues junges Publikum gewinnen“, sagt Stiens.
Der Blick aufs diesjährige Programm zeigt, dass diese Zielgruppe bereits bei den Machern im Visier ist, auch wenn man natürlich auf versierte Kräfte der Jazzszene nicht verzichten will. Mit elf Tagen ist das Festival so land wie nie zuvor. Den Auftakt macht am 5. November Jan Delay & Disko No. 1 im Forum, der sonst vor über 10 000 Fans auftritt und der seinen Weg vom Hip-Hop zu Swing, Funk, Pop und Rock gefunden hat.
Nachdem Zaz ihren ersten Auftritt bei den Jazztagen wegen Krankheit kurzfristig absagen musste, kehrt die Französin am 6. November zurück ins Forum. Als Support steht der Future-Sound-Gewinner Achim Seifert auf der Bühne, der damals spontan für Zaz eingesprungen war.
Der nächste Höhepunkt ist am 7. November direkt das Gastspiel von Melody Gardot. „Ihr Konzert in der Kölner Philharmonie war eines der besten, das ich in den vergangenen zehn Jahren gesehen habe“, schwärmt Meszelinsky von der faszinierenden Sängerin und Komponistin.
Eher ein junges Publikum spricht auch die Schweizer Künstlerin Sophie Hunger am 12. November an. Sie begann klassisch als Jazzmusikerin, zeigte aber schon bald, wie facettenreich ihr musikalisches Schaffen ist und begeisterte damit auch europaweit die Indiepopszene. In Leverkusen präsentiert sie ihr neues Album. Als Support steht mit Avery Sunshine eine starke Künstlerin in Sachen Soul und RnB auf der Bühne im Forum.
Eine bislang so noch nicht bekannte Nachfrage hat Philipp Poisel bei den Jazztagen ausgelöst. „Wir hatten die Tickets online bei Eventim angeboten, binnen kürzester Zeit waren 1000 Karten weg. Man sollte sich bei diesem Künstler mit dem Kartenkauf wirklich beeilen“, rät der Festivalleiter. Weitere Highlights im Forum sind der frühere Frank-Zappa-Gitarrist Terry Bozzio am 9. November, der US-Bassist und Stammgast Marcus Miller am 11. November, die Fusion-Band Yellowjackets am 8. November und der israelische Modern-Jazzer Avishai Cohen am 13. November.