Kultur Musik als Speicher von Erinnerungen

Köln · Unter dem Motto „Musik Amnesie Gedächtnis“ gibt es vom 29. April bis zum 8. Mai die zwölfte Ausgabe des Kölner Festivals „Acht Brücken“. Dabei vernetzt sich das Musikfest mit dem zentralen Nervensystem, nimmt die menschlichen Sinne und die neurologische Signalverarbeitung ins Visier und untersucht gleichzeitig die Funktion von Musik als Erinnerungsspeicher.

Ab 20.30 Uhr ist am 7. Mai das legendäre Sun Ra Arkestra mit seinem 97-jährigen Bandleader Marshall Allen zu Gast im Stadtgarten.

Foto: KölnMusik GmbH/Sun Ra Arkestra/Sibylle Zerr

Es geht um Erinnern und Vergessen, um Rausch und Ritual sowie um Traum und Schlaf.

Geplant sind bei „Acht Brücken“ mehr als 50 Konzerte mit der Musik von heute und an besonderen Orten in der Stadt. Diese bieten reichlich Möglichkeiten zur Selbstreflexion. Vom frühmorgendlichen kontemplativen Versinken in der Kirche mit Morton Feldman über virtuelle Realitäten im Schlaflabor von Alexander Schubert bis zur rauschhaften Verbindung zum Übersinnlichen im fünfstündigen Symposium des Klangforums Wien.

Zu den zehn Festivaltagen mit über 80 Stunden Musik und 19 neuen Werken gehörten beliebte Formate wie der „Acht Brücken Lunch“ mit der täglichen Festivalkostprobe sowie „Jazz and Beyond“ im angesagten Club King Georg. Angeboten wird auch weiterhin der „Acht Brücken Freihafen“ am 1. Mai mit einem gesamten Tag Musik bei freiem Eintritt. Bereits am 27. August findet das Zusatzkonzert mit Karlheinz Stockhausens „Sternklang“ im Schlosspark Brühl statt.

Zum Festivalauftakt wird am 29. April ab 16 Uhr eine besondere Veranstaltung in der Musikbibliothek angeboten, die ihr 100-jähriges Bestehen feiern kann. Sie bietet Raum für die audiovisuelle Installation „Listen“ von und mit Stefan Prins, Florentin Ginot, Rebecca Saunders, Francisco Avarado, Martin Smolka, Juliet Fraser, Janet Sinica und Julius Gass. Im Anschluss daran gibt es ab 18 Uhr unter dem Titel „H.E.I. Köln“ im Rheinauhafen einen akustistischen 3D-Soundwalk. In Philharmonie findet am Abend ab 20 Uhr die offizielle Eröffnung mit dem WDR-Sinfonieorchester unter Christian Macelaru und einer Uraufführung von Liza Lim statt. Zum Abschluss geht es zur langen Clubnacht mit dem Detroiter Duo Dopplereffekt ins Gewölbe.

Am Tag darauf lockt der Internationale Kompositionswettbewerb des Festivals mit der Uraufführung der Finalwerke durch Paulo Alvares, Claudia Chan und Simon Spillner ins Alte Pfandhaus, wo auch die Preise an die Gewinner übergeben werden. Im WDR-Funkhaus erklingen am gleichen Tag Marcus Schmicklers „Schreber Songs“ mit den Kölner Vokalsolisten und dem Ensemble Ruhr. Um 19 Uhr führt der Weg in die Stadthalle Mülheim, wo beim „Symposium“ ein fünfstündiger „Rausch in acht Abteilungen“ mit dem Klangforum Wien auf dem Programm steht.

Beim „Acht Brücken Freihafen“ am 1. Mai bildet um 11 Uhr die Jazzmatinee des Crossculture-Projekts Masaa in der Philharmonie den Auftakt zum kostenfreien Musiktag. Weitere Programmpunkte sind unter anderem die Performance „Erinneränderungen“ im Foyer des Konzerthauses, eine Klangkontemplation mit der Komponistin Malika Kishino in der Philharmonie, der das Konzert „Container Cologne“ mit dem Ensemble Musikfabrik folgt. Dazu gehören zwei Uraufführungen und eine deutsche Erstaufführung. Zum Abschluss findet unter freiem Himmel das astrophysikalische Musikprojekt „Leuchtstoffraum 1“ auf dem Heinrich-Böll-Platz statt.

Früh um 8 Uhr geht es am 2. Mai mit Morton Feldmans kontemplativen „For Bunita Marcus“ in der Kunststation Sankt Peter. Dazu kommen am selben Tag drei Projekte der Deutzer TanzFaktur als Beitrag des Netzwerkes Neue Musik. Am 3. Mai navigiert das Jazzquartett C.A.R. ab 19.30 Uhr mit seiner Performance „Oneieronauten“ durch die Träume und Erinnerungen der Ensemblemitglieder.

„We are all lichens“ behauptet das Projekt um den Kontrabassisten Florentin Ginot und der Sopranistin Juliet Fraser, die am 4. Mai ab 18 Uhr neue Werke von Martin Smolka und Anna Zaradny in der Kunsstation Sankt Peter aufführen. Am Abend ist ab 20 Uhr das Ensemble Resonanz mit dem Weltklasse-Cellisten Jean-Guihen Queyras in der Philharmonie zu Gast. Am Tag darauf gibt es ab 19.30 Uhr am gleichen Ort die „Ambient-Show“ mit der Amerikanerin Laurel Halo, der die Grand-Dame der japanischen Ambient- und Minimal-Musikszene, Midori Takada, folgt.

Am 6. Mai kommt ab 20 Uhr die HR-Bigband mit dem britischen Multiinstrumentalisten Django Bates auf die Bühne des Kölner Konzerthauses. Auf dem Programm steht dann die Beatles-Hommage „Saluting Sgt. Pepper“. Zu den besonderen Orten des Festivals zählt die Lagerstätte für die mobilen Hochwasserschutzelemente. Am 7. und 8. Mai öffnet der Bau seine Türen für Klanginstallationen und für das Duo Olicía, das sein aktuelles Album „Liquid Lines“ präsentiert. Ab 20.30 Uhr ist am 7. Mai das legendäre Sun Ra Arkestra mit seinem 97-jährigen Bandleader Marshall Allen zu Gast im Stadtgarten. Am selben Tag gibt es zudem in der Philharmonie einen Konzertabend mit dem Amsterdam Concertgebouworkest unter Leitung von David Robertson unter anderem mit György Ligetis „Atmosphères“ und Morton Feldmans „Coptic Light“.

Am letzten Festivaltag am 8. Mai steht Morton Feldmans Zyklus „The Viola in my Life“ im Mittelpunkt. Am Vormittag erklingt in der Philharmonie Teil 4, interpretiert vom Gürzenich-Orchester unter der Leitung vom Kölner Generalmusikdirektor Francois-Xavier Roth. Die kammermusikalischen Teile 1 bis 3 erklingen ab 16 Uhr im Festsaal der Flora. Zum fulminanten Abschluss von „Acht Brücken“ steht in der Philharmonie die unvollendete „Universe Symphony“ mit den Bochumer Symphonikern auf dem Programm.

Service: Karten gibt es im Vorverkauf online auf der Homepage des Festivals und über die Telefonhotline 0221/280281 sowie über die Konzertkasse am Kurt-Hackenberg-Platz/Ecke Bechergasse, wo auch die Abendkasse zwei Stunden vor Konzertbeginn zu finden ist. Angeboten wird neben den Einzeltickets ein Festivalpass für 119 (ermäßigt 59) Euro. Weitere Informationen gibt es unter: