Analyse Millionen-Überschuss: Erzbistum Köln plant "Schule für alle"

Der Jahresabschluss 2015 verzeichnet einen Überschuss von 52 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte soll in ein Bildungs- und Sozialprogramm fließen.

Schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres legt das Erzbistum Köln einen Jahresabschluss vor.

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Köln. Schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres legt das Erzbistum Köln einen Jahresabschluss vor. Und nach den Zahlen von 2014 mit einem Defizit von sechs Millionen Euro konnten Generalvikar Dominik Meiering und Finanzdirektor Hermann Schon für 2015 am Donnerstag einen Überschuss von knapp 52 Millionen Euro vermelden. Ein Teil wird in die Bau- und Pensionsrücklagen fließen. Aber 28 Millionen sind für ein neues Bildungs- und Sozialprogramm reserviert. Herzstück soll eine neue Schule werden.

Meiering sprach von einem "Bildungscampus für alle". Gedacht ist an eine Schule, die Inklusion, Förderung und Beratung über das reine Schulangebot hinaus miteinander verbindet. Ein genaueres Konzept soll bis zum Sommer 2017 vorliegen. Standort könnte Köln sein; das ist aber noch nicht entschieden.

Hauptgrund für das Plus in der Kasse sind gestiegene Kirchensteuereinnahmen. Sie wuchsen aufgrund der guten Wirtschaftslage und hoher Lohnabschlüsse um 6,6 Prozent oder 38,7 Millionen Euro auf insgesamt 627,6 Millionen. Mit durchschnittlich 310 Euro Einnahmen pro Kirchensteuerzahler liegt das Erzbistum damit auf Platz eins der Bistümer in Deutschland. Zum dritten Mal wird der Finanzabschluss nach handelsrechtlichen Vorschriften erstellt. Damit will das Erzbistum für größtmögliche Transparenz sorgen. Zum Vermögen zählen knapp 670 Millionen Euro an Immobilienwerten, wohinter sich zu über 60 Prozent die 32 kirchlichen Schulen sowie Tagungshäuser verbergen.

Meiering äußerte sich unzufrieden damit, dass es bisher erst sechs Seelsorgebereiche dem Erzbistum gleichgetan und ihre Finanzen in ähnlicher Weise offengelegt hätten. Das liege aber daran, dass die Musterhilfen des Bistums jetzt vor Ort zeitaufwendig von ehrenamtlichen Kirchenvorständen umgesetzt werden müssten.

Neben dem neuen Bildungs- und Sozialprogramm bildet das Thema Bildung insgesamt einen Schwerpunkt des Finanzberichts. Nach kirchlichen Angaben nehmen rund eine halbe Million Menschen jährlich kirchliche Bildungsangebote wahr. Das sind zehn Prozent der Bevölkerung im Erzbistum. Die katholische Kirche ist nach dem Land der zweitgrößte Bildungsträger in Nordrhein-Westfalen. Bei den Schulen beträgt der zu zahlende Eigenanteil der Kirche zwölf Prozent; die Instandhaltung der Gebäude muss aber zu hundert Prozent vom Erzbistum bestritten werden.

Die Sanierung und der Umbau der 671 katholischen Kitas mit Blick auf die U3-Betreuung sei, so Finanzdirektor Schon, jetzt weitestgehend abgeschlossen. Aber einen dauerhaften Rückgang der Bauzuschüsse bedeute das nicht. "Für die Sanierung des Bonner Münsters werden beispielsweise Zuschüsse in zweistelliger Millionenhöhe fällig."

Knapp eine Million Euro fließt in diesem Jahr aber auch in die Neueröffnung einer Schule im Libanon. Seit September werden in Zahlé 150 syrische und libanesische Kinder unterrichtet. Insgesamt hatte das Erzbistum im vergangenen Jahr Aufwendungen in Höhe von 805,2 Millionen Euro. Der Großteil floß an die Kirchengemeinden (330 Millionen) und in die Personalkosten (315 Millionen) für die gut 4300 kirchlichen Mitarbeiter.

Acht Millionen Euro stellte Köln für die Stiftung "Anerkennung und Hilfe" bereit, der auch Bund und Länder angehören und die ehemalige Heimkinder der 50er und 60er Jahre für erlittene Gewalt und sexuellen Missbrauch entschädigen soll. Insgesamt steuerten die deutschen Bistümer dazu im vergangenen Jahr über 120 Millionen Euro bei.