Nord-Süd-Bahn: Vom Kölner Hauptbahnhof direkt in die Sackgasse
Der Archiveinsturz brachte die Pläne ins Wanken. Ein Teilstück ist in Betrieb, ein weiteres soll 2016 folgen.
Köln. Es ist eines der ambitioniertesten Verkehrsprojekte seit dem Zweiten Weltkrieg. Seit 2004 wird an der Kölner Nord-Süd-Stadtbahn gebaut, die den Hauptbahnhof und die Altstadt direkt mit der Südstadt verbindet. Der Einsturz des Historischen Stadtarchivs 2009 brachte die Pläne ins Wanken. Inzwischen ist ein Teilstück der Strecke zwischen Hauptbahnhof und dem Heumarkt in Betrieb gegangen, ein weiteres soll bis Mitte 2016 zwischen der Severinstraße und Rodenkirchen, beziehungsweise Sürth folgen.
Ende 2011 wurde mit dem U-Bahnhof Breslauer Platz der erste neue U-Bahnhof eröffnet. Im Jahresabstand folgten die Haltepunkte Rathaus und Heumarkt. Dabei ist letztere Station seit Ende 2013 das Schmuckstück der neuen Nord-Süd-Bahn. Er ist mit mehr als 20 Metern Kölns tiefster U-Bahnhof und einer der größten. Kathedrale wird die mächtige Zwischenebene genannt, wegen ihrer sich nach oben verjüngenden, an einen Kirchenraum erinnernden Gestalt.
Der Heumarkt ist zugleich der Baustein für ein weiteres wichtiges Zukunftsprojekt, der Ost-West-Bahn, die das rechtsrheinische Köln unterirdisch über den Neumarkt mit westlichen Stadtteilen verbinden soll, um so den wachsenden Bevölkerungszahlen Kölns gerecht zu werden. Dafür kann die Zwischenebene mit der heutigen Ladenzeile in einen weiteren U-Bahnhof verwandelt werden — entsprechende Vorbereitungen beim Bau wurden bereits getroffen.
Bislang ist der Heumarkt allerdings ein Sackbahnhof, von dem im Zehn-Minuten-Takt Bahnen der Linie 5 über den Hauptbahnhof und Ehrenfeld bis zum Stadtteil Ossendorf fahren. Zu den Besonderheiten im Untergrund gehört das Kunstprojekt „Geisterbahn“, bei dem nach dem Zufallsprinzip in den Nachtstunden U-Bahnen angesagt werden, die auch zu hören sind, die aber real nicht existieren.
Ein weiteres Teilstück zwischen Severinstraße und Marktstraße soll nach einem Ratsbeschluss im vergangenen Frühjahr ab Mitte 2016 in Betrieb gehen. Dort fährt dann im Zehn-Minuten-Takt eine Bahn der neuen Linie 17 bis zu den südlichen Stadtteilen Rodenkirchen bzw. Sürth. Die fünf neuen Haltestellen sind bereits weitgehend fertiggestellt, nur an der Severinstraße dauern wegen Umplanungen die Arbeiten bis zum Sommer 2015. Gebaut werden muss neben Weichen hinter dem Bonner Wall noch eine Wendeanlage in Rodenkirchen, für die gerade der Planfeststellungsbeschluss getroffen wurden.
Alle acht Haltestellen wurden von verschiedenen Architekten entworfen und verfolgen eigene gestalterische Konzepte. Wann die komplette Nord-Süd-Bahn mit den Linien 5 und 16 in Betrieb gehen wird, ist derzeit noch nicht absehbar.