Zeitreise in die Kölner Geschichte
Vor dem Start des dritten Bauabschnitts am Rheinboulevard laufen die Ausgrabungen auf Hochtouren.
Köln. Wer derzeit auf die Baustelle des neuen Rheinboulevards in Deutz schaut, bekommt einen imposanten Einblick in die Kölner Stadtgeschichte vom spätrömischen Kastell bis zum Bergisch-Märkischen Kopfbahnhof der Preußenzeit. Dort wird beispielsweise gerade die unterirdische Toilettenanlage des Ende des 19. Jahrhunderts errichteten Bahnhofs von den Archäologen freigelegt.
Daneben wird an einem römischen Brauchwasserkanal gegraben, der die Mittelachse des wehrhaften Kastells darstellt. Nur wenige Meter weiter erhebt sich das Mauerwerk der Drehscheibe des preußischen Bahnhofs. In dieser haben die Experten Überreste der Kirche Alt St. Urban gefunden, die mindestens bis auf das 9. Jahrhundert zurückreicht. Die älteste rechtsrheinische Kirche Kölns wurde im 30-jährigen Krieg zerstört. Bei den Ausgrabungen konnten Teile des Kirchenboden, Gräber und Grabplatten freigelegt werden.
Während die Mauern der alten Kirche künftig nur durch sogenannten Schotterrasen nachgezeichnet werden, bleibt das Drehkreuz als Teil des späteren Rheinboulevards bestehen. Das Gleiche gilt auch für den Nordwestturm des römischen Kastells, das einst 140 mal 140 Meter groß war, was von der Fläche drei Fußballfeldern entspricht. Die mächtige Anlage aus dem 4. Jahrhundert war etwa acht Meter hoch. Der alte römische Turm, der im Volksmund als Schinkenkessel bezeichnet wird, wurde in das spätere fränkische Kastell genauso integriert wie in die preußische Uferbefestigung bzw. in die spätere Bahnanlage.
Der Schinkenkessel ist bereits in die neue Freitreppe am Rhein integriert, die bis Ende April fertiggestellt wird. Dort fehlen unter anderem noch Geländer und eine Mauer, die die Hochwasserschutzmauer mit den den Bögen des alten preußischen Bahndamms verbindet, der ebenfalls erhalten bleibt. Ursprünglich sollte der Hochwasserschutz gerade weiterlaufen, wodurch historische Zeugnisse, wie die alte Kastellmauer und auch ein Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert unwiederbringlich zerstört worden wären.
Beides können die Besucher des Rheinboulevards später nicht mehr sehen, da es unter dem Boden liegt. Erhalten bleiben die Funde aber trotzdem. An der Stelle des Wehrturms wird ein Kreis im Boden auf die Geschichte unter der Erde hinweisen.
Kurz bevorsteht nun der Start des dritten Bauabschnitts, in dem der eigentliche Rheinboulevard entsteht. Hier laufen gerade die Ausschreibungen, Ende Februar soll das Ergebnis vorliegen und so eine Baufirma gefunden sein. Diese ist für den Rheinboulevard hinter der Hochwasserschutzmauer zuständig und baut auch den Panoramaweg zwischen dem Hochwasserschutz und der Treppe.
Diese soll frühestens im September für die Bürger zugänglich sein. Ein früherer Zeitpunkt ist laut Stadt nicht möglich, da unter anderem Fluchtwege sichergestellt sein müssen. Diese sind vorhanden, sobald der Panoramaweg fertig ist. Den genauen Zeitplan will man Ende des Monats mit der dann beauftragten Baufirma festlegen. Abgeschlossen werden bis Ende des Jahres auch die Ausgrabungen in Deutz, die seit 2008 laufen. Im April 2016 wird dann die gesamte Anlage komplett fertig sein.