Waidmarkt Stadt will doch keinen unterirdischen Gedenkraum am Waidmarkt

Köln · Die Stadt will nun doch keinen unterirdischen Gedenkraum an der Stelle des Archiveinsturzes am Waidmarkt. Und das, obwohl der Stadtrat vor rund drei Jahren genau das beschlossen hat. Nun will die Verwaltung dem Rat vorschlagen, die Planungen hierfür aufzugeben.

An der Stelle des Archiveinsturzes am Waidmarkt soll eigentlich ein unterirdischer Gedenkraum entstehen. Doch die Stadt hat nun andere Pläne.

Foto: KVB

Der Grund: Die unterirdische Halle stelle für eine kulturelle Nutzung keinen Mehrwert für die Stadtgesellschaft dar.

In einem ersten Schritt wurden verschiedene Nutzungsmöglichkeiten geprüft. Dabei wurde deutlich, dass die Halle K3 als Veranstaltungssaal für Kultur wegen der akustischen Rahmenbedingungen zu vielen Einschränkungen unterliegt. Durch durchfahrende Bahnen wären dauerhaft Lärm und Vibrationen in der Halle deutlich wahrnehmbar. Diese könnten zwar bis zu einem gewissen Grad gedämpft, aber nicht vollständig vermieden werden, heißt es von der Stadt. Daher wäre der Raum nicht für Konzerte, Theater, Lesungen und ähnliches nutzbar.

Zu viele Einschränkungen:
Raum nicht realisierbar

Ebenso ergab die Prüfung, dass eine Nutzung durch das Archiv und die Museen nicht zielführend ist. So konnte zum Beispiel die Ausstellung von Originalen aus dem städtischen Kunstbesitz in Anbetracht der Raumgeometrie und technischen Ausstattung ebenfalls nicht überzeugen.

Wegen der Anforderungen im Bereich Sicherheit und Brandschutz könnte die Halle mit höchstens 199 Personen belegt werden. „Bei dieser Personenanzahl ist der Betrieb als Veranstaltungsstätte oder Ausstellungsraum nicht annähernd im ursprünglich gedachten Rahmen möglich und wirtschaftlich fraglich“, heißt es von der Stadt. Weitere Einschränkungen: Damit der Raum für Veranstaltungen genutzt werden kann, sind mindestens zwei Aufzüge, eine Treppe, ein barrierefreier Fluchttunnel, Lagerräume für Bestuhlung und Technik, Lüftungs- und Brandmeldeanlagen sowie Personalräume notwendig.

Weitere Möglichkeiten wären die Nutzung des Raumes durch die historischen Initiativen, als Ausstellungsraum zur Stadtgeschichte oder eine digitale/virtuelle Ausstellung. „Ob die unterirdische Halle allerdings ohne die beschriebenen, anderen Veranstaltungsformate von Bürgern angenommen werden würde, ist fraglich“, heißt es vond er Stadt. Die Verwaltung kommt daher zu dem Ergebnis, dass es in allen Überlegungen keine Nutzungsmöglichkeit gibt, die aus baulich-technischer, kultureller und wirtschaftlicher Sicht sinnvoll wäre.

Statt eines unterirdischen Gedenk- und Kulturraumes sollen Vertreter zweier Bürgerinitiativen und der Verwaltung in einer Planungswerkstatt nun nach Ideen und Ansätzen suchen, wie ein Ort des Erinnerns im oberirdischen Bereich des Waidmarkts aussehen kann. Begleitet wird der Prozess von einem Büro für nachhaltige Quartiersentwicklung und Bürgerschaftliches Engagement.

Die Verwaltung ist davon überzeugt, dass ein oberirdischer, kultureller Ort eine weitaus größere Strahlkraft und Präsenz entwickeln kann, als eine unterirdische Lösung. Somit ergibt sich die Möglichkeit, eine kulturelle Nutzung über ihre Architektur im Stadtbild kenntlich zu machen und als identitätsstiftend für das Georgquartier zu gestalten.

Der damalige Vorschlag der Bürgerinitiative „Archiv Komplex“, den unterirdischen Raum an der Einsturzstelle des Historischen Archivs als eine multifunktionale Halle zu nutzen, wurde durch die Verwaltung unterstützt und gefördert. Am 4. April 2019 beschloss der Stadtrat einen größtmöglichen Hohlraum für eine spätere, noch festzulegende mögliche Nutzung zu erstellen.

Mit dem Abschluss des außergerichtlichen Vergleichs und im Rahmen des entsprechenden Ratsbeschlusses am 29. Juni 2020 verpflichtete sich die Arge Los-Süd, den Ausstellungsraum K3 auf eigene Kosten zu errichten. Mit diesen Beschlüssen wurde bekräftigt, dass die unterirdische Veranstaltungshalle als Vorzugsvariante zur Realisierung eines hochwertigen Kulturraums am Waidmarkt galt. Doch die Pläne könnten bald zu den Akten gelegt werden.