Ausstellung Die Reise der Kölner Stadtschlüssel

Köln · Der 6. Oktober 1794: Die Kölner übergeben den Franzosen die Stadtschlüssel. Für Köln ist das eine Epochenwende – die Moderne beginnt. Aus Köln wird Cologne, bis 1814 eine französische Stadt. Und Paris?

Seit 1989 verleiht das Stadtoberhaupt im Karneval dem Bauer vier Schlüssel als Zeichen der Stadtherrschaft – hier Oberbürgermeisterin Henriette Reker 2023.

Foto: Festkomitee Kölner Karneval / Belibasakis

Die Hauptstadt feiert. Hier präsentiert man die Schlüssel als Kriegstrophäen. Das Kölnische Stadtmuseum erinnert ab heute und bis zum 17. Juni an diese wichtigen Ereignisse mit der „Pop-up-Bar 1794 Cologne Paris“.

Besucher können sich auf eine Bar samt Biergarten und kostenlose Live-Events freuen – von Konzerten über DJ-Partys, Open-Stage-Aktionen und Mitsing-Events bis hin zu deutsch-französischen Chanson-Abenden. Mittendrin: die Bar-Ausstellung „Die Reise der Kölner Stadtschlüssel“ mit einem ganz besonderen Highlight – dem originalen Kölner Schlüsselbund, der 1794 den Franzosen übergeben wurde. „Mit ,1794 Cologne Paris‘ geht unsere Pop-up-Reihe in die vierte Runde“, sagt Silvia Rückert, stellvertretende Direktorin des Museums. „Der große Zuspruch bei den vorausgegangenen Events hat gezeigt, wie gut die Kombination von Ausstellung mit Barbetrieb angenommen wird. Auch diesmal konnten wir wieder spannende historische Inhalte und abwechslungsreiche Events verbinden.“

Im Mittelalter ist Köln geschützt durch einen imposanten Mauerring, anfangs größer noch als die Stadtbefestigung von Paris. Durch mächtige Torburgen gelangt man in die Stadt. Um die Schlüssel zu diesen Toren ranken sich Legenden – und auch um ihren Träger, den Kölner Bauer, der 1288 in der Schlacht von Worringen Schlüssel und Stadtherrschaft gewonnen haben soll. 

Als 1794 das siegreiche französische Revolutionsheer vor Köln steht, haben die einst stolzen Mauern militärisch kaum noch einen Wert. Um Schaden von den Kölnern abzuwenden, werden die Schlüssel zu den Torburgen den Franzosen übergeben. Köln kapituliert und wird französisch. In Paris bejubelt man die Einnahme von Köln als „Sieg der Freiheit“. Die Kölner Stadtschlüssel befinden sich seitdem im französischen Nationalarchiv.

1804 zieht Napoleon in Köln ein. Der Bürgermeister überreicht ihm einen riesigen goldenen Stadtschlüssel. In Köln wird der Korse umjubelt. Im 19. Jahrhundert wird die Legende vom Kölner Bauer als Schlüsselträger ausgeschmückt. Im Karneval trägt er anfangs einen Bund mit Zierschlüsseln, doch allmählich verschwinden diese Attribute. Die originalen Schlüssel in Paris dagegen sind in Vergessenheit geraten.

„Auf die Besucher wartet eine turbulente Geschichte mit kölscher Pointe und überraschenden Antworten“, macht Kurator Mario Kramp neugierig. „Wie zum Beispiel kommt es, dass auch in Köln ein historischer Schlüsselbund erhalten ist? Wie gelangt ein Kölner Stadtschlüssel in ein Museum nach Moskau? Und welche Schlüssel trägt der Kölner Bauer alljährlich im Karneval?“

Das Ausstellungsprojekt entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Pariser Archives Nationales. Dieser Zusammenarbeit ist auch der Ausstellungshöhepunkt zu verdanken. „Dass wir in der Bar-Ausstellung wirklich genau die Schlüssel zeigen können, die 1794 übergeben wurden, ist für uns alle etwas ganz Besonderes“, erklärt Silvia Rückert. Pop-up-Bar samt Biergarten und Ausstellung sind bis zum 17. Juni donnerstags bis samstags von 17 bis 22 Uhr geöffnet. An jedem Öffnungstag gibt es ein anderes kostenloses Live-Event. Darunter Nouvelle-Chanson-Konzerte heute mit Toi et Moi oder Achille am 3. Juni, Mitsing-Events samt Ausstellungsführung mit deutsch-französischen Chansons (26. Mai und 16. Juni), Open Stage-Aktionen, Kölns charmantester Bingo-Abend (8. Juni) und vieles mehr.