Geschichte Tausende Jahre Kölner Geschichte werden wieder lebendig

Köln · Die Bildbände von Reinhard Matz und Wolfgang Vollmer zeigen alle Facetten einer großen Metropole wie Köln. Mal laut, mal leise, mal bunt und dann wieder monochrom – die DNA einer Stadt präsentiert sich in den besonderen Bildern, die die beiden Autoren gesucht, gefunden und veröffentlicht haben.

Das Römergrab in Weiden.

Foto: Matz/Reinhard

Mit „Köln vor dem Krieg“, Köln und der Krieg“ sowie „Köln nach dem Krieg“ gab es bislang drei Bände dieser ungewöhnlichen Stadtgeschichte im Greven-Verlag. Schon während der Arbeit an den ersten Bildbänden entstand die Idee, die Trilogie um die Zeit von den Anfängen Kölns bis zur Preußenzeit zu erweitern.

Aus ganz Europa haben die Autoren Gemälde, Grafiken, Skulpturen und Objekte wie Gebrauchsgegenstände zusammengetragen, die die Stadtgeschichte veranschaulichen. Diese Funde lassen viele tausend Jahre von Kölns Historie wieder lebendig werden. Von den ersten menschlichen Zeugnissen im Kölner Raum über die Römerzeit und das Mittelalter bis in die Preußenzeit mit den ersten Fotografien am Rhein. Diese stammen aus den 1850er Jahren.

Zum Glück haben sich aus diesem langen Zeitraum in so einer geschichtsträchtigen Stadt wie Köln viele Artefakte erhalten, die schlaglichtartig von der Genese erzählen. Ziel der Autoren war es, wie bei den ersten Bänden, aus den Funden Auskünfte über Stadtansichten, Stadtereignissen und Lebensverhältnisse zu erlangen.

 Das älteste Zeugnis ist ein altsteinzeitlicher Kernstein

Ein Unterfangen, das anders als bei den oberflächengenauen und aktuelleren Fotografien der ersten Bände bei der Zeit vor 1880 fast nur durch Gemälde, Skulpturen oder Objekte deutlich schwieriger war. Das ergibt sich auch daraus, dass nicht jede Epoche bildnerische Zeugnisse in der gleichen Anzahl und Qualität hervorgebracht hat. So folgte beispielsweise auf die bilderfreudige Hochzeit der Römer die lange Periode der weitgehend ikonophoben christlichen Franken. So ist vieles nicht bezeugt und lässt sich zum Beispiel in den Alltagsgegenständen nur erahnen.

Das älteste Zeugnis von Sammlern und Jägern im Kölner Raum ist der altsteinzeitliche Kernstein, der auf dem Ostfriedhof Dellbrück gefunden worden ist. Er stammt aus der Zeit zwischen 80.000 bis 40.000 v. Chr. Zu sehen gibt es aus den Anfängen zum Beispiel Hügelgräber zur Urnenbestattung im Dünnwalder Wald oder Tassen und Töpfe aus der Bronzezeit. Der Römerturm gehört zu den Repräsentanten der Antike in Köln. Das gilt zum Beispiel auch für das Ubiermonument, für das Grabmal des Lucius Poblicius oder für die Grabkammer in Weiden, das Dionysos-Mosaik oder Diatretglas.

Aus der fränkischen Zeit stammen Grabbeigaben aus einem Knabengrab unter dem Domchor, das frühchristliche Taufbecken am Dom oder der Rüsselbecher.

Zeugen der erzbischöflichen Stadtherrschaft von 953 bis 1288 sind zum Beispiel das Hahnentor, der Christuskopf des Gerokreuzes oder die Holztür von St. Maria im Kapitol und der Dreikönigenschrein. Zur Zeit des Stadtrates der Patrizier (1288 bis 1396) gehören das Overstolzenhaus oder das Universitätssiegel. Der Stadtrat der Zünfte und Gaffeln wird unter anderem durch das Haus Balchem, den Gürzenich und durch die Rathauspropheten repräsentiert.

Aus der französischen Besatzungszeit stammen der Melatenfriedhof sowie zahlreiche Zeichnungen, Kupferstiche und Karikaturen. Bei der Preußenzeit gibt es neben den ersten Fotografien von der Dombaustelle auch Zeitzeugnisse wie ein Ölgemälde des fertiggestellten Doms oder eine Zeichnung vom Rheinischen Appellationsgerichtshof.

 

Reinhard Marz, Wolfgang Vollmer: Köln von Anfang an - Leben, Kultur, Stadt bis 1880, Greven-Verlag, 392 Seiten, 50 Euro