Spaziergang Ein Gang über den Melatenfriedhof
Köln · Der November gehört nicht nur wegen des aktuellen Lockdowns zu den eher stillen Monaten im Jahr – Zeit zum Innenhalten und zum Nachdenken. Da bietet sich ein Ort wie der Kölner Melatenfriedhof an der Aachener Straße an.
Direkt neben der wichtigen Hauptverkehrsader eröffnet sich eine ganz andere, stille Welt mitten in der hektischen Großstadt. Nur wenige Menschen sind an diesem Wochentag auf dem parkähnlichen Gelände mit seinen 435.000 Quadratmetern unterwegs. Viel herbstliche Natur gibt es hier, dazu kommen prächtige Grabstellen zum Beispiel an der Millionenallee und manch prominenter Name, der auf den Grabsteinen zu lesen ist. Auch der FC hat seine Spuren auf manchem Grab hinterlassen, das gilt auch für den Karneval.
Auf kaiserliche Anordnung hin wurde in Kölns französischer Zeit im Jahre 1804 ein „Dekret über die Begräbnisse“ für die Stadt Köln erlassen. Demnach wurden Beerdigungen innerhalb der mittelalterlichen Stadt untersagt. Weiterhin wurde der katholischen Kirche das Beerdigungsrecht genommen und der Zivilgemeinde überantwortet. Bei der Suche nach einem geeigneten Platz war der Kölner Universalgelehrte Franz Ferdinand Wallraf behilflich, der nicht nur den Idealen der Aufklärung offen gegenüberstand, sondern auch in der Stadtgemeinde eine unbestrittene Autorität darstellte. Angelegt wurde der erste Kölner Zentralfriedhof auf dem ehemaligen Areal des alten „Leprosenheim“, das in Köln den Namen „Maladen“ führte. Hieraus entwickelte sich die Friedhofsbezeichnung „Melaten“. 2010 wurde das 200-jährige Bestehen gefeiert.
Viele bekannte Namen
auf den Grabsteinen
Unter den mehr als 55.500 Gräbern auf dem weitläufigen Gelände mit alten Bäumen und breiten Alleen finden sich bekannte Namen der Stadtgeschichte, wie zum Beispiel Farina – die Familie, die das Kölnisch Wasser auf den Markt gebracht hat. Dazu kommen weitere bekannte Kölner wie Willi Ostermann, Willy Millowitsch oder der Entertainer Dirk Bach, die auf Melaten ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Zu den bekannten Toten des Friedhofs zählen zudem Fotograf August Sander, Kunstmäzen Ferdinand F. Wallraf, der frühere Außenminister Guido Westerwelle, Bestseller-Autor Heinz G. Konsalik, Komponist Gerhard Jussenhoven, Schauspielerin Hildegard Krekel, Karnevalist Karl Küpper, Schauspieler Gunther Philipp, Maler Sigmar Polke, Unternehmer Hans Imhoff, Politiker Hans-Jürgen Wischnewski und Architekt Wilhelm Riphahn.
Der Melaten-Friedhof ist nicht nur eine Grabstätte, sondern auch ein Raum für Kunst. In Grabstätten, Motiven, Skulpturen und Symbolen können die Besucher verschiedene Kunst-Epochen in Form von klassizistischen Grabmälern bis hin zur Neorenaissance und dem Neubarock auf sich wirken lassen - und das bei kostenlosem Eintritt. Beachtet werden müssen bei einem Besuch natürlich die Corona-Regeln, wobei Abstand halten auf diesem riesigen Parkareal verhältnismäßig leicht fällt. Zum Melatenfriedhof kommt man am besten mit der Stadtbahn der Linie 1, die direkt vor dem Friedhof hält.
www.melatenfriedhof.de