Sport Torhüterin Jenny Karolius wird Trainerin der B-Jugend der Elfen

Leverkusen. · Die Bayer-Spielerin musste ihre aktive Karriere beenden.

An manchen Tagen zeigt der Sport sein grausames Gesicht – an einem solcher Tage erhielt Jenny Karolius die ärztliche Empfehlung, ihre Handballschuhe aufgrund einer Schulterverletzung an den Nagel zu hängen. Nach fünf Jahren im Bayer-Trikot mussten die Werkselfen „Flummi“ nun schweren Herzens verabschieden. „Es gibt Spielerinnen, die man auf dem Feld einfach nicht ersetzen kann. Es gibt Spielerinnen, die für das Klima innerhalb einer Mannschaft von enormer Bedeutung sind. Und es gibt einen besonders kleinen Kreis an Spielerinnen, die diese beiden Eigenschaften vereinen. Genau eine solche Spielerin war Jenny Karolius“, lautet die Stellungnahme des Vereins.

Die gebürtige Berlinerin, besser bekannt unter ihrem Spitznamen „Flummi“, kam 2014 zu den Werkselfen. Bis dahin hatte sie bereits einige Jahre in der ersten Frauenbundesliga vorzuweisen, aber es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Flummi in Leverkusen der Durchbruch zu den ganz Großen im deutschen Frauenhandball gelungen ist. Das letzte Indiz hierfür, soweit ein solches überhaupt notwendig war, ereignete sich am 1. Juni 2016: an diesem Tag lief Flummi zum ersten Mal mit dem Adler auf der Brust für die Deutsche-Frauennationalmannschaft auf. 2016 folgte ihre erste EM-Teilnahme bevor sie 2017 sogar bei der Heim-WM 2017, bei einem der Highlights ihrer Karriere, auflief.

Das sieht auch Elfenchefin Renate Wolf so: „Es hat mich gefreut, dass sie am Ende der Karriere auch zu einer wertvollen Nationalspielerin werden konnte“. Wertvoll – ein Attribut, das Flummi gut beschreibt. So sieht das auch ihre ehemalige Mitspielerin Sally Potocki: „Ihr Wille zu gewinnen und egal wie kaputt sie vielleicht war am Ende, sie hat nie aufgegeben. Ihre Abwehrarbeit war so aggressiv, dass ich froh war, dass ich neben ihr war und nicht auf der anderen Seite! Flummi war immer ein Vorbild in der Mannschaft und hat ein großes Loch hinter sich gelassen nach ihrer Verletzung. Man hat gesehen, dass sie immer 100 Prozent gegeben hat und sie hat auch noch die Mannschaft mitgezogen. Sie war allzeit hilfsbereit und ihre Führungsqualitäten werden sehr fehlen“.

In jeden Gespräche wird die Bedeutung von „Flummi“ klar

Man spürt in jedem Gespräch mit den Beteiligten, welchen Stellenwert Flummi genießt. Bodenständig, fleißig, humorvoll, sozial – eben genau so, wie man sich eine wertvolle Spielerin mit einem tollen Charakter vorstellt. Wolf kommt rückblickend fast ins Schwärmen: „Ich habe noch nie so unkomplizierte Vertragsgespräche wie mit Jenny Karolius geführt - sie wusste immer was sie wollte. Sie war eine sehr zuverlässige Mannschaftsführerin, die immer das Ganze im Blick hatte – auch im Umgang mit dem Team“.

Auch im Sommer, als sich herauskristallisierte, dass Flummi keinen Leistungssport mehr betreiben kann, entschied sie sich für einen anderen Weg. Viele Sportler ziehen sich, zugegebener Weise mit größtem Verständnis, zurück. Sie kämpfen erst einmal mit sich selbst und dem immensen Frust, den so eine bittere Diagnose mit sich bringt. Natürlich musste auch Flummi diesen Kampf führen, jedoch nicht ohne gleichzeitig weiterhin für ihre Mannschaft da zu sein. Statt auf dem Feld saß Flummi fortan nun auf der Bank der Elfen und bildete zusammen mit Robert Nijdam das Trainergespann. Der Cheftrainer der Elfen redet in den höchsten Tönen über seine Kapitänin, die in dieser Saison „leider“ seine Co-Trainerin wurde: „Jenny war sehr wichtig für das Team und mich. Sie war für die Spielerinnen immer eine Ansprechstation und sie genießt großen Respekt im Team. Als Co-Trainerin hatte

sie ein extra Auge beim Coachen. Wir haben uns immer abgestimmt und die Taktik festgelegt. Jenny hat mir in vielen Situationen durch ihre ruhige Art geholfen“.

Es scheint, als hätte Flummi im Trainerdasein eine weitere Berufung gefunden – und damit bleibt sie den Elfen doch erhalten. Trainerin Jenny Karolius wird ab der kommenden Saison das Traineramt der B-Jugend des Werkselfen-Nachwuchses übernehmen.