Archiv Waidmarkt Waidmarkt: Hier liegen immer noch alte Geräte und Gerüste

Köln · Gestern jährte sich der Tag des Archiveinsturzes zum 13. Mal. Bei dem Unglück kamen zwei junge Männer ums Leben. Ihrer wird auch in diesem Jahr am Bauzaun gedacht, an dem die Stadt Kränze anbringen ließ.

Zurzeit wird die mit Grundwasser gefüllte Baugrube ausführlich erkundet.

Foto: KVB

Im Sommer 2020 wurde ein Vergleich zwischen der bauausführenden Arge Los Süd als Verursacherin des Einsturzes auf der einen sowie der Stadt und der KVB auf der anderen Seite geschlossen. Im Anschluss konnten im November 2020 die Bauarbeiten wieder aufgenommen werden.

Vor einem Sanierungsbeginn des Gleiswechsels Waidmarkt sind umfassende Vorarbeiten durchzuführen. In einem ersten Schritt musste hierfür die Straßenbrücke, die über den Randbereich der U-Bahn-Baugrube führte und zum Teil auf der Baugrubenumschließung des Bauwerks aufgelagert war, zurückgebaut werden. Auf dieser sogenannten Schlitzwand muss ein neuer Stahlbetonbalken hergestellt werden, der in weiten Teilen bereits fertiggestellt werden konnte. Sind diese Arbeiten abgeschlossen, wird eine neue Straßenbrücke errichtet und auf dem Balken aufgelagert.

Taucherteams säubern und untersuchen Schlitzwände

„Aktuell wird außerdem ein umfangreiches Erkundungsprogramm im Inneren der mit Grundwasser gefüllten Baugrube durchgeführt. Dabei sind mehrere Taucherteams im Einsatz, die die Schlitzwände mit Hochdruckreinigern säubern, untersuchen und deren Bauzustand dokumentieren. Dies betrifft auch den Bereich der Fugen zwischen den Schlitzwandlamellen, die vor der Durchführung weiterer Arbeiten bei Bedarf noch einmal gesondert abgedichtet werden müssen“, erläutert Dirk Höllermann, Geschäftsführer der bauausführenden Arge Los Süd.

„Bereits während der Reinigung wird die Schlitzwand außerdem durch einen Gutachter inspiziert. Auf Basis seiner Expertise werden Stellen ermittelt, an denen Bohrkerne aus der Schlitzwand entnommen werden. Diese werden benötigt, um die vorhandene Betonqualität und die Überdeckung der Bewehrung zu bestätigen. Die Ergebnisse sind in der Ausführungsplanung für die Sanierung zu berücksichtigen.“

Die beschriebenen Arbeiten sind Voraussetzung für das anschließende Freiräumen der Baugrube, mit dem die Sanierung beginnen wird. Auf der untersten Bauwerksebene befinden sich Arbeitsgeräte, Gerüste und anderes mehr, was dort am Unglückstag zurückgelassen werden musste und unter rund 5000 Kubikmetern eingedrungenem Boden- und Schuttmaterial sowie rund 2000 Kubikmetern Auflastbeton verschüttet ist. Diese Gegenstände und Materialien müssen aus der Baugrube entfernt werden. Um die Baugrubenumschließung zugleich gegen den von außen wirkenden Wasserdruck zu stabilisieren, müssen Steifenlagen aus Stahlträgern auf verschiedenen Ebenen eingebaut werden. Erst danach kann die Baugrube freigepumpt und für weitere Bauschritte trockengelegt werden.

„Sicherheit steht an erster Stelle, denn es handelt sich schließlich um ein havariertes Bauwerk“, sagt, Jörn Schwarze, Technischer Vorstand der KVB. „Jeder einzelne Schritt innerhalb des Bauverlaufs muss durch die bauausführende Arge entsprechend den aktuellen Gegebenheiten und Erkenntnissen geplant und durchgeführt werden. Unsere Aufgabe als Bauherrin des Vorhabens ist es, diesen komplexen Prozess zu begleiten und kontinuierlich zu überprüfen.“

Nach Schätzungen der Arge Los Süd wird die Überprüfung der Schlitzwand bis Ende des zweiten Quartals 2022 dauern. Das entsprechende Gutachten soll rund vier Wochen danach vorliegen. Konkrete Zeitpläne für den weiteren Bauablauf können erst nach Abschluss der Untersuchungen der Schlitzwände erarbeitet werden. „Es sind bereits Zeitverzüge durch verschiedene Ereignisse im vergangenen Jahr entstanden – unter anderem durch den Starkregen im Frühjahr und sehr aufwendige Untersuchungen zur Kampfmittelfreiheit“, sagt Dirk Höllermann. Die Arge plant daher bereits jetzt Beschleunigungsmaßnahmen, um die Zeitverschiebungen innerhalb des Projekts nach Möglichkeit wieder aufzuholen.

Höllermann: „Das ist zum Beispiel durch eine Ausweitung der Arbeitszeiten zu erreichen. Die Tauchereinsätze beginnen aktuell bereits um 6.30 Uhr und werden in mehreren Teams durchgehend bis 17 Uhr fortgesetzt. Auch samstags wird von 6.30 bis 16.30 Uhr unter Wasser gearbeitet.“