Interview „Wir sind rockiger geworden“

Marta Jandová ist die Sängerin von Die Happy. Die Band kommt Ende des Jahres nach Köln. Im Interview spricht sie über die Corona-Krise und das neue Album.

Die Happy mit ihrer Sängerin Marta Jandová kommen Ende Dezember ins Kölner Gloria.

Foto: Hartmann

Wie sieht gerade Ihr Alltag mit der Corona-Krise aus?

Marta Jandová: Ich bin mit meiner Familie in Prag. In der Nähe haben wir in einem ganz kleinen Dörfchen auch ein Häuschen auf dem Land mit Garten und Wald in der Nähe. So fällt einem nicht die Decke auf dem Kopf. Wir dürfen mit Mundschutz zum Spazieren rausgehen. Ansonsten unterrichten mein Mann und ich vormittags unsere Tochter zu Hause – auch eine neue Herausforderung. Ich bin eigentlich ein sehr aktives Leben gewohnt, bei dem ich auch viel unterwegs bin. Das geht gerade nicht, man ist zu Hause eingeschlossen. Aber wir gehen wenn möglich auf den Spielplatz, Schwimmen oder raus mit den drei Hunden.

Wie gehen Sie sonst mit der Krise um?

Jandová: Die Leute sind in der Krise sehr kreativ geworden. Es werden zum Beispiel Lieder als Dank an die Pflegekräfte in den Krankenhäusern aufgenommen oder man gibt online Konzerte. Gerade gab es im Fernsehen eine solche Aktion, bei der sich bekannte Leute online beteiligt haben. Ich war von unserem Wohnzimmer auch für eine halbe Stunde zugeschaltet. Vielleicht können wir solche neue Ideen auch für die Zukunft weiter nutzen.

Es hat sechs Jahre gedauert, bis jetzt mit „Guess What“ das neue Album von Die Happy herausgekommen ist. Warum?

Jandová: Ich bin Mutter geworden – meine Tochter ist jetzt sechseinhalb Jahre alt. Das letzte Album habe ich ein gesungen, als sie noch ein kleines Baby war. Das war im Studio meines Vaters, da konnte sich jemand um sie kümmern. Es gab auch noch Touren, als sie noch ganz klein war, aber irgendwann kam der Punkt, an dem ich mich nur noch meiner Tochter widmen wollte. Es war auch stressig sie auf Tour mitzunehmen. Und jetzt kam wiederum der Punkt, an dem sie mich nicht mehr unbedingt jeden Tag mehr so intensiv braucht, und an dem alle richtig Lust auf ein neues Album hatten. Vor zwei Jahren gab es eine Situation, da hatten wir als Band eine kleine Krise, weil wir keine gemeinsamen Platten und Konzerte mehr hatten. Die Bandtrennung dauerte aber nur einen Tag. Danach ging es in Richtung neues Album. 

Wie hat sich die Musik verändert?

Jandová: Es ist beim aktuellen Album wieder deutlich rockiger geworden, es gibt auch kaum Balladen. Wir hatten für die Aufnahmen nicht so viel Zeit, da alle noch andere Jobs haben. Viele Ideen für Lieder sind auf die Distanz entstanden, man hat sich ausgetauscht und dann entschieden, was genommen wird. Gemeinsame Proben gab es in Berlin, da haben wir alles angehört und dann die zehn Songs für das Album ausgewählt und weiter an diesen gearbeitet. Erst danach ging es ins Studio. Einiges musste später noch für das Album nachgeliefert werden – zum Teil habe ich noch Sachen bei mir im Kellerstudio in Prag eingesungen. Allerdings musste ich für die lauten Passagen in unser Wochenendhaus ausweichen. Neu ist auch, dass wir einen zweiten Gitarristen in die Band aufgenommen haben.

Ein Song ist auch bei einem Konzert in Bochum ganz spontan entstanden.

Jandová: Ja der kam aus dem Nichts, aus einem spontanen Gefühl heraus. Ich habe zur Gitarre gegriffen und „Die My Baby cause you f... me up and no one let‘s me down“ ins Mikro gebrüllt. Das war die Basis für den Song, den wir direkt am nächsten Tag fertig gemacht haben.

Was macht den Sound von Die Happy aus?

Jandová: Das ist Rock, der seine Wurzeln in der Grunge-Bewegung hat, und meine Stimme. Daran hat sich seit 25 Jahren nichts verändert.

Wie sieht es mit den aktuellen Tourplanungen aus? Am 29. Dezember ist ein Konzert im Kölner Gloria angesetzt worden?

Jandová: Das macht uns derzeit noch etwas Sorgen. Unsere Regierung in Prag ist strenger als viele andere. Seit dem 13. März sind unsere Grenzen dicht und wir dürfen nicht mehr ins Ausland reisen. Schon der Videodreh für die neue Single war nicht möglich, da ich nicht nach Deutschland konnte. Aktuell sieht es so aus, dass die Grenzen auch noch bis zum Jahresende dicht sind, aber vielleicht tut sich da noch etwas. Ich habe Sorgen, dass ich selbst, wenn ich ausreisen dürfte, bei der Rückkehr erst einmal für zwei Wochen in Quarantäne muss. Das wäre schwierig, da ich aktuell beim Radio und beim Fernsehen mein Geld verdiene. Davon lebe ich.

Welche Beziehung haben Sie zu Köln?

Jandová: Eine gute Beziehung. Ich wollte auch mal nach Köln ziehen, aber die Wohnungen waren zu teuer. In Köln haben wir neben Hamburg und Stuttgart immer unsere besten Konzerte gehabt. Die Stadt ist ein guter Ort für uns.