Mit rotem Beutel gegen den Hundekot
Die Stadt will mit auffälligeren Tüten dazu anregen, diese mehr zu nutzen - und auch davon abhalten, die Beutel achtlos liegen zu lassen.
Burscheid. In Burscheid sind 1403 Hunde gemeldet (Stand 5. April). Wenn jeder von denen nur einmal am Tag sein Geschäft erledigt, sind das 512 095 Haufen im Jahr - ganz vorsichtig gerechnet. Wenn davon nur ein Bruchteil liegen bleibt, bedeutet das für viele Burscheider Ekel und Ärger - etwa wenn sie so einen Haufen mit dem Fuß, Fahrrad oder Kinderwagen erwischen.
Und ein Teil bleibt immer liegen. Der Umweltbeauftragte der Stadt, Uwe Graetke, sagt ganz grob geschätzt, dass 95 Prozent der Hundehalter vernünftig seien - also die Haufen ihrer Hunde ordnungsgemäß wegräumten. Fünf Prozent würden das nicht tun.
Dagegen muss die Stadt ankommen. Sie versucht es seit neustem mit neuen Hundekotbeuteln. Die sind nicht mehr dunkel, sondern knallrot. Durch die auffällige Farbe verspricht sich Graetke, dass mehr Burscheider die Beutel nutzen — und weniger sie nach der Nutzung ins Gebüsch werfen oder gleich ohne Grund aus den Spendern rupfen. Denn das passiere auch immer wieder. Bisher klappe das gut, sagt er. Das habe auch der Baubetriebshof bestätigt.
Burscheid hat insgesamt rund 60 Hundekotbeutel-Spender aufgestellt. „Diese befinden sich im Stadtzentrum, entlang des Panorama-Radweges sowie in Hilgen, Ösinghausen, Benninghausen, Dürscheid, Sträßchen und Eichenplätzchen“, sagt Renate Bergfelder-Weiss, Sprecherin der Stadt. „Die Standorte sind unter dem Stichwort Hundekotbeutel auf der städtischen Homepage zu finden“, gibt sie einen Hinweis auf die genauen Orte.
Graetke sagt, Burscheid habe damit mehr solcher Spender als vergleichbare Städte oder auch Nachbarkommunen. Die Akzeptanz für die Beutel und deren Nutzung habe stark zugenommen. 2003 habe man mit 25 Spendern angefangen, erinnert er sich. Die ersten 62 500 Beutel hätten zweieinhalb Jahre gehalten. „Heute brauchen wir 200 000 Beutel im Jahr“, sagt er. Er geht von rund 2000 Euro im Jahr für die Beutel aus. Dazu kommen Kosten von etwa 300 Euro für Spender, die mit einem Müllbehälter kombiniert sind oder 100 Euro für einen einfachenSpender. Das seien aber in der Regel einmalige Kosten.
Wieviel die Stadt dagegen einnimmt durch Tierbesitzer, die den Hundekot nicht entsorgen, lies sich nicht beziffern. Jedenfalls ist für solche Fälle laut Umwelt-Bußgeldkatalog und ein Bußgeld „zwischen 10 und 100 Euro“ vorgesehen, so Bergfelder-Weiss. Drei Außendienstmitarbeiter des Ordnungsamtes würden auch auf solche Fälle achten und einschreiten.
Eine sicherere Methode, um den Hundekot einem Tier zuzuordnen, hatten Andreas und Marcella Wende entwickelt, die bis vor rund einem Jahr in Burscheid gelebt haben. Sie haben sich mit der Firma „Mistkäfer“ selbstständig gemacht, die eine DNA-Datenbank für Hunde anlegt und dann per DNA-Test die Haufen einem Hund zuordnen kann. Das Prinzip könnte Kommunen helfen, werde aber noch kritisch gesehen, sagt Wende. „Hauptsächlich wegen rechtlicher Bedenken.“ Man könne eben keinen DNA-Test erzwingen, sagt er. Trotzdem meldeten immer wieder Kommunen ihr Interesse bei ihm an. Denn das Problem gibt es überall.
Seit zwei Jahren laufe derweil schon ein Pilotprojekt mit einer Wohnungsgesellschaft in Jena. Seitdem sei keine einzige Probe eingeschickt worden, sagt Wende. Er wertet das als Erfolg. Erfolg durch Abschreckung, könnte man sagen. Demnächst soll ein zweiter Versuch in Bayern starten.
Wende sagt, dass gerade Kommunen immer wieder merkten, dass ihre Maßnahmen nur kurzfristig Wirkung zeigen. Wie lange die roten Beutel in Burscheid für mehr Sauberkeit sorgen, wird sich zeigen. Bisher sieht es gut aus.