Mit Schwert und Fahrradhelm

Kampfsport: Bei René Wingerath in Blasberg lernen Jugendliche mit einer alten Disziplin neue Beweglichkeit.

Burscheid. Dumpfe Schläge hallen über die Bergischen Weidegründe in Blasberg. Immer im Takt zu den Rufen von René Wingerath. Er dirigiert vier Jugendliche, die in bester Rittermanier mit Schwertern aufeinander losgehen. "Das sind natürlich gepolsterte Übungsschwerter aus Latex", erklärt der Kampfsport-Fan.

Wie ist er überhaupt dazu gekommen, Jugendlichen den Schwertkampf beizubringen? "Ich mache selber gern und viel Kampfsport, auch asiatischen", sagt Wingerath.

Vor gut drei Jahren hat er sein Können dann einmal einem jugendlichen Reiterkurs vorgeführt - und stürmische Begeisterung ausgelöst. "So kam es dann zum ersten Kurs." Dabei geht es nicht um einen mittelalterlichen Bezug, "obwohl der Schwertkampf schon der Reenactment-Szene entstammt, also der historischen Nachstellung", wie Wingerath erklärt.

Beim ihm geht es jedoch mehr um die sportliche Seite. "Den Kindern tut es sehr gut, sich richtig zu bewegen. Und sie sind sehr modern gerüstet." Modern, das heißt: Fahrrad- oder Reiterhelm und Motorradjacken mit Protektoren.

Denn Sicherheit geht im Kurs von René Wingerath vor. "Auch wenn die Kinder bei mir definitiv keine Eisenwaffen in die Finger bekommen. Kinder in dem Alter können die Wucht solcher Schläge noch gar nicht abschätzen." Wichtig ist René vor allem, dass sich die Kinder mehr bewegen.

"Manche Bewegungen, die ich mit meinen 42 Jahren mache, bekommen die Jugendlichen gar nicht hin. Dafür können sie einem prima erklären, welche Handgriffe nötig sind, um eine Computerspielfigur ebendiese Bewegung ausführen zu lassen", sagt er mit einem Lachen.

Welche Kinder machen überhaupt Schwertkampf? "Mit Sicherheit nicht diejenigen, die man regelmäßig auf dem Fußballplatz sieht", sagt René aus Erfahrung. Es sind eher fantasiebegeisterte Kinder, die sich seiner Gruppe angeschlossen haben. "Schwertkampf hat einen großen Vorteil", so Wingerath. "Auch Kinder, die beim Schulsport immer zuletzt gewählt werden, weil sie klein sind, haben im Schwertkampf gute Chancen."

Wendigkeit, Schnelligkeit, Köpfchen - damit kann man auch deutlich größere Gegner besiegen. Dieses Selbstvertrauen möchte er seinen Schützlingen vermitteln. Gekämpft wird nach den erweiterten englischen Schwertkampfregeln. Das heißt, Kopf, Hände und Füße sind ausgenommen.

Acht Jugendliche treffen sich jeden Freitagabend, um sich im Schwertkampf zu üben, und René Wingerath achtet darauf, dass es nie langweilig wird.

Anfänger und Fortgeschrittene trennt er nicht, achtet aber darauf, dass jeder immer einen ebenbürtigen Gegner hat. René macht das ehrenamtlich - weil es ihm Spaß macht, mit welcher Begeisterung die Jungen und Mädchen trainieren. Die Übungswaffen hat er nach und nach angeschafft. "Billig sind die auch nicht. 60 bis 120Euro kostet ein Latexschwert", so der Kampfsport-Fan.

Immer, wenn eine Neuanschaffung ansteht, legen alle zusammen und René kümmert sich um den Kauf. "Das klappt ganz gut so." Er achtet aber auch darauf, dass seine Schützlinge sorgsam mit dem Material umgehen. Wer sich auf sein Schwert stützt und die Spitze in den Boden bohrt, darf 20 Liegestütze absolvieren. "Dafür sind die Schwerter einfach zu teuer", sagt Wingerath. Schilde ebenso und darum kauft er sie nicht. "Die kann man prima selber bauen. Das hat der ganzen Gruppe Spaß gemacht."

So geschützt geht es ins Training. Nicht ohne sich vorher aufzuwärmen, versteht sich. Das Training selbst ist immer abwechslungsreich. "Wir haben verschiedene Spiele. So stellen sich alle im Kreis auf, einer muss in die Mitte und reihum gegen alle antreten. Gewinnt er, muss der Verlierer in den Kreis. So ist immer der Schwächste in der Mitte und bekommt dadurch das meiste Training."

Und die Verletzungsgefahr? "Die ist geringer als beim Fußball", sagt René bestimmt. Einfach, weil man hier mit dem Gedanken antrete, möglicherweise einstecken zu müssen, und entsprechend vorsichtig agiere. "Hier wird für die Ehre gekämpft, nicht fürs Blut."