Museum Ludwig präsentiert Gegenwartskunst neu

Die Präsentation im Untergeschoss wird etwa alle zwei Jahre gewechselt. Die Schlüsselrolle nimmt eine Installation ein.

Foto: Kerry James Marshall/Rheinisches Bildarchiv Köln, Rico Burgmann

Köln. Die Sammlung des Museum Ludwig umfasst die wichtigsten Positionen der Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwartskunst. Die Werke der Klassischen Moderne und der Kunst nach 1945 bis 1970 sind chronologisch vom oberen zum mittleren Stockwerk geordnet. Die Gegenwartskunst im Treppenhaus und im Untergeschoss bildet das Rückgrat und Fundament des Hauses, von der in die Vergangenheit und in die Zukunft geblickt wird. Dabei vermittelt die Sammlung die vielfältigen medialen und konzeptuellen Erscheinungsformen der Gegenwartskunst, die keinem fest gefügten Kanon folgen und sich nicht in Stilrichtungen einordnen lassen.

Foto: Kerry James Marshall/Rheinisches Bildarchiv Köln, Rico Burgmann

Um die große Spannbreite und inhaltliche Diversität der Sammlung Gegenwartskunst am Museum Ludwig zu vermitteln, wird die Präsentation im Untergeschoss etwa alle zwei Jahre gewechselt. Ihre Besonderheit besteht darin, dass sie jeweils von einem programmatischen Werk ausgeht. Dieses Werk gibt Leitfragen vor, die auf unterschiedliche Weise in den anderen Werken aufgegriffen werden können.

Jimmie Durhams „Building a Nation“ (2006) nimmt in dieser Präsentation die Schlüsselrolle ein. Seine begehbare skulpturale Installation ist ein durchlässiges architektonisches Ensemble aus roh zusammengebauten Fundstücken. Sie stellt über Zitate den Bezug des amerikanischen Nationalstaats zu seinem Gründungsmythos und seiner Gründungsgeschichte her, die unmittelbar mit dem Mord an den Native Americans und der gewaltsamen Ausbeutung von Ressourcen verbunden sind.

Fotografien und Video werden als Abbild der Wirklichkeit wahrgenommen. Sie zeigen aber nur einen Ausschnitt, der von einem privilegierten Standort gekennzeichnet ist. Auf besondere Weise zeigt sich dies beispielsweise am Bild der Frau. Es ist bestimmt von Vorbildern in den Massenmedien, der Werbung und Kunstgeschichte, aber auch vom gesellschaftlichen Status. Sanja Ivecovic und Stephen Willats machen deutlich, wie Betrachter in ihrer Deutung davon beeinflusst werden. Louise Lawler bricht das stereotype Bild der Frau durch überraschende Bildunterschriften auf. Carrie Mae Weems thematisiert die doppelte Unsichtbarkeit als Frau und schwarze Künstlerin. In Michal Heimans Installation wird mit einem vermeintlichen psychologischen Test den unterschwelligen Bedeutungen in Schnappschüssen aus einem Privatalbum nachgegangen.

Lange wurde die gestische Malerei des Informel und des Abstrakten Expressionismus als unmittelbarer Ausdruck der Künstler betrachtet. Gegen diesen Mythos arbeiten nach Sigmar Polke und Gerhard Richter ab den 1980er Jahren auch Künstler wie Martin Kippenberger, Albert Oehlen, Susanne Paesler, Georg Herold, Rosemarie Trockel und Yan Pei-Ming an. Sie proben eine „schlechte Malerei“ (bad painting), lassen Computer malen, übersetzen die malerische Geste in Kaviarspuren oder Wollbilder oder verwenden politische Zeichen und Personen als plakative Motive.

Andere Schwerpunkte setzen Ilya Kabakov, Kerry James Marshall und Lubaina Himid. Kabakov beispielsweise bezieht die Betrachter seiner Installation „Unaufgehängtes Bild“ in eine auf sie verweisende Geschichte über Kunst und deren Ausstellung ein. Als Vermittlung bieten Wandtexte in der Präsentation eine Orientierung. Zu einzelnen Werken ermöglichen Kurztexte einen tieferen Einstieg.