Fotos Museum Ludwig zeigt Chargesheimer digital
Köln · Das Museum Ludwig verwahrt den Nachlass des Künstlers, Experimentators und Bohemiens Chargesheimer. Sein fotografisches Werk beinhaltet Bilder aus einem Vierteljahrhundert Nachkriegsdeutschland - eindringliche Porträts wie jenes berühmte Bildnis von Konrad Adenauer, das 1957 auf dem Cover des Spiegel erschien, sozialkritische und stets mitfühlend aufgenommene Bilder von Städten und dem Leben darin, abstrakte „Chemigramme“ und Ruinenbilder unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs.
Durch die seit 2014 bestehende Partnerschaft des Museum Ludwig mit dem Online-Fotoservice Pixum konnten allein aus dem Nachlass von Chargesheimer in den vergangenen zwei Jahren insgesamt 1350 Werke digitalisiert werden. Viele Arbeiten sind damit erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Fortsetzung der Partnerschaft zwischen Pixum und dem Museum Ludwig für weitere zwei Jahre ermöglicht nun unter anderem, auch den restlichen Chargesheimer-Bestand zu erfassen und online zu stellen. „Wir freuen uns sehr, durch die Partnerschaft mit Pixum die internationale Reichweite und Forschung an einem Künstler auszubauen, der Deutschland in den Nachkriegsjahrzehnten mit seiner Fotografie dokumentierend, sezierend und kommentierend begleitete“, sagt Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig.
Aus der Fülle der Abzüge von Chargesheimer, die das Museum Ludwig verwahrt, waren bislang nur wenige digitalisiert und damit für alle sichtbar. Mit der systematischen Erfassung wird es nun erstmals möglich, Chargesheimer über die bekannten Motive und Publikationen hinaus zu erleben. Interessant ist das auch, weil sich nicht nur perfekte Einzelabzüge erhalten haben, sondern Abzüge, die den Weg zum fertigen Bild dokumentieren: Zwischenabzüge, Kontakte, beschriftete Abzüge, zerschnittene Abzüge, Variationen und Ausschnitte. Durch die systematische Digitalisierung gibt es nun die Möglichkeit, Chargesheimer über die Schulter zu schauen. Wie entstanden seine Motive, was interessierte ihn und was nicht?
Darüber hinaus wurde auch der Nachlass der Fotografin Eva Siao dank der Kooperation mit Pixum digitalisiert. Eva Siao gelangte über Umwege auf der Flucht vor den Nationalsozialisten 1940 nach China, wo sie bis zu ihrem Lebensende bleiben sollte. Als Fotografin arbeitete sie für chinesische, russische und ostdeutsche Nachrichtenagenturen und hielt daneben das Leben auf der Straße, im Familien- und Freundeskreis vor der Kulturrevolution 1966 fest. Die Qualität ihrer Aufnahmen, ihr politisches Engagement und ihre Lebensgeschichte machen die über 400 Werke ihres Nachlasses zu einem spannenden Forschungs- und Ausstellungsobjekt. Die Sammlung Fotografie ist im Internet einsehbar unter: