Musicalische Academie: Eine zauberhafte Reise in Mozarts Opernwelt
„Die Entführung aus dem Serail“ gerät zum triumphalen Abschluss des Jubiläumsjahres.
Burscheid. Das Orchester blendend aufgelegt, der souveräne Dirigent Wolfgang Georg mit seinem 125 Jahre alten, verloren geglaubten und nun wieder aufgefundenen Elfenbein-Dirigierstab, die strahlenden Stimmen junger Sängerinnen und Sänger und ein Moderator, der den Inhalt locker und mit ironischem Blick aus dem 21. Jahrhundert kommentiert („die Geschichte spielt in einer Welt, die es so nicht gegeben hat“): Die halbszenische Aufführung der Mozart-Oper „Die Entführung aus dem Serail“ wurde zum triumphalen Abschluss des Jubiläumsjahres der Musicalischen Academie von 1812.
Der Inhalt ist schnell erzählt: Bassa Selim, Besitzer eines türkischen Landgutes, wirbt vergeblich um die Liebe einer von ihm gefangen gehaltenen Europäerin, die mit ihrer Zofe und einem Diener von Seeräubern gekapert worden war. Ihr Liebhaber versucht sie zu befreien, was nach allerhand Irrungen und Verwirrungen schließlich durch die Großzügigkeit des Bassa Selim gelingt.
Mozart hat die Oper, die eigentlich als Singspiel gedacht war, mit einer Mischung aus zauberhaft lyrischen und hochdramatischen Arien ausgestattet. Dem jugendlichen Liebhaber Belmonte, der sich als vermeintlicher Architekt in Bassa Selims Haus einschleicht, verlieh Jeonki Cho mit metallisch gefärbtem Tenor Eindringlichkeit und variierende Lebendigkeit.
Star der Aufführung war Aisha Anna Lotta Tümmler, der der Part der gefangenen Konstanze, den Mozart einer zu seinen Lebzeiten berühmten Koloratursopranistin auf den Leib geschrieben hatte, zufiel. Ohne Mühe erklomm sie mit ihrem bewundernswerten Stimmvolumen schwindelerregende Höhen in den Arien „Ach ich liebte“ und „Marter aller Arten“.
Die Koreanerin Hyun-Jin Kwon gab mit ihrem weichen Sopran der Dienerin Konstanzes, Blonde, Wärme, Glanz und Zärtlichkeit.
Ihr Freund Pedrillo fand in Philip Farmand einen idealen Interpreten, auch durch seine mitreißende Schauspielkunst. Wenn er um das Dirigentenpult herumschwarwenzelte, schmunzelte nicht nur das Publikum, sondern auch der nicht aus der Fassung zu bringende Wolfgang Georg.
Ralf Riehl, der für den am Morgen des Aufführungstages plötzlich erkrankten Lucas Singer in die Rolle des Osmin schlüpfte, Bassa Selims ruppigen Diener, begeisterte durch seine voluminöse, modulationsfähige Bassstimme. Alle Sängerinnen und Sänger traten in Kostümen auf, auch Markus Sauer, der als Bassa Selim die einzige Sprechrolle der Oper mit der Moderation verknüpfte.
Höchstes Lob gebührt dem Dirigenten Wolfgang Georg. Ohne Blickkontakt mit den Sängern zu haben, fügte er deren Stimmen harmonisch mit dem Orchester zusammen. Langer, nicht enden wollender Beifall der rund 270 Zuhörer für alle Mitwirkenden.