Musik zum Fest auf dem Wunschzettel ganz oben
Heiligabend werden die Instrumente ausgepackt und Liedzettel verteilt. Das ist immer noch gute Tradition. Die Musikschule plant wegen der Nachfrage für das kommende Jahr sogar ein Hausmusik-Training für das eigene Familienkonzert.
Burscheid.Auch wenn uns vor allem in der Adventszeit von überall her Musik aus der Konserve entgegenschallt — hausgemachte Musik hat gerade in der Musikstadt Burscheid immer noch einen hohen Stellenwert.
„Von unseren jungen Schülern kommt der ausdrückliche Wunsch, hier bei uns Weihnachtslieder zu lernen“, sagt Musikschulleiter Thomas Kinzel. Fürs nächste Jahr ist deshalb der Kurs „Hausmusik-Training“ geplant, damit jeder sein eigenes Familienkonzert gestalten kann. „Ich finde solche Ideen gut. Wer Vorkenntnisse hat, der kann sein Instrument mitbringen und die anderen singen einfach dazu. In sechs bis acht Wochen kann man dann schon ein ganz beachtliches Niveau erreichen“, ist Kinzel überzeugt.
Natürlich habe er keinen Einblick in die Haushalte der Schülerinnen und Schüler, aber in vielen Familien spielen mehrere Mitglieder ein Instrument und das würde natürlich an seiner Schule gerne gefördert.
Auch in der Orchesterschule Burscheid spielt die Hausmusik eine große Rolle. „Gerade in der Adventszeit stehen wir in Konkurrenz zum Konsumverhalten und dazu, sich etwas musizieren zu lassen“, weiß Günter Haas, der erste Vorsitzende. Wenn die jungen Leute aber von den älteren an die Musik herangeführt würden, dann würden sie sich ihr gerne widmen. Mit dem Singen sei die Situation ein bisschen ambivalent und löse bei den jungen Menschen schnell eine gewisse Scheu aus: „Ich soll mich präsentieren, heißt es dann. Aber in anderer Form, beispielsweise bei den unverbindlichen Mitsing-Veranstaltungen, da ist die Begeisterung ja durchaus vorhanden.“
Gut sei die Initiative des Landes, die unter der Überschrift „Jedem Kind ein Instrument“ sehr für eine Förderung gesorgt habe. „Zweifelsfrei ist damit schon in den Grundschulen ein Heranführen an die Musik einhergegangen, wie wir es schon seit Generationen nicht mehr hatten.“ Wie viele dann dabeibleiben würden, das könne man natürlich nicht voraussagen. Die Orchesterschule, die 2010 gestartet ist, hat inzwischen rund 220 Schülerinnen und Schüler, Tendenz leicht steigend. „Und das vor dem Hintergrund einer Sättigung in Burscheid“, sagt Haas.
Mit dem „Junioren-Orchester“, das sind etwa 30 Musiker zwischen acht und 14 Jahren, sei man in der Adventszeit Gast im Wermelskirchener Seniorenzentrum Vogelsang gewesen. „Das war ein stimmungsvolles, berührendes Konzert. Das Mitsummen der Weihnachtslieder wurde immer lauter und die jungen Musiker fühlten sich wertgeschätzt, dass die Zuhörer durch ihr Musizieren aktiv wurden“, das konnte er zufrieden feststellen.
Auch das „Junge Orchester“ — hier spielen Musiker zwischen 12 und 70 Jahren zusamme — nahm von einem Kirchenkonzert in Leverkusen schöne Eindrücke mit nach Hause. „Da waren sich alle Beteiligten einig, dass man das auf jeden Fall wiederholen sollte. Was davon nach Hause getragen wird, das wissen wir natürlich nicht. Aber dass Geschwisterkinder dazu kommen, das ist doch ein gutes Zeichen.“
„Gemeinsam musizieren, das wird durchaus gemacht. Vor allem in der Weihnachtszeit“, davon ist Anke Wischer, Vorsitzende der „Musicalischen Academie“ überzeugt. Klar sei die Zeit, als es noch selbstverständlich war, dass die höheren Töchter Klavier spielen lernten, längst vorbei. Aber zumindest am Weihnachtsabend, würden die Instrumente in den Familien ausgepackt, auch wenn das ganze Jahr über nicht gespielt würde. Das sähe sie auch an ihren eigenen, erwachsenen Kindern. „Hausmusik muss nicht perfekt sein. Da geht es ja um das gemeinsame Musizieren. Wer will denn schon immer allein im stillen Kämmerlein üben.“ Schade findet Anke Wischer, dass durch die Ganztagsschulen kaum noch Zeit für etwas anderes bleibe. Das sei eine unheilvolle Entwicklung. „Aber die Musikschulen bemühen sich, gehen in die Schulen und engagieren sich da.“