Musikschule setzt auf das Instrumententicket
Das Angebot soll vor allem Berufstätige anlocken. Der Tag der offenen Tür stieß nur auf durchwachsene Resonanz.
Burscheid. Die Musikschule Burscheid würde jeden Interessierten dankbar als neuen Schüler aufnehmen. Gerade in der aktuell angespannten Finanzsituation und Ungewissheit, wie lange es die Einrichtung noch geben wird, wäre man auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen. Beim Tag der offenen Tür am Samstag im Haus der Kunst fiel die Resonanz allerdings durchwachsen aus.
Bei der „Mozart-Tour“ für Kinder waren noch rund 20 Jungen und Mädchen samt Eltern dabei, die durch die Kursräume schlenderten. „In manchen Räumen wurde es richtig eng“, sagte der musikalische Leiter Thomas Kinzel rückblickend.
Nachmittags lichtete sich das Feld aber wieder. Die Dozenten und Verwaltungskräfte blieben weitestgehend unter sich. Vereinzelt trauten sich dann doch Mütter und Väter mit ihrem Nachwuchs herein, die die Musik als Zeichen dafür deuteten, dass die Veranstaltung noch nicht vorbei war.
Nach zwei Stunden endete der Tag der offenen Tür dann doch. „Klar wünscht man sich, dass auch Jugendliche und Erwachsene kommen, die sich für Musikunterricht interessieren“, sagte Thomas Kinzel, der große Hoffnungen auf das Instrumententicket setzt. Das ist in etwa mit einem Viererticket für den Bus vergleichbar: Eine bestimmte Anzahl an Unterrichtsstunden kann damit genommen werden — je nach Bedarf zu flexiblen Zeiten. Berufstätige sind hier die Zielgruppe.
Die Zeit war ohnehin ein großes Thema für die Musikschule. Als der Ganztagsunterricht im Laufe der Jahre immer weiter verbreitet war, verzeichnete die Einrichtung den ersten Rückgang in den Schülerzahlen. Und als vor zwei Monaten die Gebühren moderat angehoben wurden, nahmen 40 Schüler von ihrem Kündigungsrecht Gebrauch. Aktuell hat die Schule noch rund 600 Mitglieder. Das war für den musikalischen Leiter ein Zeichen, dass die Gebührenerhöhung für die Rettung der Musikschule kein Weg ist.
Ganz abgesehen davon, dass er die Musikschule nicht als eine private Einrichtung sieht, die nur für Familien mit entsprechendem Budget offen ist. „Das wäre ein Schritt zurück ins 19. Jahrhundert. Dafür stehen wir nicht“, betonte Thomas Kinzel. In diesem Fall könnte die Musikschule auch der Kooperation mit der Johannes-Löh-Gesamtschule, dem Heisenberg-Gymnasium und dem Odenthaler Schulzentrum nicht mehr gerecht werden. Der Haushalt ist bereits auf Kante genäht. Die Kooperationen wären ein Zuschussgeschäft.
Es ist die Ungewissheit, die die Dozenten umtreibt, die zumindest einen Teil ihres Lebensunterhaltes in Burscheid verdienen. Man versucht sich auf die kommenden Konzerte zu konzentrieren. So spielen die Violinisten am Dienstag, 14. Juni, um 17.30 Uhr in der Montanusschule, die Saxofonisten am Donnerstag, 30. Juni, 18 Uhr im Haus der Kunst und die Gesangsklassen am Donnerstag, 7. Juli, 18 Uhr in der Lambertsmühle.
Abgesehen von den 40 Kündigungen nehme man die Solidarität der Burscheider wahr, so Thomas Kinzel. Auch sei man sich sicher, seinen Standpunkt deutlich gemacht zu haben: „Wir sind optimistisch, dass jetzt jeden klar ist, dass die Zukunft der Musikschule in den Händen der Stadt liegt.“ Ob eine Förderung trotz Stärkungspakt im Rahmen des Möglichen liegt, prüft die Verwaltung derzeit noch.