Neues Design für uralte Sitze

Drei Azubis von Johnson Controls haben an der Restaurierung einer Piaggio-Ape mitgearbeitet.

Burscheid. Normalerweise wird in ihrer Ausbildung so früh noch nicht am Patienten operiert. Doch Linda Breitgraf, Jasmin Jelovcan und Christian Ludwig hatten Glück. Die Azubis sind die ersten, die bei Johnson Controls (JC) an einem firmenübergreifenden Ausbildungsprojekt teilnehmen durften.

Die Aufgabe: einem rostigen dreirädrigen Kleinsttransporter — der kultigen Piaggio-Ape — wieder neues Leben einzuhauchen. Und zwar von innen, denn die drei Azubis sind Industriesattler. Sie fertigen unter anderem Sitze, Teppiche, Türtafeln, Lenkradbezüge und Schaltsäcke an — das komplette Innenleben eines Autos.

Bei der Ape konnten die Auszubildenden bereits im zweiten Lehrjahr fast alle Aufgaben, die später auch im Beruf auf sie zukommen, in der Praxis austesten. Linda Breitgraf sagt: „Es war teilweise schon schwer. Wir konnten durch das Projekt viel lernen, was sonst erst später auf uns zu gekommen wäre.“ Die Herausforderung habe viel Spaß gemacht, so die 22-Jährige.

Die Ape, die heute mit ihrer orange-grauen Innenoptik wie neu aussieht, stand, während die Auszubildenden über ein halbes Jahr an ihr gearbeitet haben, in Leverkusen bei Currenta. Die Kooperation mit dem Gemeinschaftsunternehmen von Bayer und Lanxess kam über den Azubi Christian Ludwig zustande, der vor seiner Zeit in Burscheid bei Lanxess eine Lehre zum Gerber absolviert hatte. Das Fahrzeug stellte Bayer zur Verfügung. Insgesamt waren rund 30 Azubis an dem firmenübergreifenden Bildungsprojekt beteiligt.

JC-Ausbildungsleiter Rodger Dolff ist zufrieden: „Die Azubis sind so ausgebildet, dass sie sehr viel alleine können. Ich habe zwar über die Schulter geguckt, sie aber die meiste Zeit machen lassen.“

Ein bisschen war die Arbeit im Innenraum für die drei jungen Industriesattler auch ein Ausflug in ein anderes Teilgebiet, denn die Restaurierung eines Fahrzeugs ist eigentlich das Tagesgeschäft von Sattlern im Handwerk. Später in der Industrie haben die drei nur noch mit Neuwagen zu tun. Breitgraf erklärt den Unterschied: „Böse Zungen sagen, Industriesattler können besser nähen, sind aber langsamer.“

Zurzeit betreut Rodger Dolff fünf Auszubildende. Ab September dürfen es auch bis zu sieben sein — doch die Bewerbungsmappen trudeln nur sehr zögerlich ein. Dolff meint, den Grund zu kennen: „Bei Sattler denken viele nur an Pferde. Ich bin überzeugt, für einige junge Menschen, die gerne kreativ arbeiten, wäre Sattler der perfekte Job.“

Ein kleiner Anreiz wartet auch auf den nächsten Jahrgang, denn die Restaurierung der Ape bleibt keine einmalige Aktion. Den nächsten Azubis soll ein Oldtimer von 1950 zur Verfügung stehen.