Räubergeschichten aus dem Busch

Das Gut am Rande von Dürscheid wird heute als Pferdehof in privater Hand geführt.

Burscheid. Er liegt am Rande von Dürscheid, wird heute als Pferdehof geführt und hat eine lange Geschichte: der Spiegelhof. Ursprünglich wohl ein zur Abtei Altenberg gehörendes Gut, war er später im ummittelbaren Besitz des Landesherrn.

Im Lagerbuch der Kellnerei Burg heißt es 1690: "mein gnedigster Herr hat weiters einen Hoff und frey Cammergut im Kirspel Lötzekirchen, zu Durscheit gelegen, der Spiegelhoff genannt, haltet an Hauß, Hoff, garten, ardtland (= Ackerland), Wießen und Büschen zusammen 131 ½ morgen, ist aber sehr mager landt an den Büschen und Bergen gelegen."

Pächter des Gutes war seit 1680 Johann Beyßenbach. Der Pachtzins war jährlich zu Martini (11. November) fällig und bestand auch in der Abgabe von Naturalien: "Sonst gibt es Kisten Habern alle Jahr sieben sumbern und auf das Hauß Strauweiler zwey Huner". 1715 zeichnete E. Ph. Ploennies in seine Karte des Amtes Miselohe Spiegelhof als "Freygut" ein.

Nachdem 1815 das Großherzogtum Berg an Preußen gefallen war, wurde auch der Spiegelhof eine preußische Domäne. Am 11.Juni 1819 wurde er für 6.400 Taler an Bertram Schmitz aus Hitdorf verkauft. Nachdem dieser und seine Ehefrau Wilhelmine geb. Arnold verstorben waren, betrieb der für die unmündigen Kinder bestellte Vormund am 7. Juli 1851 die Verpachtung des Hofes auf neun Jahre.

Einige Tage später wurden der Grasaufwuchs von sieben Morgen, das Mobiliar und das Vieh in einer freiwilligen öffentlichen Versteigerung verkauft. Dazu gehörten das "sehr geräumige Wohnhaus sammt Stallung und Scheune", 3 Morgen Baumgarten, 10 Morgen Wiese, 51 Morgen Ackerland und 27 Morgen Busch (= Wald). Die Versteigerung fand in der Wohnung des Wirtes Hermann Wilhelm Röntgen in Dürscheid statt (später Wirtschaft Conrads).

Gesondert versteigert wurden 23 Tage später Mobiliar und Ackergeräte "bestehend in den gewöhnlichen Hausmobilien aller Art, Kupfer und Zinn, ferner Karren, Pflügen, Eggen und Walzen, endlich ein gutes Ackerpferd, ein vorzüglicher schwerer Zugochse, ein kleiner halbjähriger Zugochse, 4 tragende Kühe und eine frischmelke, 1 Ziege, 4 ausgezeichnete Faselschweine, eine Parthie Schweinefleisch und Gemüse." Anpächter des Spiegelhofs war Gustav Conrads, ob er auch der Käufer der Mobilien war, ist nicht bekannt.

Von einem nächtlichen Überfall im Revolutionsjahr 1848 erzählt das Burscheider Heimatbuch von 1935. Die Quelle des Berichtes wird zwar nicht genannt, es ist aber davon auszugehen, dass Franz Wilhelm Oligschläger die Räubergeschichte erzählt hat. Der Eigentümer des Hofes, Bertram Schmitz und seine Mitbewohner wurden geknebelt.

Ob und was die Räuber erbeutet haben, wird nicht gesagt. Wichtiger schien dem Berichterstatter wohl, dass es sich bei den Räubern um Männer aus der Nachbarschaft gehandelt haben muss: Der Bauer Theodor Häcker war auf dem Heimwege vom Sieferhof der 20 Mann starken Bande mit den geschwärzten Gesichtern begegnet. "Von jedem Einzelnen hatte er im Vorbeigehen eine derbe Ohrfeige erhalten". Er hatte sie nicht erkannt, sie aber wohl ihn, denn einer von ihnen habe ihn mit "Dures" angeredet.

1894 wurde der Spiegelhof, "etwa 105 Morgen Ackerland, Hofraum, Garten, Wiesen und Holzung, mit drei Wohnhäusern nebst Oeconomiegebäuden" von der Burscheider Fabrikantenfamilie Richartz-Bertrams angesteigert. Pächter war von 1906 bis 1955 Peter Eschweiler aus Mariaweiler bei Düren. Der Hof ging an Else Luchtenberg geb. Richartz und ihren Ehemann Prof. Dr. Paul Luchtenberg über, für den der Spiegelhof zum Refugium nach seiner zwangsweisen Emeritierung durch die Nazis wurde.

Peter (Eschweiler) und Paul (Luchtenberg) engagierten sich vehement für den Bau der Dürscheider Kapelle, die daher nicht von ungefähr "St. Peter und Paul" heißt. Nach Else Luchtenbergs Tod ging der Spiegelhof an die Innere Mission und Hilfswerk in Düsseldorf über. Heute ist er wieder in privater Hand.