Regisseur Uwe Boll zu Gast in Burscheid: „Ich habe einen hohen Preis bezahlt“
Der Burscheider Regisseur Uwe Boll ist in der Stadt und hat seine Autobiografie mitgebracht. Wie könnte sie anders heißen als: „Ihr könnt mich mal!“ Doch auch nachdenkliche Töne werden angeschlagen.
Burscheid. Uwe Boll hat sein Leben aufgeschrieben. Nachdem der 52-Jährige Regisseur vor einem Jahr seinen endgültigen Abschied aus der Filmbranche erklärt hat, blickt er nun in seiner Autobiografie „Ihr könnt mich mal!“ auch auf seine Kindheit und Jugend in Burscheid zurück.
Und nicht nur dabei stimmt der als blutrünstiges Raubein verschriene Filmemacher auch feinfühlige Töne an. „Ich hatte nicht unbedingt eine sensationelle Kindheit, aber eine beschützte. Von daher war Burscheid ein gutes Pflaster.“ Stundenlang sei er weitab vom elterlichen Haus in der Straße Füllsichel als Kind durch die Straßen und die Wälder gestreift. Sorgen hätten sich Mutter und Vater nie machen müssen. „Dadurch hatte ich später auch viel weniger Lebensangst.“ Und so beschreibt der promovierte Literaturwissenschaftler, wie er als Kind sonntags mit dem Bonanza-Rad durch die Stadt kurvte, um Flaschen zu sammeln für ein paar Mark im Portemonnaie. Wahrscheinlich beschreibt diese Szene ganz treffend, dass Boll schon als junger Mann wusste, dass man sich für Geld strecken muss, wenn man nicht über „Vitamin B“ verfügt.
Ausführlich beschreibt der 52-Jährige in dem Buch seine sportliche Affinität als Boxer und Handballer unter anderem in Hilgen und Wermelskirchen. Und er gibt Einblicke in sein Gefühlsleben, die viele von ihm wohl so nicht erwartet hätten — beispielsweise mit der späten Anerkennung durch seinen Vater, als Uwe Boll erfolgreich promoviert hatte: „Als ich meinem Vater sagte, ich wäre jetzt Doktor, war er — zum ersten Mal für mich sichtbar — richtig stolz auf mich.“
Und so habe sich selbst Til Schweiger per Mail gemeldet und über das Buch gewundert. „Er fand es lustig — aber auch nachdenklich.“
Fehlen darf in der Autobiografie natürlich nicht der Ursprung des Berufswunsches von Uwe Boll. „Ich war immer in der Sonntags-Matinee im Burscheider Kino und sah Klassiker wie Doktor Schiwago oder Ben Hur. Mit zehn Jahren war mir klar, dass ich Filmregisseur werden wollte.“ Auch auf die ersten Versuche in der Branche mit Drehorten in der Kirchenkurve und am Flugplatz Kurtekotten zum Film „German Fried Movie“ geht Boll natürlich ein.
Und im ausführlichen zweiten Teil auf seine Karriere als Regisseur, den viele kritisch gesehen haben. So bekam er für seinen Film „Schwerter des Königs“ den Negativpreis Goldene Himbeere 2009. Doch zeigten 1000 bereits vergriffene Exemplare seines Buches, dass er auch eine große Fangemeinschaft habe. Weitere 1000 werden gerade gedruckt.
In dem Buch macht sich Boll auch Gedanken um die Chancen von politischen Veränderungsprozessen in der Welt — innerhalb und außerhalb der Landesgrenze: „Es gibt immer noch Hühnerlegebatterien, 30 Jahre, nachdem ich zum ersten Mal die Grünen gewählt habe.“
Selbstkritisch schlägt er den Bogen zu seiner eigenen Person. Mit dem Ende von DVDs und der Verlagerung „seines“ Genres ins Internet habe er nicht nur sein finanzielles Standbein verloren. Eine Zukunft habe er in der Branche auch deshalb nicht, da er immer auf die Filmförderung und das Fernsehen „draufgehauen“ habe. „Ich habe einen hohen Preis bezahlt. Ich bin raus aus der Branche. Ich setze mich ja nicht freiwillig mit 52 Jahren zur Ruhe“, sagt der Wahl-Kanadier, der mit seiner Frau und seinen beiden Kindern (3/9) in Vancouver lebt und dort ein Restaurant betreibt.