Schatzfund in der Burscheider Bücherei

Erstmals konnten Besucher der Stadtbücherei den Wert ihrer Bücher schätzen lassen. Dabei war auch eine fast 500 Jahre alte Bibel.

Burscheid. Alte Familienbibeln, Bildbände zum Leben Kaiser Wilhelms und Gesetzestexte des Deutschen Reichs: die Besucher der Stadtbücherei Burscheid haben für die Bücherschätzung am Sonntag zahlreiche Schätze ausgegraben. Bereits zwanzig Minuten vor Beginn dieser ersten Veranstaltung überhaupt in dem Haus ist das Foyer der Bücherei gefüllt mit Besuchern, die den Wert ihrer Bücher von Marcus Vaillant schätzen lassen wollen. Der Diplom-Bibliothekar von der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf und die Leiterin der Burscheider Bücherei, Barbara Hoevels, haben alle Hände voll zu tun. Vorher angemeldet hatten sich 15 Leute, gekommen sind jedoch etwa 50. Bereits kurz nach Beginn müssen Wartenummern verteilt werden.

Foto: Doro Siewert

Hans-Peter Meyer ist aus Pattscheid angereist. Er hat unter anderem eine Zivilprozessordnung des Deutschen Reichs von 1914 und eine Sammlung christlicher Lieder von 1880 dabei. „Die Bücher sind aus dem Bestand der Uroma meiner Frau“, sagt Meyer. Während einige nur ein oder zwei ausgewählte Bücher dabei haben, sind andere gleich mit großen Kisten oder Taschen voller Bücher in die Bücherei gekommen. Rudi und Ilona Mierbach haben sogar einen ganzen Koffer mit historischen Werken dabei. Auch sie haben christliche Gesangbücher im Gepäck, zudem Farbtafeln von Rembrandt und Bildbände zu Leonardo da Vinci und Kaiser Wilhelm II. „Die meisten Leute kommen mit Gesangbüchern und Familienbibeln, oftmals datiert auf das späte 19. Jahrhundert“, erklärt Bibliothekar Vaillant. Deren Wert liege jedoch meist nur im zweistelligen Bereich.

„Was die Bibeln wertvoller macht, sind handschriftliche Eintragungen“, weiß Vaillant. Erhöht werde dadurch aber mehr der persönliche Wert als der materielle. Er empfiehlt den Besuchern, diese Familienschätze weiterzuvererben und nicht zu verkaufen. Auch die Bücher von Hans-Peter Meyer haben keinen hohen Wert. Enttäuscht ist er darüber aber nicht. „Ich habe mir gar nichts großartiges erwartet, ich bin nur interessehalber hergekommen“, sagt Meyer.

Eine Familienbibel aus Köln sticht allerdings heraus. Die katholische Bibelübersetzung von 1571 zieht die Aufmerksamkeit vieler wartender Besucher auf sich. Vorsichtig blättert Vaillant in dem fast 500 Jahre alten Buch. „Das ist wohl das Highlight des heutigen Nachmittags, besonders auch wegen der persönlichen Eintragungen und der gut erhaltenen Bilder“, sagt Vaillant. Den Wert der Bibel schätzt er auf einen vierstelligen Eurobetrag.

Ein weiteres besonderes Stück ist der Brief eines Kurfürsten aus dem Jahre 1666, den ein Besucher auf dem heimischen Dachboden zwischen alten Büchern gefunden hat. Den Inhalt des in Sütterlin verfassten Briefes kann jedoch auch Experte Marcus Vaillant beim raschen Lesen nicht genau entziffern.

Die Resonanz der Besucher ist durchweg positiv. Auch wenn der Wert ihrer Bücher mitunter gering ist, sind sie froh, Hintergründe zu ihren Büchern zu erfahren. Da mehrere Besucher bis zu einer Stunde warten müssen, bis sie an der Reihe sind, vertreiben sie sich die Zeit mit Kaffee und Kuchen und beim Austausch über ihre Bücher. Die Veranstaltung endet schließlich zwei Stunden später als ursprünglich angekündigt um 16 Uhr. Eine Wiederholung ist von vielen Besuchern unbedingt erwünscht.