Schütze & Schluck: Ein Kaufhaus auf 34 Quadratmetern
Aus Schütze & Birnhoff ist Schütze & Schluck geworden. Aber an der kunstvoll genutzten Enge wird sich auch künftig nichts ändern.
Burscheid. Über das Telefon hat sich Babett Schluck extra einen Zettel gehängt. Doch in der Hektik des Alltags rutscht ihr am Hörer doch immer wieder das "Schütze & Birnhoff" über die Lippen. Dass an die Stelle von Birnhoff jetzt ihr eigener Nachname gehört, daran hat sich die 46-Jährige noch nicht gewöhnt. Schließlich war sie vor dem Schritt zur Teilhaberin 14 Jahre lang schon Angestellte von Schütze & Birnhoff.
Seit April hat sich das geändert. Helga Birnhoff (62), die das Geschäft zu Beginn des Jahres 1982 zusammen mit Marianne Schütze (58) von den Eheleuten Pauls übernommen hatte, zieht sich aus gesundheitlichen Gründen nach 28 Jahren zurück. Für Babett Schluck die Gelegenheit, einen lang gehegten Traum in die Wirklichkeit umzusetzen: "Ich hatte schon immer mal durch die Blume gefragt, wie lange sie denn wohl noch arbeiten möchte", sagt sie lachend.
"Versuch’s doch mal bei Schütze & Birnhoff" - das war über Jahrzehnte das geflügelte Wort, wenn man nach einem Tipp gefragt wurde, wo etwas bisher vergeblich Gesuchtes aus dem Schreibwaren-, Schul- und Bastelbedarf wohl zu haben sein könnte. Denn der nur 34Quadratmeter große Laden ist ein Kunstwerk optimal genutzter Enge. Bis unter die Decke stapelt sich die Ware.
Für die Frauen ist die logistische Herausforderung Berufsalltag. Sie sprechen amüsiert von ihren unterschiedlichen Abteilungen: links Geschenkartikel und Spielwaren, rechts die Bastelsachen und Haushaltswaren, hinter dem Tresen Schule und Büro, im Eingangsbereich die Saisonware. Ganz abenteuerlich wird es zur Karnevalszeit, wenn dazwischen noch die Kostümständer aufgestellt sind. "Nach Karneval atmet man auf", räumt Marianne Schütz ein. Aber das Geschäft sei halt "ein Kaufhaus im Kleinen".
Ein Kaufhaus mit überörtlicher Anziehungskraft: Auch aus Leverkusen, Leichlingen und Wermelskirchen kommt die Kundschaft. Unlängst erst hat eine Kundin in Burscheid den Storch gefunden, den sie in Köln vergeblich gesucht hatte. Solche Erlebnisse verbinden mitunter über Jahre: "Wir haben schon manche Kunden im Altenheim besucht", erzählt Helga Birnhoff.
Für ihre Nachfolgerin schließt sich durch die Übernahme gar ein familiärer Bogen. "Bei den früheren Besitzern hat mein Mann schon als Kind seine Schulhefte gekauft." Dass er Schütze & Schluck künftig als Kunde untreu wird, steht nicht zu befürchten.