Schule: Höhere Kosten wegen statischer Mängel
Historisches Schulgebäude Im Hedrichsfeld weist gravierenderer Schäden auf als bislang von den Experten vorausgesagt.
Leverkusen. Unvorhersehbare, eklatante Mängel in der Gebäudesubstanz lassen die Sanierung des historischen Schulgebäudes Im Hederichsfeld erheblich aufwendiger werden als ursprünglich kalkuliert. Besonders die Decken weisen so starke Schäden auf, dass eine komplette Grundsanierung zur Ertüchtigung der Rohbaustatik erforderlich ist. Zurzeit führt die Stadt Leverkusen Gespräche mit der Bezirksregierung Köln, die prüfen wird, ob die weiteren Aufwendungen förderfähig sind.
So solide die Bausubstanz der über hundert Jahre alten Schule von außen wirkt, so deutlich wurde schon im Verlauf der Bauarbeiten, dass über die Jahrzehnte an vielen Stellen Eingriffe vorgenommen wurden. Bei der Errichtung Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Gebäude aus statischer Sicht ohne Reserven ausgelegt. Aufgrund der hohen Komplexität des statischen Systems war die Tragweite dieser vielen kleinen Einzeleingriffe allerdings lange nicht in vollem Umfang ersichtlich.
Bereits 2017 wurde klar, dass die Mauerwerksertüchtigung deutlich aufwendiger ist als vor den Bauarbeiten ersichtlich war. Die freigelegten Geschossdecken offenbaren aber jetzt derartig große Schäden, dass eine weitere Herrichtung der Schule, insbesondere die Sanierung des Dachs nicht möglich ist, wenn die Tragfähigkeit des Rohbaus nicht von Grund auf wiederhergestellt wird. Hätten die Mauerwerksschäden noch kompensiert werden können, wird jetzt deutlich, dass die Sanierung der Decken den Rahmen der vorab kalkulierten Bausumme sprengt.
„Auch wenn zusätzliche Kosten und eine Ausweitung der Sanierungsarbeiten natürlich niemanden freuen, diese Schadensuntersuchung kommt zum richtigen Zeitpunkt“, erklärt Baudezernentin Andrea Deppe. „Denn die Bauarbeiten können nahtlos weitergehen und nach Ertüchtigung des Rohbaus mit dem Innenausbau abgeschlossen werden. Zwar verlängert sich die Bauzeit um ein bis eineinhalb Jahre, sie muss aber nicht unterbrochen oder die Reihenfolge der Gewerke völlig anders geplant werden.“
Absehbar war dieser Schadensumfang bei der Planung der Maßnahme und der Kalkulation der Baukosten laut Stadt nicht. Die Sanierung der Mauerwerkswände und der Decken war nicht Teil des Sanierungsumfanges. Schon als in Rahmen der Asbestsanierung die Wandputze abgeschlagen werden mussten, wurden Schäden im Mauerwerk entdeckt und ab Oktober 2017 sukzessive beseitigt. Weil der Deckenputz nicht asbestbelastet war, wurde dieser auch nicht zurückgebaut. Da aber bei der Sanierung in den naturwissenschaftlichen Räumen Teile der Decke freigelegt werden mussten, fielen weitere statisch bedeutsame Schäden auf. Ein Sachverständigenbüro für Betonsanierung sowie ein Tragwerksplaner haben im Sanierungsverlauf die Schäden mehrfach begutachtet.
Im Januar 2018 begann die gründliche Untersuchung der Hohlkörperdecken in den naturwissenschaftlichen Räumen. Dabei offenbarte sich eine erschreckende Schadensdimension und damit Sanierungsnotwendigkeiten, die einem Neubau der Deckenkonstruktion gleichkommt. Besonders die Hohlkörperdecken sind an vielen Stellen von so großen Löchern durchzogen, dass sie eher einem Schwamm als einer tragfähigen Decke ähneln. Für den Einbau des Aufzuges konnten Deckenteile nicht erhalten werden und sind durch neue Stahlbetondecken zu ersetzen.
Weitere Schäden wurden im Februar bei dieser Bearbeitung der Decken festgestellt. Zerstörte Tragrippen am Deckenauflager, freiliegende Bewehrungen, statische Querschnittsschwächungen, fehlende Betonüberdeckungen und Risse in den Druckplatten sind hier die Hauptprobleme. Hinzu kommt, dass durch die fehlende Betonüberdeckung auch die Brandschutzanforderungen an die Decken nicht mehr eingehalten werden können.
Daraufhin wurde eine handnahe Überprüfung der Decken durch Abklopfen und weitere Erkundungsöffnungen in sämtlichen noch zu bearbeitenden Stockwerken veranlasst. Im Ergebnis zeichnet sich ab, dass nun alle Hohlkörperdecken mit erheblichem Mehraufwand ertüchtigt werden müssen. Denn eine Komplettsanierung der Decken zieht auch eine Sanierung des Estrichs, der Böden und die Abhängung der Unterdecken mittels Weitspannträgern nach sich.
Nun sind auch alle Schäden an den Decken sämtlicher Stockwerke systematisch erfasst worden. Nach dieser Gesamterfassung der Schäden am Tragwerk, den Hohlkörperdecken und den Ertüchtigungen aufgrund von Brandschutzanforderungen belaufen sich die einzelnen Posten, die zusätzlich zur Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes notwendig werden, auf sieben Millionen Euro.
Zurzeit wird der Terminplan aufgrund der Mehrleistungen überarbeitet. Erwartet wird eine Bauzeitverlängerung um ein bis eineinhalb Jahre bis 2021. Ursprünglich hatten die Investitionskosten bei 12,1 Millionen gelegen und waren im Rahmen des Stadtentwicklungsprojekt Opladen mit 80 Prozent der Summe vom Land gefördert worden. Aktuell wird mit Hochdruck der Fördermittelantrag für die Bezirksregierung zusammengestellt, um auch die Mehrkosten zu decken. Bei positivem Förderbescheid besteht Aussicht auf bis zu 80 prozentige Kostenübernahme, so dass der städtische Eigenanteil dann in Höhe von 1,4 Millionen nachzufinanzieren ist.
„Dieses denkmalgeschützte Schulgebäude erhält nun eine Grundsanierung und ist damit für die nächsten Jahrzehnte als Schulstandort und Quartierstreffpunkt solide aufgestellt“, fasst Baudezernentin Deppe zusammen, „wir erhalten mit diesen Arbeiten ein Kleinod für Opladen und sichern einen geschichtsträchtigen und stadtteilprägenden Bau.“