Serie: Der lange Weg zur Lebensader
Die früheste Nennung der B 51 findet sich 1325 in einer Urkunde. Aber womöglich reicht ihre Geschichte sogar bis in die Bronzezeit zurück.
Burscheid. Sie ist einer der ältesten Verkehrswege in Deutschland: die B 51. Doch die nüchterne Nummerierung sagt nichts aus über Ausgangspunkt, Strecke und Ziel der Straße, die in ost-westlicher Richtung quer durch Deutschland verläuft.
Wie alt ist dieser Fernweg? Der Fund dreier bronzezeitlicher Schwerter in seinem Bereich könnte ein Beweis dafür sein, dass hier schon in der Bronzezeit gesiedelt wurde.
Die früheste Nennung der Straße findet sich 1325 in einer Lenneper Urkunde. Dort wird sie als "gemeine öffentliche Straße, die Köln zugeht" genannt. Die Häufung der Ortsnamen mit "...inghausen" lässt auf eine Besiedlung im 8. Jahrhundert schließen. Urkunden aus dieser Zeit fehlen aber leider völlig.
Neben der Straße verlief einer der deutschen Pilgerwege nach Santiago de Compostela, er führt von Dortmund nach Aachen und von dort weiter durch Frankreich nach Spanien. Stelen des Landschaftsverbandes Rheinland weisen seit 1999 in Fettehenne und in Kaltenherberg darauf hin.
Die Bedeutung der Straße erschließt sich auch beim Blick auf die siebenteilige Karte des Erzbistums Köln aus dem Jahre 1620. Dort ist sie als Berg-Straße eingezeichnet, also als die Straße im Bergischen Land. Den Namen "Bergische Landstraße" trägt sie heute noch streckenweise.
Wie mag die "Straße" in ihren Anfängen beschaffen gewesen sein? Ein holpriger, von Pferden zertrampelter, häufig vom Regen aufgeweichter Hohlweg - mehr war sie sicher nicht und blieb sie lange. Trotz dieser Mängel wurde sie ab 1755 schon als Heerweg genutzt, aber erst 1756 von Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz angelegt. Vorhandene ältere Feld- und Waldwege, die durch Kaltenherberg, Sträßchen und Lungstraße führten, wurden teilweise mitbenutzt.
Doch immer noch war es eng auf der Straße, die von vielen Fuhrwerken und bald auch von Postwagen befahren und Köln-Lenneper-Straße genannt wurde. 1822 wurde sie um zwei Meter erweitert.
Einige markante historische Bauwerke hat die Straße bis heute aufzuweisen: Viele Gasthöfe und Herbergen luden früher zur Einkehr ein. Auf Burscheider und Hilgener Gebiet entwickelten sich an ihr im 19. Jahrhundert Gewerbe- und Industrieanlagen. Hier wurde sie zur Lebensader des Ortes, in das "Dorf" Burscheid führte noch lange Zeit nur ein schlechter unbefestigter Weg.
Wir beginnen unsere historische Wanderung in Fettehenne. Das Straßendorf war schon im Mittelalter ein kleiner Verkehrsknotenpunkt, 1377 ist eine Zollstation nachweisbar. Für die Jakobspilger hatte der Ort besondere Bedeutung: Eine 1582 erstmals erwähnte, wahrscheinlich aber ältere Kapelle lud zu Rast und Gebet ein. Geweiht war sie dem Heiligen Antonius. Um 1700 wurde sie wegen Baufälligkeit abgebrochen.
1737 entstand an gleicher Stelle eine neue, diesmal dem heiligen Nepomuk geweihte Kapelle, wegen des rot verputzten Backsteinbaus im Volksmund "Rote Kapelle" genannt. Ungeschützt donnert heute der starke Autoverkehr an der Kapelle vorbei und gefährdet die Stabilität von Mauern und Dach.
Von Fettehenne an windet sich die Straße aufwärts, durch die berüchtigte "Ätzekuhl", bei der einst ein Galgen stand und am ehemaligen Siechenhaus vorbei nach Straßerhof. Bis zum Ausbau der Straße gab dort nur ein einziges Haus: die Schäferei des Rittersitzes Landscheid.
Nachdem der Eigentümer von Haus Landscheid, Bertram von Hall, sich 1743 von Straßerhof getrennt hatte, wurde das Haus zu einem Wohnhaus umgebaut und erhielt den Namen "Hof an der Straße" oder einfach "Straßerhof". Anfang des 19. Jahrhunderts wurde daraus ein Wirtshaus. Als Ausgangsstation für den Besuch Altenbergs sah es viel adelige und geistliche Prominenz.