„Speed4“: Grundschüler haben Spaß an der Bewegung
Ein computergesteuerter Parcours motiviert Schüler und liefert gleichzeitig Daten für eine Langzeitstudie.
Burscheid. „Eine ganze Sekunde schneller“, jubelt Josua. Wer den Zweitklässler durch die Turnhalle der Ernst-Moritz-Arndt-Schule rennen sieht, glaubt nicht an die Horrormeldungen von Lehrerverbänden und Krankenkassen.
Denn nach deren Aussage ist eine zunehmende Zahl von Grundschülern nur noch von Fernsehen, Playstation und Fast Food geprägt. Starke motorische Defizite und Übergewicht schon im frühen Kindesalter sollen die Folge sein.
Doch vielleicht ist Josua eine Ausnahme, denn auch Schulleiterin Sonja Tippel bestätigt: „Die generelle Entwicklung, dass Grundschüler motorische Schwierigkeiten haben, ist schon seit vielen Jahren zu beobachten.“
Doch das ist für Sonja Tippel kein Grund zur Resignation — im Gegenteil: Besonders in den letzten Jahren erkennt sie eine Gegenbewegung zu diesem grundsätzlichen Trend. „Wir haben immer mehr Eltern die sich schon früh mit den Thema befassen und Gegenmaßnahmen einleiten. Teilweise haben unsere Schüler auch schon im Kindergarten an Bewegungsprogrammen teilgenommen. Das finde ich sehr gut“, sagt die Schulleiterin und Sportlehrerin.
Deshalb war ihr und dem Kollegium auch sofort klar, dass sie an dem Projekt „Speed4“ teilnehmen werden. Ursprünglich für den Profi-Fußball entwickelt, tourt „Speed4“ seit dem Jahr 2008 durch Grundschulen in ganz Nordrhein-Westfalen. Dabei werden auf einem computergesteuerten Parcours insgesamt vier Zeiten gemessen (siehe Kasten). Addiert ergeben sie die Gesamtzeit für jeden Schüler.
Dabei wird vor allem auf die Motivation besonderen Wert gelegt: Dafür ist zum Beispiel wichtig, dass jeder Schüler nur eine Sekunde nach dem Lauf durch den Parcours sofort seine Zeiten und die Gesamtzeit auf einer Art „Kassenzettel“ ausgedruckt in den Händen hält.
Außerdem ist der Parcours so angelegt, dass sich die Schüler fast alle im zweiten oder einem späteren Durchlauf steigern. Das motiviert auch Patrick (7): „Ich bin gleich im zweiten Versuch bestimmt schneller“, sagt der Klassenkamerad von Josua.
Ihre „Kassenbons“ können die Kinder später in drei Burscheider und einem Geschäft in Wermelskirchen in kleine Überraschungen umtauschen — eine zusätzliche Motivation.
Nebenbei dienen die Grundschüler mit ihren Läufen durch den Parcours auch einem wissenschaftlichen Zweck: Alle Ergebnisse der Schüler werden gesammelt und in einer Langzeitstudie der Bergischen Universität in Wuppertal ausgewertet. „Seitdem die Studie läuft, sind auch die Schulen aufgeschlossener gegenüber unserem Projekt“, sagt Jessica Circu von „Speed4“.