Stadtentwickler planen für starke Zentren

Geht es um die Zukunft der Stadt, soll Zersiedelung unbedingt verhindert werden. Teil 2 über die Macht des Bebauungsplanes.

Burscheid. Eine ganze Stadt zu planen — mit Platz für Wohnhäuser, Geschäfte, Firmen, mit Straßen, öffentlichen Gebäuden und Gewerbe — das ist eine Herausforderung. Mit ihr setzen sich die Mitarbeiter des Amts für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Liegenschaften täglich auseinander.

Als Handlungsgrundlage dient ihnen dafür der Flächennutzungsplan. In ihm haben sich Verwaltung und Politik geeinigt, wie sie sich die Stadt künftig vorstellen, wo etwa ein Neubaugebiet entstehen könnte. Doch der Flächennutzungsplan ist unverbindlich. Wirklich konkret wird es erst eine Ebene weiter unten, beim Bebauungsplan.

Ein Bebauungsplan ist verbindlich. Steht dort, dass der Eigentümer des betroffenen Grundstücks das Recht hat, ein zweigeschossiges Haus zu bauen, dann kann ihm das niemand streitig machen. Und eben weil das so ist, muss für einen Bebauungsplan jede Menge berücksichtigt werden. „Jeder einzelne Schritt ist ganz genau festgelegt, bis schließlich der endgültige Plan beschlossen wird“, sagt Kurt Berger, der das Amt für Stadtentwicklung seit 2004 leitet.

Will die Verwaltung so einen Plan erstellen, muss sie die Öffentlichkeit einbinden, sämtliche Behörden und Ämter anhören, bestehende Gesetzte beachten, mit Anwohnern und Nachbarn sprechen. „Und über jeden Vorschlag, jede Anregung, die in diesem Zusammenhang fällt, muss die Politik einzeln abstimmen“, sagt Berger.

Beispiele für solche Bebauungspläne gibt es viele. Oft wird in einer Sitzung des Stadtrats gleich über mehrere Pläne abgestimmt. Das Neubaugebiet Rötzinghofen ist nach einem Bebauungsplan entstanden. Und auch für das Gewerbegebiet Strasserhof gibt es einen gültigen Bebauungsplan, der genau regelt, wo eine Firma, die sich dort ansiedelt, welche Gebäude bauen dürfte. Dort fehlt derzeit nur noch die Erschließung: Straßen, Stromleitungen und Kanäle müssen gebaut werden.

Theoretisch lässt sich mit einem Bebauungsplan so ziemlich alles regeln. Wie hoch die Gebäude werden dürfen, welche Farbe die Fassade haben darf, wie groß der Zaun vor dem Grundstück sein darf, was für eine Form und welchen Neigungswinkel das Dach haben muss. „In der Realität wird davon zum Glück aber immer weiter Abstand genommen“, sagt Bürgermeister Stefan Caplan. Zu viel Regulierungswut habe in der Vergangenheit in anderen Städten zu eintönigen Siedlungen geführt. Beispielsweise, wenn alle Dächer in die gleiche Richtung ausgerichtet werden mussten.

Doch es gibt nicht für jedes Fleckchen Burscheid einen Bebauungsplan. Sogar mitten in der Innenstadt gibt es große Gebiete, für die kein Plan existiert. „Dort gilt: Gebaut werden darf alles, was sich einfügt“, sagt Berger. Doch ganz so einfach, wie es klingt, ist es am Ende leider nicht. Damit, was sich nun einfügt und was nicht, beschäftigen sich Gerichte immer wieder. „Fest steht zum Beispiel, dass die Farbe des Hauses egal ist.“

Doch was haben die Stadtplaner eigentlich mit Burscheid vor? „Wir setzen auf das Zwei-Zentren-Konzept“, sagt Caplan. Die Innenstädte von Burscheid und Hilgen sollen gestärkt, eine Zersiedelung verhindert werden. Pläne sind nicht das einzige Instrument, das die Stadtentwickler zur Hand haben. Oft geht es dabei um ganz einfache Dinge — wie ein bisschen Hilfe.

„Unser zweites Ziel ist die Nachverdichtung bestehender Ortschaften“, sagt Caplan. Denn viele Leute hätten keine Lust mehr auf ihre großen Grundstücke und würden Teile davon gerne verkaufen. „Wir helfen ihnen dann mit einer Bauberatung.“ Wo früher ein Haus mit großem Garten stand, stehen dann zwei Häuser mit kleinem Vorgarten. Auf diese Weise würden im Schnitt sogar mehr neue Häuser entstehen als durch neu ausgewiesene Baugebiete.

Letztlich ist es für die Stadtplaner in Burscheid ein Vorteil, dass die Stadt wächst. „Das macht die Planung natürlich ein bisschen einfacher“, sagt Stefan Caplan. Doch das Wachstum sei letztlich auch das Ergebnis von extrem harter Arbeit: „Wir haben Kindergartenplätze, die Radtrasse, schöne Grundstücke. All das führt dazu, dass immer mehr Menschen nach Burscheid kommen.“

Bei ihrem Handeln tragen Stadtplaner eine Menge Verantwortung. Und müssen sich manchmal eingestehen, Fehler gemacht zu haben. „In den 70er-Jahren galt zum Beispiel die Devise der autogerechten Stadt“, sagt Kurt Berger. „Das hat in manchen Städten zu einer ganzen Reihe von Entwicklungen geführt, die heute als Bausünden gesehen werden.“