Wasserstoff Städte wollen mit Wasserstoff die Emmissionen deutlich senken
Köln · Die Städte Köln, Brühl, Hürth, Wesseling, der Rheinisch-Bergische und der Rhein-Sieg Kreis haben am Kölner Flughafen ihr Feinkonzept zum umfassenden Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft für die Region präsentiert.
Insgesamt gibt es mehr als 100 Projekte von 82 Partnern, die sich allesamt um die Nutzung moderner Wasserstofftechnologien drehen. Damit sollen Verkehrsemmissionen künftig deutlich gesenkt werden. Zum Einsatz kommt die Technologie bereits bei Bussen oder auch bei Nutzfahrzeugen sowie Lastwagen und Pkws. Auch bei Schiffen und Zügen kann Wasserstoff genutzt werden.
Zu den Partnern gehört auch
der Flughafen Köln/Bonn
„H2R Wasserstoff Rheinland“ ist der gemeinsame Beitrag der vier Städte und zwei Kreise sowie ihrer Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft zum vom NRW-Wirtschaftsministerium ausgeschriebenen Wettbewerb „Modellkommune/-region Wasserstoffmobilität NRW“. In der ersten Stufe konnte man mit dem Grobkonzept schon unter die ersten drei Bewerber kommen. Nun will man mit dem Ende August eingereichten Feinkonzept gegen die Mitbewerber aus Düsseldorf und Steinfurt den ersten Platz holen. Verkündet wird die Entscheidung Mitte Oktober.
Zu den mehr als 80 Partnern gehören Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Kammern, Netzwerke und weitere Wasserstoff-Akteure. Dazu zählen zum Beispiel auch Abfallwirtschaftsbetriebe in der Region, deren Müllsammelfahrzeuge mit einem Brennstoffzellenantrieb ausgestattet werden können. Bei Shell in Wesseling geht es zum Beispiel um den Bau der größten europäischen industriellen Anlage zur Wasserstoff-Elektrolyse.
Partner ist zudem der Flughafen Köln/Bonn, bei dem es die erste Wasserstoff-Tankstelle auf dem Kölner Stadtgebiet gab. Dort wurden auch schon früh Busse und Nutzfahrzeuge mit der Wasserstofftechnologie getestet. Ein Wasserstoffauto ist aktuell am Flughafen im Einsatz. Außerdem wird die Errichtung einer Photovoltaikanlage geprüft. Der von ihr erzeugte grüne Strom soll zur Gewinnung von Wasserstoff genutzt werden, mit dem dann Vorfeldfahrzeuge betankt werden könnten.
Schon früh kam die Wasserstofftechnologie bei der Regionalverkehr Köln, kurz RVK, zum Einsatz. Hier gibt es seit 2007 eine Kooperation mit den Stadtwerken in Hürth. Im Chempark Knapsack wird der in der chemischen Industrie als Abfallprodukt anfallende Wasserstoff für eine Tankstelle genutzt, die die Busse im Nahverkehr der RVK versorgt. 2011 kam der erste Bus mit der neuen Technologie auf die Straße. Inzwischen sind diese Busse sowohl in Hürth als auch in Brühl im Einsatz. Ab September werden bei der RVK 35 Wasserstoff-Busse und fünf Wasserstoff-Autos unterwegs sein. Ein weiterer Ausbau der Flotte ist geplant. Insgesamt werden bis 2021 in der Region 52 Busse mit der modernen Technologie im Einsatz sein.
In der Nachbarstadt Köln setzt die KVB auf E-Busse. „Da gibt es kein entweder oder, sondern wir brauchen alle umweltfreundlichen Technologien. Denkbar ist der Einsatz von Wasserstoff in Köln zum Beispiel bei schweren Nutzfahrzeugen wie den Müllwagen“, sagt Verkehrsdezernentin Andrea Blome. Man habe den Klimanotstand ausgerufen und der Klimawandel mache nicht an der Stadtgrenze halt. „Wir sind hier nur als Region stark“, betont Blome. „Wir sind mitten in der Entwicklung und es gibt große Pläne beim öffentlichen Personennahverkehr. Da können wir stolz sein, wie gefestigt und gut die Zusammenarbeit in der Region ist“. Die Wasserstofftechnologie habe große Potenzial und bringe eine riesen Chance mit sich, ergänzt der Landrat der Rheinisch-Bergischen Kreises, Stephan Santelmann. Auch er kann sich neben dem Nahverkehr den Einsatz von Wasserstoff bei den Nutzfahrzeugen wie Müllwagen gut vorstellen. Da sei eine nachhaltige Infrastruktur sehr wichtig. Dazu zähle auch die vor Kurzem erst eröffnete Wasserstoff-Tankstelle in Wermelskirchen.
In die rund 100 Projekte in der Region, die alle Wertschöpfungsstufen von der Wasserstoffproduktion über die Verteilung und die Nutzung bis zur Wissensvermittlung umfassen, sollen insgesamt 405 Millionen Euro investiert werden. Bis 2030 könnten so laut den Verantwortlichen bis zu 188.000 Tonnen CO2 eingespart und 2000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Geplant ist auch eine 100 Kilometer lange Pipeline zur Verteilung des Wasserstoffs. Aktuell gibt es in der Region acht Tankstellen für Wasserstoff, weitere acht sind in Planung.