Suchspiel für Autofahrer beendet
Fünf neue Schilder weisen auf die Umleitung hin. Doch ortskundige Fahrer nutzen eine andere Strecke.
Burscheid. Bis Oktober soll es dauern, bis die Autobahnbrücke in Kaltenherberg saniert ist. Und genauso lange wird sie für Gesprächsstoff sorgen. Für positiven — wenn die Arbeiten Fortschritte machen und sich auf der Baustelle etwas tut.
Und für negativen — wenn wieder ein Lastwagen in der engen Sackgasse wenden muss, weil der Fahrer übersehen hat, dass die Brücke nicht befahrbar ist und es eine Umleitung gibt, die auf die Autobahn Richtung Dortmund und auf die B 51 führt.
Zumindest das Szenario mit dem Lastwagen jedoch dürfte den Burscheidern seit Mittwoch deutlich weniger begegnen. Denn Stadt und Bürger hatten sich zuletzt beim Landesbetrieb Straßen.NRW über die schlecht beschilderte Umleitung beschwert und Abhilfe gefordert. Und dieser hat reagiert. Fünf neue Schilder stehen nun an der Friedrich-Goetze- und an der Hohestraße. Auf zwei von ihnen wird groß auf die Umgehung hingewiesen.
„Ein erstes Schild wird schnell übersehen und dann fährt der Autofahrer falsch“, sagt Norbert Cleve vom Landesbetrieb. Zwar gebe es bei den Verkehrsteilnehmern auch immer einen Lernprozess und es dauere mehrere Tage, bis sie mit so einer Baustelle umgehen könnten — in diesem Fall aber habe man nachbessern müssen. „Wenn wir so etwas mitbekommen, dann reagieren wir.“
Geholfen hat es. Deutlich weniger Fahrzeuge stehen seitdem vor der gesperrten Brücke, die früher über die Autobahn führte. Lange muss der geduldige Fußgänger warten, bis er doch noch einen Autofahrer erwischt, der die Umleitung verpasst hat. Ratlos steht die Frau aus Augsburg vor der gesperrten Brücke, fährt dann auf den Parkplatz von Max Bahr und wendet. Doch sie ist die Einzige in dieser halben Stunde.
Damit sind jedoch noch nicht alle Probleme gelöst — für manche fangen sie gerade erst an. Einer, der es noch gelassen und mit Humor nimmt, ist Manfred Kuhnt. Seit 36 Jahren wohnt er in dem Eckhaus an der Kreuzung Bürgermeister-Schmidt-Straße und Geilenbacher Straße. Und seitdem wird es immer lauter — zuletzt seit die Umleitung genau an seinem Haus vorbeiführt. „Aber man wohnt eben immer in der Nähe von irgendetwas: Autobahn, Flughafen, Bahn. Wenn man das nicht möchte, muss man aufs Land ziehen“, sagt er und grinst.
Durch den Parkplatz von Federal Mogul ein paar Meter weiter ist er lauten Verkehr gewohnt. Die Fahrzeuge, die nun durch die Umleitung hinzugekommen sind, fallen aus seiner Sicht nicht größer ins Gewicht. Mehr Sorge bereiten ihm die Unfälle. Erst am Pfingstsonntag gab es wieder einen: Ein auswärtiger Autofahrer war langsam unterwegs, auf der Suche nach dem nächsten Umleitungsschild.
Ein Motorradfahrer wollte ihn gerade überholen, da bog der Autofahrer plötzlich links ab. Der Kradfahrer krachte ihm in die Seite und beide landeten im Vorgarten von Manfred Kuhnt. Den kaputten Zaun hat er schon ersetzt. Früher war es noch schlimmer: „Da hatten wir hier eine Art Erste-Hilfe-Station.“
Viele Anwohner der Altenberger Straße hingegen sind sauer. Ihre Straße gehört zwar offiziell nicht zur Umleitung, wird aber von vielen Fahrern genau dafür genutzt. Vor allem wer sich auskennt, fährt eher diesen Weg Richtung B 51 als die längere, offizielle Umleitung. „Seit es die Baustelle gibt, können wir die Fenster nachts nicht mehr offen lassen. Es ist einfach viel zu laut“, beklagt sich eine Anwohnerin, die auf dem Weg zum Friedhof ist.
Problematisch wird es auch, wenn auf dem nahe gelegenen Friedhof eine Beerdigung ist. Denn die Parkplätze auf der Altenberger Straße sind fast alle gesperrt, um Platz zu machen für den Busverkehr, dessen Umleitung dort entlang führt. Kommen die Trauergäste, gibt es Chaos. Denn natürlich parken die Autofahrer trotzdem auf der Straße, sagt die Anwohnerin: „Wo sollen sie denn auch hin? Es gibt ja sonst keine Stellflächen mehr.“