Test: Keine Angst mehr vor dem Anstieg
Radtouren durch das Bergische ohne Anstrengung – das geht mit den neuen E-Bikes. BV-Volontärin Andrea Wiegmann hat eins getestet.
Burscheid. Immerhin: In der Theorie spricht alles dafür, dass ich die perfekte Kandidatin für ein Elektrofahrrad (wahlweise auch E-Bike oder Pedelec genannt) bin. Ich bin nicht sportlich (keine Kondition, erst recht keine Wadenmuskulatur), fahre nur gelegentlich Fahrrad, hätte aber trotzdem Lust, das Bergische Land mit dem Rad zu erkunden - und zwar ohne mich völlig zu verausgaben. Ideale Voraussetzungen für eine Fahrt mit dem E-Bike.
Gleich zwölf dieser Räder gehören Sven Riedesel vom Burscheider Radsportgeschäft Campana. Gemeinsam mit Ralf Seck bietet er geführte E-Bike-Touren durch das Bergische Land an. Das Versprechen: Radtouren ohne Stress und Anstrengung, dafür mit viel Zeit, beim Fahren auch die Landschaft zu sehen.
Am Anfang überwiegt die Skepsis - das E-Bike sieht aus wie ein normales Fahrrad, einen knatternden Motor sucht man vergebens. "Auch wer nicht fit ist, kann längere Touren mit dem E-Bike unternehmen", sagt Riedesel über das Fahrrad mit eingebautem Rückenwind. 21Kilo ist es schwer, drei Kilo macht der Lithium-Ionen-Akku aus. Er könnte mich bis zu 80 Kilometer weit unterstützen. Fürs erste reichen aber vier Kilometer - von Altenberg zum Haus Maria in der Aue.
"Beim Anfahren sollte ein bisschen Platz nach vorne bleiben, das gibt gleich ordentlich Schwung", warnt Riedesel und drückt auf den Powerknopf am Display. Es passiert - nichts. Technische Unterstützung gibt das E-Bike erst, wenn der Fahrer selbst in die Pedale tritt. Je stärker der Antritt, desto höher die Unterstützung.
Mit Schwung geht es also los - und der Schwung bleibt. Im Eco-Modus geht es in Reisegeschwindigkeit gen Wermelskirchen. Gemütlich lässt es sich neben schwitzenden Mountainbikern herradeln, ganz nebenbei bleibt Zeit, einen Blick in die Umgebung zu werfen. "Der sportliche Aspekt steht bei einer Fahrt mit dem Pedelec nicht im Vordergrund", betont Seck.
Ich werde mutiger, stelle die höchste Unterstützung ein und radele einen steilen Berg hinauf. Anstrengender als ebene Strecken ist das zwar schon, aber von meinem alten Rad (Dreigangschaltung, Rücktrittbremse) wäre ich hier wohl längst abgestiegen. Und ich merke, je mehr ich trete, desto mehr gibt das Fahrrad zurück. Temporekorde werde ich mit dem Pedelec aber nicht aufstellen - bei 25 km/h schaltet der Antrieb automatisch ab.
Als wir nach vier Kilometern am Haus Maria in der Aue ankommen, bin ich enttäuscht. Schon vorbei? Ich könnte noch stundenlang mit dem Pedelec durch die Gegend düsen.